Gemeinderat, 29. Sitzung vom 20.11.2017, Wörtliches Protokoll - Seite 113 von 135
Ein bisschen schwierig ist es schon, wenn wir hier über Kultur und über das Kunst- und Kulturbudget diskutieren, wo sehr wohl natürlich die Verteilung zwischen den einzelnen Häusern, zwischen großen Institutionen und freier Szene eine ganz wesentliche Fragestellung ist, wenn wir hier eigentlich im Dunkeln tappen können. Aber man hört, dass sozusagen hier die Vereinigten Bühnen Wien 1 Millionen EUR weniger bekommen sollen, statt 40 Millionen EUR nur noch 39 Millionen EUR. Ich weiß nicht, ob es stimmt, wir haben es noch nicht gehabt, aber wenn dem nicht so ist, dann wird woanders eingespart.
Ich möchte aber sagen, um das nicht unerwähnt zu lassen, dass an einer anderen Stelle, nämlich Laufende Transferzahlungen an private Organisationen ohne Erwerbszweck, 2,97 Millionen EUR mehr im Voranschlag stehen: Das sind der Wiener Bühnenverein, der Nestroy-Theaterpreis, Hunger auf Kunst und Kultur, IG Freie Theaterarbeit war da dabei, Metropol. Da wissen wir auch nur bei einem gewissen Teil, was gleich bleibt: Beim Odeon bleibt es gleich, beim Kabinetttheater bleibt es gleich, beim Wiener Metropol bleibt es gleich, bei der Taschenoper bleibt es gleich, während die Förderung für die Neue Oper Wien um 10.000 EUR erhöht wird, wobei hier natürlich auch gewisse Rahmenbeträge im Bereich des Off-Theaters und des Tanzes dabei sind.
Warum ist mir das so wichtig? Weil es, wie gesagt, in dieser gesamten Gruppe bei einem Minus bleibt, und die Frage ist tatsächlich: Leidet die freie Szene, leiden die Off-Theater? Wo wird an dieser Stelle gespart? Ich möchte an dieser Stelle durchaus Richtung Oberösterreich blicken, wo es jetzt zu Recht, wie ich meine, einen Aufschrei gibt, weil gerade die freie Kulturszene dort von massiven Einsparungen unter Schwarz-Blau betroffen ist und es dort jetzt schon unter dem Motto „Rettet das Kulturland Oberösterreich!“ laute Proteste gibt. (Beifall bei den NEOS.)
Kommen wir zu den Vereinigten Bühnen. Das ist immerhin der Hauptbrocken, nahezu die Hälfte des Budgets für darstellende Kunst. Wie gesagt, ich weiß noch nicht, was die Vereinigten Bühnen Wien nächstes Jahr bekommen werden. Was ich aber weiß, ist, dass das natürlich der mit Abstand größte Subventionsempfänger ist, wo es einen Haufen von Fragezeichen gibt. Wir wissen, wie ich schon gesagt habe, auch nicht, in welcher Höhe diese Subvention nächstes Jahr sein wird und ob es eine Mehrjahresvereinbarung geben wird. Wir wissen nicht, ob es Zielvereinbarungen geben wird zwischen den Vereinigten Bühnen und der MA 7. Wir haben also hier sozusagen keinerlei Ergebnisse und keinerlei Grundlage zur Überprüfung eines wirkungsorientierten Mitteleinsatzes.
Was ich aber weiß, ist, dass das vor vielen, vielen, vielen Jahren versprochene Zukunftskonzept zu den Vereinigten Bühnen Wien, das angekündigt wurde, noch immer nicht offiziell auf dem Tisch liegt. Ich kenne es nicht. Was wir auch wissen, ist, dass die Bestellung der neuen künstlerischen Leitung schon überfällig ist. Es wurde für den Herbst versprochen. Ein bisschen ist ja noch Zeit, aber es wird schon langsam ziemlich kalt da draußen und wir warten auf das Ergebnis. Dabei stellen wir uns auch die durchaus wichtige Frage, ob es jetzt eine Intendanz für Musical und Oper geben wird, den sogenannten Wunderwuzzi, auf den man hier wartet, oder ob man hier zwei Intendanzen haben wird.
Was wir aus den Jahresabschlüssen auch wissen, ist, dass es einen klaren Abwärtstrend gibt bei den Zahlen der Vereinigten Bühnen Wien, der durchaus besorgniserregend ist. Die Kartenerlöse bei den Vereinigten Bühnen Wien betrugen für das Jahr 2016 insgesamt 22,5 Millionen EUR. 2015 waren es noch 24,3 Millionen EUR. Das heißt, das ist ein Rückgang von 1,77 Millionen EUR. Ebenso kontinuierlich war der Rückgang von Besuchern und Besucherinnen zu verzeichnen. Insgesamt war die Auslastung 2014 90,4 Prozent, 2015 83,8 Prozent und schließlich 2016 nur 80,3 Prozent. Das ist allerdings nicht auf die Sparte Oper zurückzuführen, die läuft nämlich sehr gut. Das schnurrt und wird auch sehr gut angenommen. Hier konnten sowohl die Karteneinnahmen als auch die Besucherzahlen ein deutliches Plus verzeichnen. In der Sparte Musical gab es hingegen dramatische Rückgänge. Die Karteneinnahmen für Musical 2016 sind um 2,12 Millionen EUR gesunken, und das entspricht einem Rückgang von knapp 10 Prozent.
Das heißt, diese Neuproduktionen der Vergangenheit lagen deutlich unter den Erwartungen. Daher es ist nicht zu viel verlangt, wenn man hier endlich verlangt, dass man eine umfassende quantitative wie auch qualitative Evaluierung durchführt. Auch eingedenk - und die Diskussion haben wir heute schon gehabt - der historischen Häuser, die hier zu bespielen sind, stellt sich doch eindeutig die Frage, warum so ein Brocken an Kulturbudget für einen Bereich ausgegeben wird, der überall sonst in vielen anderen Städten der Welt sozusagen wirtschaftlich funktioniert, warum dieser Bereich bei uns dermaßen hoch subventioniert werden muss. Deshalb bringe ich heute einen Antrag ein hinsichtlich einer qualitativen wie auch quantitativen Gesamtevaluierung der Vereinigten Bühnen Wien. (Beifall bei den NEOS.)
Wir wissen noch nicht, wo gekürzt wird. Es wird irgendwo gekürzt, aber es gibt einen anderen Bereich, wo erhöht wird, und auch das wundert mich, das ist bei den Wiener Festwochen. Die Wiener Festwochen erhalten 2018 um 270.000 EUR mehr, so ist es dem Voranschlag zu entnehmen, und das obwohl ja, erinnern wir uns, das Programm durchaus in herber Kritik stand. Kulturjournalistinnen und -journalisten haben in ihren Kritiken geschrieben, dass hier wirklich Besucher eigentlich vertrieben wurden, dass es auch nicht so angenommen wurde, dass man ein über Jahrzehnte aufgebautes Publikum durchaus mit dieser Neuausrichtung auch vertrieben hat.
Jetzt habe ich gesagt, gut, schauen wir uns die Kennzahlen an. Ich habe die Kennzahlen erfragt, denn bei Kunst und Kultur geht es natürlich nicht nur, aber auch um Kennzahlen. Ich habe keine Kennzahlen, keine Daten bekommen, habe aber von Ihnen, Herr Stadtrat, den schönen Satz zurückgeschrieben bekommen: Der gesellschaftliche wie künstlerische Wert ermisst sich nicht aus fragmentarischen Zahlenwerken der einzelnen Produktionen, sondern aus dem Gesamtbild des Festivals. Schauen Sie, das verstehe ich, aber irgendwann
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