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Gemeinderat, 28. Sitzung vom 25.10.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 30 von 57

 

Solche Zustände wollen wir weder heute noch morgen noch in Zukunft in Wien erleben, geschweige denn irgendwo in Österreich. Ist es das, was Rot-Grün jetzt unter Gleichbehandlung versteht? Wir wollen das nicht, und wir lehnen diese Entwicklung auch ab. Wir sehen auch mit einer gewissen Besorgnis, was da jetzt so auf uns zukommt, auf die Wienerinnen und Wiener und auf die Österreicher und Österreicherinnen. Ich kann Ihnen schon sagen: Am Wahlsonntag haben das auch viele genauso gesehen, sonst wäre das Ergebnis nicht so ausgegangen.

 

Aber bei unseren GrünInnen und RotInnen ist das leider offensichtlich so noch nicht angekommen. Denn wenn wir - ich habe jetzt bewusst dieses Binnen-I verwendet - jetzt zur Diskussion zum Binnen-I kommen, dann kann ich Ihnen schon sagen: Was hat das Binnen-I den Frauen gebracht, außer, dass die Bildung immer mehr nach unten ebeniert wird? Ich sage es, liebe Linke, nehmen Sie zur Kenntnis: Es gibt einen Unterschied zwischen Genus und Sexus, auch wenn es euch nicht passt. Und das ist gut so, und wir wollen uns unsere Sprache von Ihnen nicht zerstören lassen, genauso wenig, wie wir uns von Ihnen gegeneinander ausspielen lassen wollen. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Wer hat denn nach wie vor neben dem Leistungsdruck, im Beruf immer alles besser machen zu müssen, die doppelte und dreifache Belastung mit Familie, Beruf und Haushalt zu erdulden? Immer noch wir Frauen, zumindest die meisten von uns Frauen. Wer pflegt schwerpunktmäßig seine Angehörigen, betreut die Kinder? Das zeigt dieser Bericht, den wir hier haben, auch sehr deutlich auf. Er zeigt auf, dass die Frauen diejenigen sind, die daheim bleiben, auch wenn sie in der geschützten Werkstätte der Stadt Wien arbeiten. Ich kann Ihnen schon sagen: Auch wenn in dem Bericht drinnensteht, dass der Papa-Monat jetzt etwas besser angenommen worden ist und dass sich die Karenzen jetzt mehr teilen, sprich, dass das leicht ansteigend ist, also 1 Prozent oder 1,5 Prozent, möchte ich das ja nicht unbedingt als Erfolg werten, hat sich das für Österreich nicht verändert.

 

Ich kann Ihnen nur sagen: Machen Sie die Augen auf, schauen Sie hinaus in die tatsächliche Arbeitswelt neben der Stadt Wien, da hat sich nichts verändert. Da läuft es immer noch so, dass es keinen echten Schutz im Job gibt und dass keiner die Positionen riskieren wird, und dass die Leute nicht reihenweise in den Papa-Monat oder in die geteilte Karenz gehen, weil sie es sich weder finanziell noch beruflich leisten können.

 

Wenn wir uns die Arbeitslosenstatistiken anschauen, auch in Wien, Wien macht keine Ausnahme, führen leider auch dort die Frauen das Feld an. Auch das ist weder erstrebenswert noch nachahmenswert. Oder schauen Sie sich den Neuzuzug an, wie es dort aussieht, wie die Hierarchien dort verteilt sind und wie Frauen dort behandelt werden. Kommen Sie denen doch mit der Gleichbehandlung! Wer macht denn in Familien mit Migrationshintergrund Halbe-Halbe? Trotzdem haben wir in den letzten Jahren wirklich Millionen an Euro ausgegeben, um „Ganze Männer machen Halbe-Halbe“ zu performen. Was ist rausgekommen? Es ist offensichtlich nur für die Wienerinnen und Wiener gewesen, das partnerschaftliche Modell zu leben oder eine faire Beziehung vorgeschrieben zu bekommen, denn die Familien mit Migrationshintergrund leben nach wie vor weiter so, wie sie vorher gelebt haben, nämlich ihr selbstbewusstes Familienbild und nicht das, was ihnen von der Sozialdemokratie vorgegeben wird.

 

Wer muss denn hier in Wien oder auch in Österreich alles unter einen Hut bringen und schlechte Teilzeitjobs, schlecht bezahlte Teilzeitjobs annehmen? Wir Frauen! Jetzt frage ich Sie noch einmal: Wo hat uns Ihre Gleichmacherei hingebracht? Viel Frauen hätten gerne eine echte Wahlfreiheit, nämlich die, sich zu entscheiden, ob sie zu Hause ihre Kinder erziehen wollen oder arbeiten gehen wollen, und da zu entscheiden, wie viele Stunden sie dann gerne arbeiten möchten, um den Rest mit ihrer Familie verbringen zu können. Doch diese Frage stellt sich für uns Frauen sehr, sehr oft nicht. Wir haben immer mehr Alleinerzieherinnen, vor allem in Wien, und zwar so viele wie noch nie zuvor, und viele von ihnen müssen Teilzeitjobs annehmen, weil sie es nicht anders können, weil sie es mit ihren Kindern nicht anders vereinen können. Sie müssen diese Teilzeitjobs annehmen, um überhaupt irgendwie über die Runden zu kommen. Denen hilft niemand, die unterstützt niemand, und das nennt sich dann sozial.

 

Aber das ist auch nicht das, was ich unter Gleichberechtigung auf Augenhöhe verstehe. Es ist auch nicht das, was wünschenswert ist und was fair ist. Was hat also Rot-Grün jetzt in Wien dazu beigetragen, dass da draußen in dieser Welt eine qualitativ hochwertige Teilzeitarbeit für Frauen geschaffen wird, die finanziell auch noch entsprechend entlohnt wird? - Nichts! Wenn ich mir den Wiedereinstieg von Frauen nach der Karenz anschaue, muss man auch sagen: Es schaut sehr, sehr traurig aus - und zwar sogar im eigenen Haus. Wenn man sich den Wiedereinstieg nach der Karenz für Frauen in Wien anschaut, das hat der Gleichbehandlungsbericht schon auch gesagt, läuft es da nicht wirklich optimal. Wir schaffen es ja nicht einmal hier, interessante Positionen für Führungspositionen so auszuschreiben, dass Frauen, die in Karenz sind, auch die Möglichkeit haben, sich für diese Positionen zu bewerben oder daran teilzunehmen.

 

Wie schaut es beim Einkommen aus? Meine Vorrednerin hat erwähnt, dass wir den Equal Pay Day ein paar Tage später feiern, nämlich 15 oder 16 Tage nach dem normalen, das heißt, dass die Frauen in Wien etwas besser bezahlt kriegen als im Durchschnitt Österreichs. Aber ich muss ehrlich sagen: Wir haben nicht dieselben Messmethoden, das muss man schon auch sagen, wie der andere Equal Pay Day. Das heißt, hier kann man nicht nachvollziehen, ob unter denselben Voraussetzungen vorgegangen wird oder nicht. Ja, das muss man hier auch einmal kritisieren und bemängeln. Ich hätte schon auch einmal ganz gerne die Instrumente, mit denen das verglichen worden ist, in diesem Haus auf den Tisch gelegt bekommen, damit man sehen kann, ob das auch wirklich nachvollziehbar für uns so stimmt.

 

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