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Gemeinderat, 28. Sitzung vom 25.10.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 44 von 57

 

so schlecht darstellen, ich habe mir einmal eine Rede meiner sehr geschätzten Kollegin und GRin Susanne Bluma gemerkt. Sie hat einmal erzählt, sie hat so einen Spickzettel in ihrer Lade und den nimmt sie sich jedes Mal heraus, wenn es darum geht, ob Wien da gut oder schlecht ist. Ich habe sie jetzt sogar gefragt, ob sie diesen Spickzettel noch hat. Sie hat ihn leider nicht mehr, aber wir haben es auch gefunden, man braucht ja nur ein bissel im Internet schauen. Wir sind global Nummer 1 in Sachen Lebensqualität, erfolgreichste Stadt laut weltweiter UN-Studie, „Smarteste Stadt der Welt“, Positionierung unter den 10 wirtschaftlich stärksten Städten weltweit, viertnachhaltigste Großstadt der Welt, Metropole mit hervorragendem Ansehen, drittinnovativste Stadt Europas, Top-Standort zum Leben und Arbeiten, großes wirtschaftliches Potenzial, Drehscheibe zwischen Ost und West, Positionierung unter den Top-10 Start-up-Städten, unter den Top-20 der globalsten Städte weltweit, Top-Standort für internationale Organisationen, Tourismusmagnet und Kongressstadt Nummer 1, Kultur-Events, Wirtschaftsstadtmotor, weltweit im Spitzenfeld der Online-Städte, internationaler Top-Wissenschaftsstandort, größte Universitätsstadt im deutschen Sprachraum. Also wer Sie hört, glaubt, dass wir wirklich in zwei verschiedenen Städten leben! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Zur Kollegin Olischar, die uns das Angebot gemacht hat, dass wir von den Bezirksvorstehern der von der ÖVP geführten Bezirke lernen sollen: Vielleicht lernen Sie aus der Art und Weise, wie wir Studien erstellen, weil uns in letzter Zeit gerade der Außenminister Sebastian Kurz gezeigt hat, wie man Studien bestellt, wie man sie nachschärft, wie man sie umschreibt, wie man sie umformuliert, ja, sogar der Verdacht besteht, dass man sie vielleicht auch noch verfälscht, für 20 Seiten 30.000 EUR ausgibt, und das alles noch rechtzeitig vor den Wahlen. Vielleicht können wir einmal gegenseitig lernen. Vielleicht lernt man einmal, wie man bei uns Studien erstellt. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Warum erstellen wir diese Studie? Wir erstellen diese Studie, weil es eine Querschnittsmaterie gibt, wo alle Magistratsdirektionen, alle Geschäftsgruppen daraus etwas für sich nehmen und lernen können. Ich war jetzt in den letzten Tagen in Vorbereitung eines großen Events auf einer Dienstreise in Dubai und Abu Dhabi unterwegs, vier Tage lang, und mit derjenigen Dame, die uns dort betreut hat, um dieses Event vorzubereiten. Wenn man mit diesen Menschen ins Gespräch kommt, dann gibt es Fragen, die man diesen Menschen stellt: Wie leben sie da? Wie schaut die Wohnsituation aus? Wo gehen ihre Kinder in die Schule? Wie schaut die Kindergartenbetreuung aus? Wie ist die Situation der Frauen? Kann man alleine fortgehen? Wie ist die Sicherheit? (GR Mag. Wolfgang Jung: Das geht dort nicht immer, dort, wo Sie hinfahren!) Wie ist die Umweltbelastung? Bitte? (GR Mag. Wolfgang Jung: Das geht dort nicht immer, dort, wo Sie hinfahren!) Das geht sehr gut in Dubai und Abu Dhabi, glauben Sie es mir. (GR Mag. Wolfgang Jung: Das sagen Sie!) Aber vieles, vieles würde in Wien anders gehen. Alleine schon die Situation, dass die sehr viel verdient, sich aber in einer WG mit sieben verschiedenen anderen Personen nur ein Schlafzimmer leisten kann, um dort zu wohnen, und dass ihre Mutter dort mit ihr leben muss, weil die Kinderbetreuung nicht funktioniert. Wenn man dann 8.000 EUR für die Bildung zahlt, dann wird man nachher schon draufkommen, dass im Vergleich zu vielen Städten Wien wirklich eine hervorragende Stadt ist, und wenn man nicht übertreiben will, dann muss man sagen, ein Paradies für viele Menschen!

 

Und wenn man diese Fragen stellt - wie schaut es mit der Verkehrssituation aus, wie kommt sie in die Arbeit, gibt es einen öffentlichen Verkehr -, so sind das all diese Dinge, die fundamentalen Fragen, die man jedem stellt, um nachher zu entscheiden, ob man in einer Stadt leben will oder nicht leben will und ob man in dieser Stadt gut leben kann und ob man in dieser Stadt glücklich ist. Bei dieser Studie zu sagen, wir bestellen eine Studie zur Lebensqualität der Stadt Wien, so ist das keine Studie, die wir erstellen, um uns zu beweihräuchern, damit wir nachher feststellen, dass Wien die Nummer 1 ist, sondern die erstellen wir, um auf Grund dieser Grundlagen die Zukunft unserer Politik aufzubauen. Wir haben in dieser Studie ein immens großes Sample von 8.400 interviewten Menschen. Diese Studie wird in Interviews geführt, 150 Fragen werden dort zu Arbeit, Diversität, Einkommen, Familie, Frauen, Freizeit, Gesundheit, Kinderbetreuung, Kultur, Lebenszufriedenheit, Mobilität, Sicherheit, soziales Umfeld, Partizipation, Umwelt, Wohnen, Wohnumgebung, Infrastruktur abgehandelt. Der Fokus liegt auf subjektiver Lebensqualität - wie zufrieden bin ich mit meiner Wohnung? -, aber auch auf Indikatoren für objektive Lebensqualität, zum Beispiel über die Größe der Wohnung. Dafür nimmt man sich Zeit, 40 Minuten, auch im Hinblick darauf, dass Wien einen sehr hohen Bevölkerungsanteil von Menschen mit Migrationshintergrund hat. Über eine halbe Million sind hier in 2. Generation, und ich glaube, wenn ich mich nicht irre, haben 200.000 Menschen einen ersten Migrationshintergrund. Von diesen 8.400 Interviews werden 300 Interviews auch in türkischer und serbokroatischer Sprache geführt. 40 Minuten, das habe ich schon erwähnt, nimmt man sich dafür Zeit, um all das auszuwerten.

 

Der Zeitvergleich von 1995 bis 2018 gibt uns auch eine fundierte Basis, um zu wissen, wie sich die Stadt entwickelt hat und welche Herausforderung jetzt kommen. Allein wenn man schon den Unterschied zwischen der letzten Studie sieht, die 2013 passiert ist, und derjenigen, die wir jetzt beauftragen. In der Zwischenzeit ist die Stadt massiv gewachsen. Es gibt einen höheren Druck auf Freiflächen, auf den Wohnungsmarkt. Wir haben auch sehr stark den Wohnungsbau forciert. Neue Stadtentwicklungsgebiete wurden entwickelt und schon in die Bebauung hereingenommen. Der Nutzungsdruck auf öffentliche Verkehrsmittel ist gestiegen. Auch auf Grün- und Freiflächen ist der Druck spürbar und hat zugenommen. Eine zunehmende Polarisierung in der Gesellschaft hat mit dem höheren Bedarf an Unterstützungsleistungen für sozial Schwache und für die Arbeitslosigkeit, die trotz größerer Zunahme der Beschäfti

 

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