Gemeinderat, 28. Sitzung vom 25.10.2017, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 57
stark er gefordert wird, weil der Job, wie gesagt, von „shoepping.at“ übernommen wird, und die Schnittstelle, wie gesagt, zwischen Onlineshop und Händler vorhanden ist.
Jetzt gibt es aber plötzlich noch einen City-Manager, denn was ist passiert? Es hieß ja, man soll sich an die Initiative wenden. Dann hat man sich an die Wirtschaftskammer gewendet und schwuppdiwupp steuert die Wirtschafskammer noch einen City-Manager dazu, denn zwei können ja nicht genug sein. Es ist nur jetzt ein bisschen beachtlich, denn wir reden von einem Fördervolumen von 150.000 EUR und die 2 City-Manager kosten mehr, als allein diese Förderung betrifft. Da fragt man sich dann wieder, ob das tatsächlich in die richtige Richtung geht. Das ist so eine typische nicht zu Ende gedachte und sehr, sehr teure Brauner-Umsetzung, kann man fast sagen.
Die Empfehlung, die Partnerschaft mit bestehenden beziehungsweise privaten Initiativen zu suchen, erlese ich jetzt überhaupt nicht als Auftrag, einen einzigen Plattformbetreiber direkt zu beauftragen. Wieso sollen hier zahlreiche bestehende kleine E-Commerce-Plattformen nicht auch mitmachen dürfen? Warum werden hier nur die Ladengeschäfte gefördert? Das heißt, es darf nur jemand diese Förderung beantragen, der auch gleichzeitig ein Geschäft hat, nämlich einen tatsächlichen Laden. Wir wollen ja Wirtschaft fördern und nicht einen Protektionismus machen, indem man jetzt nur den Läden hilft. Da gebe ich das Geld doch gleich den Läden, da brauche ich doch keine E-Commerce-Förderung. Das ergibt in Wirklichkeit überhaupt keinen Sinn. Die Personalkosten, die die City-Manager betreffen, habe ich schon angesprochen. Ich habe hier massive Zweifel daran, dass dieses Geld vernünftig eingesetzt ist.
Jetzt habe ich schon viel erzählt, und jetzt kommen wir eigentlich zum Highlight für mich. Was bedeutet E-Commerce? E-Commerce bedeutet, das macht ja den Vorteil dieses internationalen Wettbewerbes von Amazon aus, dass man rund um die Uhr, auch am Sonntag, an jedem Tag Waren bestellen kann. Jetzt fördert die Stadt Wien eben nur kleinen Handel, den sie daran hindert, sonntags aufsperren zu dürfen oder flexible Ladenzeiten zu haben, um genau das zu machen. Das Argument ist immer der Personalschutz. Jetzt habe ich aber eine E-Commerce-Plattform. Da brauche ich ja auch Mitarbeiter, die das am Sonntag betreuen. Hat da keiner mitgedacht? (Beifall bei den NEOS.)
Die einzige Lösung, meine Damen und Herren, und dazu werden wir auch einen Antrag einbringen, ist und bleibt endlich flexible Ladenöffnungszeiten, um hier endlich den Handel tatsächlich zu öffnen. Das kostet keinen Cent im Gegensatz zu einer Pseudoförderung, wo jedes Unternehmen einen Tausender bekommt. Ich weiß nicht, ob Sie sich schon jemals damit beschäftigt haben, was eine E-Commerce-Plattform eigentlich kostet. Mit 1.000 EUR kann man da gar nichts ausrichten.
Abschließend bitte ich um Sonntagsöffnung - auch wenn ich weiß, dass es wieder abgelehnt wird. Sonntagsöffnung ist etwas, das hier nicht gern gesehen wird. Wir haben das jetzt natürlich wieder Tourismuszone tituliert. Das heißt, der Landeshauptmann könnte das schon morgen machen. Ich bitte hier um Unterstützung, damit man wirklich dem Handel hilft. Gerade in Zeiten, wo man eben rund um die Uhr online einkaufen kann, würde es auch helfen, wenn der Handel darauf reagieren könnte, wenn man dem Handel die Möglichkeit öffnet, auf Kundenbedürfnisse und persönliche Betreuung an jedem Tag der Woche einzugehen. - Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)
Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat das Schlusswort
Berichterstatter GR Friedrich Strobl: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Da fällt mir jetzt vieles ein, vor allem zum Thema Sonntagsöffnung beziehungsweise Tourismuszonen, aber vielleicht kurz der Reihe nach und wirklich zu dem Poststück: Es ist schon eine Initiative, die sehr positiv ist. Ich erkläre dir auch sehr gerne, warum es auch Sinn macht, dass das mit dem Handel gemacht wird. Es sind einige Händler da und die wissen, wie es in der Praxis tatsächlich läuft. Das Hauptproblem, das es gibt, ist: Es gehen viele Konsumenten in die Geschäfte, probieren hin und wieder etwas an, dann gehen sie nach Hause und bestellen diese Waren irgendwo online. Jetzt anzunehmen, dass, wenn die Geschäfte am Sonntag offen haben, sich alles ändert, dass die Leute dann am Donnerstag ins Geschäft gehen, die Sachen anprobieren und dann am Sonntag in diesem Geschäft die Waren kaufen, ist ein Irrtum. Das wäre schön, ist aber ein Irrtum.
Wenn wir uns die Statistiken anschauen, und zwar weltweit, so wirst auch du, Kollege Ornig, wissen, dass der Hauptmarkt von Online-Versandhändlern wie Zalando, Amazon und anderen nicht Österreich ist. Meistens haben sie in den Vereinigten Staaten begonnen. Schauen wir uns dort die Struktur an, schauen wir uns dort die Einkaufsstraßen an und vergleichen wir das einmal mit uns: Die haben 7 Tage die Woche, manchmal 24 Stunden offen. Schauen wir uns einmal an, ob dort der Handel ganz glücklich darüber ist, und sagt, super, wir haben 24 Stunden am Tag offen, 7 Tage die Woche, und wir haben den Online-Handel damit komplett in Schach gehalten. Keiner kauft bei denen ein, nur mehr bei uns! - Das ist auch ein Irrtum, das stimmt so nicht. Es ist wirklich schon absurd, das damit zu vergleichen.
Der letzte Punkt, den ich auch noch ansprechen möchte: Du hast wahrscheinlich selber noch nie einen Onlineshop betrieben und weißt wahrscheinlich nicht, wie das geht. Dass am Samstag und am Sonntag die Mitarbeiter dort sitzen und die Bestellungen online eingeben, aufnehmen und die Waren dann gleich einpacken und aus dem Lager holen, so funktioniert das nicht. Möglicherweise bei Amazon, aber bei den Onlineshops, über die wir sprechen, die wir unterstützen wollen im Wiener Handel, ist es ganz, ganz anders, das geht nämlich irgendwie automatisch und dann arbeiten wir es nächste Woche ab. So schaut es in der Realität aus.
Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Poststück und empfehle die Ablehnung des vorliegenden
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