Gemeinderat, 28. Sitzung vom 25.10.2017, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 57
ten sie Standorte aufbauen und wohin sie Mitarbeiter entsenden sollen. Es sei aber keine Umfrage und ziele nicht auf Manager ab, erklärt Steffen Zwink von Mercer dem ‚Standard‘.
Laut dem internationalen Studienverantwortlichen Slagin Parakatil ‚basieren 98 Prozent der Analyse‘ auf Sekundärforschung unabhängiger Daten von örtlichen und staatlichen Behörden und Institutionen wie der UNO. So werde unter anderem erhoben, welche Luftqualität in einer Stadt herrscht, wie verlässlich die Wasser- und Energieversorgung, der öffentliche Verkehr und die Kommunikationsmittel sind und wie hoch die Kriminalitätsrate. Nein, sagt Zwink, die Studie lässt sich nicht nur auf gut verdienende Spitzenmanager anwenden. Infrastruktur, Gesundheitsversorgung, Freizeitangebot, innere Sicherheit, et cetera sind sicher für alle Einwohner relevant, wobei die tatsächliche Wichtigkeit von Person zu Person verschieden ist.“
Ich will jetzt nicht alles vorlesen. Dann sagt er noch: Von den 39 Kategorien sind überhaupt nur 2, wo es einen Unterschied zwischen Bewohnern und Expatriates gibt, also denen, die herkommen, und das sind natürlich Unterrichtssprachen in Schulen, weil die das natürlich für ihre Kinder brauchen, und auch Wohnen, weil es da Zuschüsse gibt.
Diese 2 Punkte werden nur mit 2,5 Prozent bewertet, aber er führt dann noch weiter aus: „Würden diese zwei Kategorien besser bewertet werden, dann würde die Studie noch besser ausfallen, was man naturgemäß, wenn man Wohnen stärker berücksichtigt, sagen kann.“
Dann zitiere ich noch: „Wie kommt es nun, dass Stadtpolitiker bei der Studie häufig von einer reinen Umfrage sprechen? Die wahrscheinlichste Antwort: Sie wissen es nicht besser.“ - Sie wissen es also nicht besser. Aber jetzt wissen Sie es. Und in dem Sinn meine ich, liebe FPÖ, seid doch etwas mehr Patrioten, Wien-Patrioten. Wenn eine Studie wie diese positiv für Wien ist, muss man sie nicht deshalb schlecht machen. - Danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Jung.
GR Mag. Wolfgang Jung (FPÖ): Danke, Herr Vorsitzender! (Ruf bei der SPÖ: Das hat jetzt sein müssen!) - Haben Sie schon wieder Sehnsucht, Herr Kollege? (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Das ist keine Umfrage!)
Um auf meinen Vorredner einzugehen: Sie haben aber heute schon zugehört, wie diese Mercer-Studie in anderen Studien, einer sehr umfangreichen sogar, auf Seite 1 ist es gestanden, zerrissen wurde, Herr Kollege? Wenn Sie sagen, dass die Wichtigkeit von Person zu Person anders beurteilt wird, dann stimmt das, denn die Expatriates kriegen die Wohnungen und vieles andere von ihren Firmen bezahlt … (GR Christian Oxonitsch: Das hat er ja gerade gesagt!) - Ja eben, kriegen sie, und die Wiener kriegen von Ihnen nicht einmal die Heizungsbeihilfe. Das ist es, und das können Sie nicht bestreiten, Herr Kollege. Aber das nimmt Ihnen ohnehin schon niemand mehr ab, der Mercer ist in Wien eh schon in dieser Form zur Lächerlichkeit verkommen.
Auf den Kollegen Maresch noch einzugehen: Das war sehr nett, was wir da jetzt über den Tunnel gehört haben. Man merkt, die Gräben zwischen diesen beiden Bereichen beginnen, sich zu vertiefen. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Das waren die NEOS, nicht ich! Das hätten Sie gerne!) Die GRÜNEN müssen sich mehr profilieren, und wir freuen uns darauf, was wir da in nächster Zeit noch von Ihnen an Spaltungen zu hören bekommen, Herr Kollege.
Der Grund, warum ich mich eigentlich gemeldet habe, ist aber der Antrag der Kollegin Kugler, der im ersten Teil in dieser Einleitung vollkommen unterschrieben werden kann. Diese Jesiden sind wirklich eine verfolgte Gruppierung in dem ganzen Raum zwischen Iran bis herauf in den Irak und auch bis Kurdistan. Das können Sie übrigens bei Karl May nachlesen, dort werden sie dann die Teufelsanbeter genannt und werden unter vielen Verleumdungen verfolgt. Das ist richtig, sie verdienen da auch den Schutz für ihren Glauben selbst. Auch den letzte Satz - zudem verurteilt der Gemeinderat die Verfolgung - können wir unterschreiben.
Wo wir nicht mitkönnen, ist die Geschichte mit dem Errichten eines eigenen Friedhofs. Das beginnt nämlich in eine kritische Richtung zu wandern, nicht wegen der Jesiden, die sind sehr wenige bei uns in Wien, aber wegen des Islams. Ich habe bei mir in Liesing einen islamischen Friedhof, der hat, glaube ich, 3.000 oder wie viele Liegeplätze. Mohammedaner haben eine Sonderregelung, die eigentlich wahrscheinlich ohnehin noch einmal vom Verfassungsgerichtshof geprüft werden muss, nämlich die ewige Ruhezeit. Wenn Sie sich ausrechnen, bei 3.000 Liegeplätzen - die meisten werden heute noch nach Hause in die Türkei gebracht, da gibt es eigene Unternehmen - wird er in absehbarer Zeit voll sein. Und was dann? Dann errichten wir den nächsten Friedhof und den nächsten.
Ein Wiener hat, glaube ich, zehn Jahre „Liegezeit“ bei uns, dann muss er nachkaufen. Mit der Begründung der Religion kann man solche Einrichtungen zu Lasten und zum Schaden der Wiener Bevölkerung nicht machen. Wir werden Moslems, wie alle anderen, gleich behandeln müssen. Sie können vielleicht im Zentralfriedhof, da gibt es ja verschiedene Abschnitte, einen Abschnitt bekommen. (GR Mag. Manfred Juraczka: Das haben wir ja offengelassen!) Wenn wir aber anfangen, hier eigene Friedhöfe zu errichten, dann werden wir in 20 oder 30 Jahren nicht Wohnbauten, sondern Friedhöfe errichten müssen. Deshalb werden wir dem Antrag, was das Grundrecht und die Religion betrifft, nicht zustimmen. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als vorerst Letzter zu Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Dr. Gara.
GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen!
Ich möchte eine kurze Replik auf den Kollegen Stürzenbecher und generell letztendlich auch zur SPÖ machen, weil ja immer wieder die Mercer-Studie zitiert wird. Das finde ich gut. Ich zitiere jetzt auch die Mercer-Studie, und das hat auch etwas mit Lebensqualität zu tun. Mercer hat vor ein paar Tagen eine Studie zum Ranking der
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