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Gemeinderat, 29. Sitzung vom 20.11.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 10 von 135

 

der Politik der Europäischen Union stärker widerspiegeln. Ich denke, es ist unsere wichtigste Aufgabe, im Zuge der Entwicklung einer Strategie und des Reformprozesses innerhalb der Europäischen Union darauf hinzuweisen und dafür zu kämpfen, dass die Städte eine lautere, eine wichtigere, eine bedeutendere Stimme in diesem Europa bekommen, das immer mehr ein Europa der Städte wird. Und ich weiß auch, dass unser Bürgermeister unter den europäischen Hauptstadtbürgermeistern als Kämpfer für dieses Ziel an unserer Seite ist. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Sehr geehrte Damen und Herren! Der internationale Wettbewerb und der internationale Konkurrenzkampf werden nicht leichter. Man könnte angesichts der rasch voranschreitenden Digitalisierung und Entwicklungen - Stichwort Industrie 4.0 - fast von einem wirtschaftlichen Umbruch sprechen. Das ist für uns in der Politik und in der Verwaltung, aber natürlich auch für die Unternehmungen, eine ganz, ganz entscheidende Frage, und das beeinflusst unsere Arbeit und unsere Bedingungen. Das ist wichtig für Wien, aber das ist auch wichtig für ganz Österreich, denn Wien ist der Wirtschaftsmotor Österreichs. Hier wird 2018 mit über 91 Milliarden EUR mehr als ein Viertel der Wirtschaftsleistung von ganz Österreich erbracht werden. Das ist eine Wirtschaftsleistung, die um 50 Prozent höher als jene im zweitplatzierten Oberösterreich und um 60 Prozent höher als im drittplatzierten Niederösterreich ist. Entscheidungen, die hier getroffen werden - zum Beispiel haben wir gerade vorher über den U-Bahn-Ausbau gesprochen -, sind auch relevant für unser Umfeld, für ganz Österreich. Wir wissen, dass sehr viele Unternehmungen auch aus ganz Österreich in diesen Bereich liefern, und das ist gut so, denn das ist die Aufgabe einer Metropole.

 

Wien entwickelt sich gut, aber natürlich haben wir auch hier Sorgen, und da wollen wir genau hinschauen und Maßnahmen setzen. In den letzten 5 Jahren wurden 42.000 Unternehmungen in Wien gegründet. Jedes vierte Arbeitgeberinnen- und Arbeitgeberunternehmen Österreichs ist hier gegründet worden. Auch international kann sich Wien sehen lassen. Die Betriebsansiedelungsrekorde reihen sich, allein 2016 konnten wir fast sechs Mal so viele Betriebe anwerben wie das zweitplatzierte Salzburg.

 

In diesem Zusammenhang ist sehr oft eine öffentliche Diskussion im Gange, ob jetzt mehr nach Wien oder mehr nach Niederösterreich kommen. Man wirbt sich da gegenseitig etwas ab, und ich halte das für eine ganz unsinnige Diskussion. Sie kennen meine Meinung dazu: Die Wirtschaftsstandorte Wien und Niederösterreich hören nicht haarscharf an den Grenzen auf. Es macht also gar keinen Sinn, darüber zu diskutieren, sondern wir müssen gemeinsam daran arbeiten, die Region zu positionieren und besser zu werden. Täglich kommen 190.000 PendlerInnen und 36.000 Studierende allein aus Niederösterreich hierher, weil diese Menschen hier gute Arbeit und eine gute Ausbildung bekommen, und wir können nur gemeinsam erfolgreich sein. Und wir sind das, sehr geehrte Damen und Herren!

 

Die Zahlen sind für Sie interessant, aber sicherlich auch für die Zuseher und Zuseherinnen am Livestream. „By the way“: Herzlich willkommen, sehr geehrte Zuseher und Zuseherinnen an den Geräten, wie es so schön heißt!

 

2016 war für Wien ein Rekordjahr, und wir wollen die Voraussetzungen schaffen, dass das auch 2018 so sein wird. 2016 hat die Wirtschaftskammer 9.147 Unternehmungsgründungen gemeldet. Damit man sich darunter ein bisschen etwas vorstellen kann: Alle 57 Minuten wird in dieser Stadt ein Unternehmen gegründet. Dass wir diesbezüglich seit 27 Jahren die Nummer 1 unter den Bundesländern sind, überrascht niemanden, und es kann wohl niemand sagen, dass dieser Wirtschaftsstandort hier auf dem absteigenden Ast ist!

 

Viele dieser Unternehmungen sind Ein-Personen-Unternehmungen. In Wien gibt es 47.600 EPUs, und auch da müssen wir genau hinschauen, denn gerade in diesem Bereich sehen wir auf der einen Seite unsere Erfolge, wir verschließen aber andererseits auch nicht die Augen vor den Problemen, denn viele dieser EPUs arbeiten unter prekären Verhältnissen. Und weil wir genau hinschauen und weil wir nicht die Augen verschließen, haben wir auch eine Studie in diesem Zusammenhang in Auftrag gegeben. Diese hat uns gezeigt, dass die Einkommen vieler dieser Ein-Personen-Unternehmungen viel zu niedrig sind, vor allem bei den Frauen. 13.900 EUR im Jahr sind zu wenig, und deswegen müssen wir hier noch stärker unterstützen.

 

Die Studie hat auch gezeigt, dass es ein ganz besonderes Problem der EPUs ist, an Kredite zu kommen, und deswegen wurde in einer sehr tollen Initiative von Social City und Erste Bank ein Finanzierungsinstrument entwickelt, um Klein- und Mittelbetrieben einen Zugang zu kurzfristigen Zwischenfinanzierungen zu ermöglichen. Das ist eine tolle Initiative zusätzlich zu den Förderungen der Wirtschaftsagentur, denn hier gilt es, die Menschen genauer zu unterstützen, und die Ein-Personen-Unternehmungen brauchen das auch wirklich ganz, ganz dringend. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Ich habe vorher gesagt, dass wir wieder einen Rekordwert an Betriebsansiedelungen haben. Konkret sind es 178 neue Unternehmungen. Warum kommen sie nach Wien? - Sie schätzen die Infrastruktur, den öffentlichen Verkehr, die hochqualifizierten Arbeitskräfte, aber - und das wird immer wieder deutlich gemacht - auch die tollen Leistungen unserer Wirtschaftsagentur mit ihrem maßgeschneiderten Beratungs- und Betreuungsprogramm. Ich möchte daher jetzt die Gelegenheit nutzen, um mich einmal bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Wirtschaftsagentur Wien für ihre tolle Arbeit, die international hoch respektiert und anerkannt ist, auch ganz offiziell von dieser Stelle zu bedanken. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Sehr geehrte Damen und Herren! All diese Zahlen, die ich Ihnen jetzt nenne, und all diese Herausforderungen, die vor uns liegen, zeigen sich natürlich ganz besonders auf dem Wiener Arbeitsmarkt. Da hat sich sehr viel Positives entwickelt. Wir können hier wirklich von einer Trendwende sprechen. Der Wiener Arbeitsmarkt

 

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