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Gemeinderat, 38. Sitzung vom 25.06.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 127 von 149

 

Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger (unterbrechend): Frau Korosec, Sie haben mir zwei Anträge gegeben.

 

GRin Ingrid Korosec (fortsetzend): Nein, es sind zwei Seiten.

 

Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger (unterbrechend): Entschuldigung.

 

GRin Ingrid Korosec (fortsetzend): Meine Damen und Herren, wir alle wollen - ich bin überzeugt, das wollen wir alle, die Regierungsparteien und natürlich auch die Oppositionsparteien - eine zukunftsorientierte Reform des gesamten Wiener Gesundheitssystems, bei dem der Patient, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Bevor ich der nächsten Rednerin das Wort erteile, möchte ich feststellen, dass Herr GR Kowarik ab 22.50 Uhr entschuldigt ist.

 

Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Meinhard-Schiebel. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten.

 

23.15.26

GRin Brigitte Meinhard-Schiebel (GRÜNE)|: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ich hoffe, ich kann Sie noch ein bisschen vor dem gesunden Schlaf bewahren. Wir haben in diesen letzten zwölf Monaten erleben können, dass das Thema Gesundheit für alle und Pflege für jeden endlich „on the top“ gelandet ist. Dass es dazu Struktur braucht, das war immer klar, immer klarer wird aber auch, dass der Bedarf rasant steigt. Das Geld dafür wurde im letzten Jahr nicht aus dem Fenster hinausgeworfen, ein Teil der finanziellen Mittel wurde gebraucht, um an der Arbeit für ein neues Gesundheits- und Pflegewesen zu arbeiten. Eine Stadt lernt. Sie muss lernen, und das in einem sehr rasanten Tempo, sowohl bei der Gesundheit als auch bei der Pflege. - Das war eine kurze Einleitung.

 

Der ewige Jammer, dass es zu wenig medizinisches Personal, zu wenig Ärztinnen und Ärzte gibt, zu viele Mangelfächer, das ist unbestritten. Aber woher nehmen und nicht stehlen?, heißt es so schön. Woher Kinderärztinnen und Kinderärzte nehmen, wenn dieses Studienfach unterbelegt ist? Und woher nehmen, wenn die Primärversorgungszentren auf der einen Seite gefordert und auf der anderen Seite verhindert werden? Wer hat eine Bundesregierung ins Amt gesetzt, die jetzt nichts anderes tut, als alles, aber auch wirklich alles inklusive Gesundheit und Pflege in den Boden zu stampfen, die nichts anderes tut, als Klassenpolitik zu betreiben? Die beste Versorgung für diejenigen, die es sich leisten können, und der Rest soll schauen, wo er oder sie bleibt. Eine Stadtregierung, die bei einer Innovation auf diesem Gebiet von der Opposition torpediert wird, muss sich mit aller Kraft gegen so eine Opposition zur Wehr setzen, die heißen Themen benennen und zeigen, was möglich ist, obwohl es sofort von der anderen Seite bekämpft wird.

 

Wien hat ein funktionierendes Gesundheitssystem. In den letzten Monaten hat Sandra Frauenberger mit uns gemeinsam wichtige Schritte gesetzt und Entwicklungen gefördert, die nicht zwischen Arm und Reich unterschieden haben. Dafür danke ich ihr hier nochmals. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Dazu gehört aber auch, dass es neue Konzepte für kinder- und jugendärztliche Betreuung in Wien gibt, die Rot-Grün trotz des Mangels an Kinderärztinnen und Kinderärzten auf den Weg gebracht haben. Kinder und ihre Eltern brauchen medizinische Versorgung, die sich an ihren Lebensumständen orientiert und nicht umgekehrt. Ärztinnen und Ärzte sind freie Unternehmer und lernen, dass sie trotz ihrer berechtigten Work-Life-Balance ihrer Kundschaft Angebote machen müssen. Dazu braucht es, wie immer, einen Zusammenschluss aller, die daran beteiligt sind.

 

Die Kinder- und Jugendpsychiatrie ist eine spezielle Herausforderung. Sie aus der gesamtpsychiatrischen Versorgung und Betreuung herauszulösen, das ist eine Herkulesaufgabe. Kinder und junge Menschen sollen so lange wie irgendwie möglich erst gar nicht in einem Spitalsbett landen und nicht aus ihrem Lebensumfeld, aus dem Bildungsprozess, aus ihrem Freundeskreis herausgerissen werden. Sie sollen so gut das nur möglich ist, tagesklinisch und ambulant betreut werden. Deshalb wurde auch ein eigener Koordinator für Kinder- und Jugendpsychiatrie eingesetzt, der seine Arbeit begonnen hat und mit dem wir eng zusammenarbeiten.

 

Aber auch Frauengesundheit darf nicht wieder mit der Auffassung, alles, was gesund ist, ist für alle gesund, zusammengeworfen werden. Endlich hat die Medizin gelernt, dass Männer und Frauen biologische Unterschiede aufweisen - welch eine Neuigkeit! Die Medizin hat sich immer am weißen Mann mittleren Alters orientiert, als ob es keinen weiblichen Körper gäbe. Die Ideologie dahinter ist gelinde gesagt mittelalterlich, und wenn ich es mir noch genauer ansehe, so ist es pure Diskriminierung. Frauen haben andere Gesundheitsrisiken, brauchen andere Präventionsansätze. Wer dafür sorgt, dass das Binnen-I oder sonst eine Form der Unterscheidung einfach weggewischt wird, hat nichts gelernt, gar nichts. - So einfach geht das. (Beifall von GRin Sandra Frauenberger.)

 

Die zweite Hälfte geben wir den Männern zurück? - Nein. Frauengesundheit ist ein Programm, und jede Frau hat das Recht darauf, dass ihre Gesundheit geschützt wird.

 

Alt werden in einer Großstadt wie Wien ist die nächste Herausforderung. Dazu gehört auch, dass demenzielle Erkrankungen schlicht und einfach die Herausforderung der nächsten Jahrzehnte sein werden. Es war mir seit Jahren ein Anliegen, gerade diese Alterserkrankung, die übrigens längst nicht mehr nur sehr alte Menschen betrifft, auch wenn sie die Mehrheit sind, in den Fokus des Gesundheitswesens zu bringen. Die ersten Ansätze, Schritt für Schritt für eine demenzfreundliche Lebenswelt zu sorgen, waren vom Demenzgottesdienst bis zum ersten Marktplatz schon vor einigen Jahren da. Sie sind mittlerweile zu einem Bestandteil der Demenzbetreuung geworden, und ich bin stolz darauf, dass es gelungen ist, dass Wien nicht nur demenzfreundliche Bezirke entwickelt hat, sondern sich als demenzfreundliche Stadt deklariert - eindeutig und unmissverständlich. Angebote werden entwickelt, Dienstleistungsberufe und die Öffentlichkeit lernen, wie sich eine Demenz erkennen lässt,

 

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