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Gemeinderat, 29. Sitzung vom 20.11.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 79 von 135

 

Wien ist dabei voll am Tun: Wir möchten durch eine nahtlose Kette an Integrationsmaßnahmen erreichen, dass Menschen, die aus anderen Ländern nach Wien kommen, sich so schnell wie möglich bei uns heimisch fühlen. Ich wiederhole hier noch einmal, was schon mehrfach festgehalten wurde: Integration funktioniert in Wien so, dass wir die Menschen ab dem ersten Tag abholen, an dem sie in unserer Stadt sind, und dass wir ihnen das entsprechende Handwerkszeug zur Seite stellen, nämlich das, was sie brauchen, damit Integration funktioniert, dass sie also Deutsch lernen können, dass sie Bildungsabschlüsse nachholen können, dass sie sich weiterbilden können und auch wieder in den erlernten Beruf einsteigen können, den sie im Herkunftsland erlernt haben. (GR Mag. Wolfgang Jung: Sie wissen ja gar nicht, wer aller in unserer Stadt ist!) Das ist Brückenbauen. Das ist Integration ab Tag 1, nämlich vom Ankommen bis zu dem Punkt, ab dem die Menschen auf eigenen Beinen stehen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - Zwischenruf von GR Armin Blind.)

 

Herr Kollege Blind! Funktionierende Integration beinhaltet natürlich auch, diese Maßnahmen immer auch auf ihre Effektivität hin zu prüfen und zu hinterfragen, ob und wie sie adaptiert werden müssen, wie wir sie in Zukunft einsetzen, welche Schwerpunkte wir vielleicht neu legen müssen. Unsere Devise ist - ich wiederhole das hier noch einmal -: Hinschauen und nicht wegschauen, damit Integration funktioniert. (GR Armin Blind: Handeln, Frau Kollegin, nicht nur hinschauen!)

 

Der präsentierte und schon erwähnte 4. Integrations- und Diversitätsmonitor dient uns dabei als gutes Evaluations-Tool, als Routenplaner, der uns in Sachen Integration weiterhin den Weg weist. Ich möchte Ihnen allen diesen Monitor sehr ans Herz legen, liebe Kolleginnen und Kollegen, vor allem auch jenen auf Seiten der ÖVP, die es am Donnerstag nicht so zur Präsentation geschafft haben wie Kollege Blind.

 

Der Monitor ist abrufbar auf der Webseite der MA 17 und bietet - wir haben es heute schon gehört - auf über 250 Seiten einen umfassenden Blick und geballtes Wissen, das keine andere Stadt hat, um damit arbeiten zu können. Auch von meiner Seite, so wie es auch GRin El-Nagashi schon erwähnt hat, ein großes Dankeschön an die MA 17 und das Team für dieses Werk. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Die Herausforderungen im nächsten Jahr werden auf den verschiedensten Ebenen beleuchtet und diskutiert. Wir haben auch schon einige Vorhaben in der Pipeline, um weitere Schritte in Sachen Gleichstellung zu setzen. Ich möchte natürlich auch festhalten, dass uns der Monitor sehr viele positive Ergebnisse und Entwicklungen zeigt, uns aber natürlich auch die Herausforderungen der nahen Zukunft präsentiert, die wir als Stadt zu lösen haben, und diese Herausforderungen werden wir angehen!

 

Ganz kurz noch: GRin El-Nagashi hat punktuell schon sehr viel aus dem Monitor zitiert. Ich möchte jetzt noch ein paar frauenspezifische Aspekte betreffend das Thema Integration und Frauen hinzustellen und fragen: An welchen Punkten müssen wir in Zukunft vor allem ansetzen beziehungsweise feilen, um etwas für die zugewanderten Frauen zu tun? Es sind nämlich vor allem auch zugewanderte Frauen von Dequalifikation und Lohndiskriminierung betroffen, das heißt, dass Frauen mit höherer Bildung, die hier zuwandern, nicht automatisch auch ein höheres Einkommen haben. Das ist eine große Herausforderung.

 

Bei allen Frauen geht es natürlich auch um das Thema der gerechten Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit, es geht um das Aufbrechen von Rollenbildern und darum, die Mädchen zu stärken. Das ist ein vermehrter Auftrag an uns, generell schon bei den jungen Frauen und Mädchen anzusetzen.

 

Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch das Thema Selbstständigkeit und Unabhängigkeit. Unser Credo ist es ja, dass die Frauen sicher, selbstbestimmt und unabhängig in dieser Stadt leben sollen. Daher ist es auch wichtig, die Frauen in den Arbeitsmarkt zu reintegrieren beziehungsweise sie sozusagen in den Arbeitsmarkt zu entlassen, und wir haben viele Integrationsmaßnahmen speziell für Frauen gesetzt. Ich denke jetzt etwa an „Mama lernt Deutsch“, an die speziellen Frauenkurse und das Frauen College. Der WAFF sei heute hier auch noch einmal erwähnt mit seinen Bemühungen: Ein wichtiger Punkt ist dort die muttersprachliche Erstberatung bei Neuzuwandererinnen, und in diesem Sinn gibt es vieles mehr.

 

Einen Punkt möchte ich noch ganz kurz ansprechen, denn ich möchte die Kollegin Schmidt hier nicht so entlassen, nämlich dass bei allen Maßnahmen, die wir zur Verfügung stellen, immer auch das Thema Dialog und Begegnung eine wichtige Rolle spielt. Die Frauen, die diese Vereine besuchen, für welche Sie uns ja bei jeder Gemeinderatssitzung die Unterstützung verwehren, kommen dort mit der Kultur und mit unserer Sprache in Berührung. Es kommt zum Kennenlernen, es entsteht Nähe, es entsteht Integration. Ich bitte daher, auch Ihre weitere Abstimmungspolitik zu überdenken, denn ich meine, dass die Vereine wichtige PartnerInnen sind und eine wichtige Rolle beim Thema Integration spielen.

 

Zum Abschluss möchte ich noch kurz einen Wunsch in Richtung der zukünftigen Bundesregierung äußern: Integration darf nicht aufhören! Wir in Wien stemmen uns gegen derartige Versuche, wir in Wien haben einen Plan, wir haben ein Integrationskonzept. Wir haben mit dem Monitor viele Zahlen, auf die wir aufbauen können, und ich kann Ihnen auch sagen, dass wir in Wien davon keinen Millimeter abweichen.

 

Wien schaut hin und packt an, wenn es um Integration geht, und ich kann nur alle einladen, an einem Strang zu ziehen, denn nur so kann Integration erfolgreich funktionieren. Wien ist eine wunderschöne Stadt, jeder Einzelne und jede Einzelne sind ein wertvoller Teil dieser Stadt und machen Wien zu dem, was es ist, nämlich die lebenswerteste Stadt. Deshalb bitte ich auch um Zustimmung zum Budget. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit hat 7 Minuten betragen, als Restredezeit für die SPÖ bleiben 24 Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet ist

 

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