«  1  »

 

Gemeinderat, 29. Sitzung vom 20.11.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 122 von 135

 

haupt statisch durchzuführen ist. Von der fehlenden Finanzierung, die sich auch im Budget 2018 nicht wiederfindet, ganz zu schweigen. (GR Mag. Thomas Reindl: Eine ganz leichte Baukostenüberschreitung hat es in Hamburg bei der Elbphilharmonie gegeben!)

 

Es gibt viele kulturpolitische Baustellen. Seit Jahrzehnten diagnostizieren wir Mutlosigkeit in der Architektur. Einzig die Wirtschaftsuniversität hat gezeigt, wie Architektur eine Gegend aufleben lässt. Sie ist zwar in Wien, aber die Stadt Wien hat mit dieser mutigen Architektur wenig zu tun. Wo sind die Stadtentwicklungsgebiete, die durch architektonische Highlights glänzen? (GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA: Hauptbahnhof, zum Beispiel!) Wir riskieren für ein einziges Bauprojekt sogar unseren Weltkulturerbe-Status, anstatt durch aufsehenerregende moderne Architektur diesen zu festigen.

 

Eine Baustelle erwähne ich noch zum Schluss, eine Baustelle, die noch gar keine ist, weil es für sie noch gar keinen Plan, nicht einmal ein Problembewusstsein für das Thema gibt. Auch hier schlägt die politische Trägheit zu. Wo ist das kulturpolitische Konzept zur Digitalisierung? Wo sind dafür die Pläne und Visionen für diese Stadt? Gähnende Leere, Desinteresse, Trägheit. Die rot-grüne Stadtregierung beschäftigt sich nur noch mit sich selbst statt mit dieser Stadt. Geben wir dieser Stadt endlich, was sie braucht, ungeteilte Aufmerksamkeit für ihre Probleme, Ideen zur Problemlösung und unternehmerische Gestaltungskraft! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Das waren 8 Minuten. Die ÖVP hätte noch eine Restredezeit von 9 Minuten. Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Margulies. Redezeit 10 Minuten. Ich stelle es so ein.

 

22.15.01

GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Es ist die Kunst, die uns zu Tränen rührt und nicht die Politik (GR Mag. Wolfgang Jung: Ihre Rede auch!), wobei ich mir heute im Laufe der letzten Stunde schon gedacht habe, das stimmt nicht ganz. Aber dann waren das doch eher Tränen des Unglücks und des Unverständnisses, wo ich mir manchmal bei der einen oder anderen Wortmeldung gedacht habe, dieses Kunst- und Kulturverständnis, das Sie an den Tag legen, rührt einen tatsächlich zu Tränen. (GR Mag. Wolfgang Jung: Nicht weinen!)

 

Insbesondere beginne ich mit der Kollegin Nittmann, die in ihrem Redebeitrag ganz besonderer Art, sage ich einmal dazu, die Günstlingswirtschaft der Kulturabteilung hervorgestrichen hat, dann als Beispiele die Kunst im öffentlichen Raum als erstes gebracht hat, dann Basis.Kultur.Wien und den echo-Verlag.

 

Kunst im öffentlichen Raum: Mir fällt in letzter Zeit immer wieder auf, dass sich die Freiheitliche Partei, so wie sie im Verkehrsflächenunterausschuss zur Benennung von Verkehrsflächen gegen jeden einzelnen Widerstandskämpfer und jede einzelne Widerstandskämpferin stimmt, nach dem oder der eine Straße benannt werden soll, im Kulturbereich genau jene Vereine herauspickt, die sich mit Erinnerungskultur beschäftigen. Kunst im öffentlichen Raum, maßgeblich verantwortlich für das Entstehen des Mahnmals am Aspernbahnhof, eines ganz wichtigen Mahnmals, von wo tausende Juden von den Nationalsozialisten deportiert und ins Gas geschickt wurden. Und Sie stimmen dagegen! Wo die Kunst im öffentlichen Raum zuletzt - Sie waren auch eingeladen - in der Herminengasse das Kunstwerk in der U-Bahn-Station eröffnet hat. Sie stimmen gegen alles, was mit Erinnerungskultur zu tun hat, und Sie stimmen gegen Widerstandskämpfer. Und dann stellen Sie sich hin und sagen, Sie haben damit nichts zu tun. Das ist, wie am Vormittag zu einem anderen Punkt schon gesagt, mehr als nur schäbig! (GRin Mag. Ulrike Nittmann: Sie sollten mir besser zuhören!)

 

Sie nennen die Basis.Kultur.Wien. Ich frage Sie ganz offen: Haben Sie sich mit Monika Erb schon einmal getroffen und über die Basis.Kultur.Wien gesprochen? (GRin Mag. Ulrike Nittmann: Ich habe schon mit vielen Leuten gesprochen!) Haben Sie über „Wir sind Wien“ schon gesprochen, über das, was sich dort in den letzten Jahrzehnten tatsächlich verändert hat? Nein! Es ist Ihnen nämlich egal, weil Sie leben immer noch in Ihrer Vorstellung, dass alles, was mit Kultur in Wien zu tun hat, einseitig von einer Partei geprägt ist. Sorry, das tut mir leid! Ich finde das ausgesprochen traurig!

 

Und dann sprechen Sie über die Neue Oper Wien und nehmen den Stadtrechnungshofbericht her. Im Stadtrechnungshofbericht steht tatsächlich in manchen Bereichen, dass das Umgehen mit Kleinigkeiten für Walter Kobera vielleicht tatsächlich nicht das ist, wie Sie es sich vorstellen. (GR Mag. Wolfgang Jung: Eine schlechte Vertretung!)

 

Aber, Kollege Ebinger, Sie waren anscheinend im Gegensatz zur Kollegin Nittmann schon einmal in der Neuen Oper Wien. Das glaube ich schon. Sie wissen, genauso wie ich, welche hervorragenden Opernwerke dort mit jungen Künstlern an den unterschiedlichsten Orten aufgeführt werden. (GR Mag. Wolfgang Jung. Das ändert aber nichts an der Kritik!) Wenn man auch nur ein einziges Mal versucht hätte, in die Neue Oper Wien zu gehen, um sich das anzuschauen. (GRin Mag. Ulrike Nittmann: Haben Sie es nicht verstanden?) Es ist aber nicht jedermanns Sache. Ich bin auch nicht der große Opernkenner, glauben Sie mir das. Ich habe mit dieser Art der neuen Musik lange nichts am Hut gehabt. Man muss sich darauf einlassen. Man muss sich wirklich darauf einlassen. Manches gefällt mir und manches gefällt mir eben nicht. Aber es ist hochwertige Kunst, die von jungen Musikern und Musikerinnen in ganz verschiedenen Locations in Wien dargebracht wird, weil es keine fixe Spielstätte gibt. Wer auch immer sich die Produktionen ansieht, weiß, dass 450.000 EUR im Jahr keinesfalls dazu dienen, irgendwessen Kassen zu füllen, sondern einzig und allein dazu verwendet werden, hochwertige Kunst zu produzieren. Ich finde es wirklich traurig, dass Sie über eine Institution herziehen, von der Sie keine Ahnung haben und dass Sie es nicht einmal der Mühe wert finden, sich damit auseinanderzusetzen! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Wie ist es mit dem Theater in der Josefstadt? Da habe ich eine ganz andere Frage an Sie: Was werden Sie

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular