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Gemeinderat, 29. Sitzung vom 21.11.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 22 von 71

 

Sanierung der Zähne stattgefunden hat. Darum begrüße ich es außerordentlich, dass diese Initiative jetzt in 25 Volksschulen durchgeführt wird.

 

Ich möchte noch auf etwas hinweisen, was ich für äußerst wichtig halte und wo ich es schade finde, dass es das nicht mehr gibt - eine Anregung, die eigentlich mehr den Bildungsbereich betrifft, aber es hängt ja, wie wir wissen, alles zusammen, vor allem die Gesundheit ist die Querschnittsmaterie, so wie andere auch, wie etwa die Frauenfragen im Übrigen -: Ich halte es für schade, dass in den Kindergärten nicht mehr Zähne geputzt wird. All die Ausreden - man weiß nicht, ob man vor oder nach dem Frühstück oder wie man putzen soll, oder es gibt Hygienegründe - lasse ich nicht gelten, weil diese Einwände nicht wirklich fundiert sind. Daher mein Appell, dass wir darauf hinwirken sollten, dass wieder ein Mal am Tag Zähne geputzt wird, weil Kinder, bei denen es nicht gewährleistet ist, dass zu Hause Zähne geputzt wird, dann zumindest ein Mal täglich eine Mundhygiene haben würden. - Das als Vorschlag.

 

Wir werden weiter Jugendgesundheitskonferenzen haben, es wird mehr geben - auch im 15. Bezirk, was mich freut. Jugendliche überdenken das Thema Gesundheit aus ihrer Sicht und in ihrem Sinne, und die Ergebnisse werden dann präsentiert.

 

Was soll das bewirken? - Dass man ein Bewusstsein für Jugendgesundheit schafft, eine Bewusstseinsbildung dafür erreicht. Jugendgesundheit ist ein schwieriges Thema, denn junge Menschen sind meistens gesund und fühlen sich auch gesund und sehen daher natürlich überhaupt keinen Anlass, sich irgendwie gesund zu ernähren, weniger Chips zu essen. Ich sehe es bei meinem Sohn: Da sind die Chips ganz oben in der Ernährungspyramide und das Gemüse ganz unten - beziehungsweise umgekehrt, also die Chips sind das Wichtigste, und das leider Unwichtigste ist das Gemüse, das nämlich gar nicht vorkommt.

 

Daher ist das eine große Herausforderung, aber auch sehr wichtig, weil es für die Zukunft dieser Kinder sehr wichtig ist: bezüglich Zahngesundheit, bezüglich Entwicklung von Diabetes, Dicksein. All dem kann man schon früh vorbeugen.

 

Was mir ein besonderes Anliegen ist, wobei es mich freut, dass das von der Wiener Gesundheitsförderung auch angegangen wird, ist die Digitalisierung. Die Generation, die jetzt heranwächst, könnte man als digitale Generation bezeichnen. Wenn man bedenkt, dass 2007 das erste massentaugliche Smartphone herausgekommen ist und wir jetzt 95 Prozent Verbreitungsgrad bei Jugendlichen und Kindern haben, dann muss man sagen, dass das eine rasante Entwicklung gewesen ist, stärker und viel rascher als die Elektrifizierung. Das muss man sich schon vor Augen führen und das heißt auch, dass für die ab Mitte der 90er Jahre Geborenen das Immer-online-Sein ein Grundbedürfnis und eine Selbstverständlichkeit ist und dass Alleinsein und Langeweile praktisch nicht mehr vorkommen. Man muss nicht mehr rausgehen, um mit seinem Freundeskreis zu kommunizieren, sondern kann zu Hause auf der Couch sitzen. Das will ich jetzt nicht bewerten, überhaupt nicht, aber die gesundheitlichen Auswirkungen sind zum Teil schon erforscht, nämlich dass es durch eine sehr starke Benutzung der digitalen Medien zu Schlafstörungen kommt und dass es auch zu Konzentrationsstörungen kommt. Da freut es mich, dass 2018 eine Fachkonferenz zum Thema Gesundheit und Digitalisierung geplant ist.

 

Zu Frauengesundheit und -gesundheitszielen ist zu sagen, dass 2018 der Schwerpunkt wieder auf den Kernbereich sexuelle und reproduktive Gesundheit gelegt wird, dass leider das Thema Gewalt ein ewiges Thema ist, dass familiäre Gewalt ein immerwährendes Thema ist und dass daher auch dieses Thema wieder intensiviert angegangen wird. Es wird diesbezüglich auch Fortbildungen des Gesundheitspersonals geben, nämlich zur Früherkennung von häuslicher und sexualisierter Gewalt.

 

Wir wissen, dass Armut krank macht - das ist unbestritten -, und es sind mehr Frauen arm als Männer. Es sind mehr Frauen von Armut betroffen, und das betrifft alle Altersgruppen - ich denke nur an die Mindestpensionistinnen, aber auch an Mädchen aus Familien, die einfach einen niedrigen sozioökonomischen Status haben. Es ist ja so, dass jahrhundertelang der Mann der Maßstab aller Dinge war, und dies auch in der Medizin - und das erleben wir und stellen wir dar in der Gender-Forschung, wo wir feststellen, dass Medikamente hauptsächlich an jungen Männern getestet werden, dass daher auch die Auswirkungen, die gewisse Medikamente auf Frauen haben, nicht bekannt sind. Wir wissen, dass verschiedene Erkrankungen sich unterschiedlich manifestieren, wie zum Beispiel Herzerkrankungen, aber auch Depressionen - und diese Liste kann man noch fortsetzen -, dass dadurch Frauen auch benachteiligt sind, weil ein Herzinfarkt oft nicht rechtzeitig erkannt wird.

 

Diese Forschung steckt nicht in den Kinderschuhen, aber die Umsetzung steckt noch in den Kinderschuhen, und ich glaube, dass es hier sehr wichtig ist, dass das Frauengesundheitsprogramm sich auch damit beschäftigt, und zwar intensiv beschäftigt.

 

Insgesamt halte ich es für zutiefst notwendig, dass es das Frauengesundheitsprogramm gibt, und ich freue mich, dass hier so viel geschieht. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Zum Thema Gesundheitsplanung: Der Regionale Strukturplan Gesundheit soll für den gesamten ambulanten und akutstationären Bereich bis 2025 aktualisiert werden. Die Planung bezieht sich auf die prognostizierten demographischen und epidemiologischen Entwicklungen, auch die technischen und medizinischen Entwicklungen. Das ist ja eigentlich logisch, aber ich möchte darauf hinweisen, dass dieses Immer-wieder-Nachbessern und das Immer-wieder-Anpassen der Planung an die Gegebenheiten besonders wichtig ist, vor allem vor dem Hintergrund der sich ändernden medizinischen Erkenntnisse.

 

Ich nenne als Beispiel den Bereich der Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen, wo man erst vor Kurzem draufgekommen ist, dass man bei Tumoren in diesem Bereich sehr viel mehr Möglichkeiten der Heilung hat als nur eine Operation und ein bisschen eine Chemotherapie, dass nämlich sehr gute Ergebnisse erzielt werden mit Opera

 

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