«  1  »

 

Gemeinderat, 38. Sitzung vom 25.06.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 131 von 149

 

und der Durchrechnungszeitraum beträgt trotzdem ein halbes Jahr.

 

Wir reden zwar immer von 12 Stunden, wir reden aber nicht über den Durchrechnungszeitraum. Je kürzer der Durchrechnungszeitraum, umso leichter erträglich sind verlängerte Dienste. Ich wage zu behaupten, dass niemand - das ist kein Verdienst - in diesem Raum so viele verlängerte Dienste gemacht hat wie ich. (GRin Dr. Claudia Laschan: Das glaube ich nicht!) Ich versuche, ein bisschen zu erklären, warum man 12-Stunden-Dienste differenziert … - Ich bin älter als Sie, Sie könnten fast meine Nichte sein, Frau Kollegin.

 

Es hängt natürlich davon ab, ob sie eine kontinuierliche Belastung bei einem 12-Stunden-Dienst haben, diese werden Sie natürlich diese 12 Stunden nicht durchhalten, oder ob Sie eine diskontinuierliche Belastung haben. Wir haben zum Beispiel, das ist sicher nicht nur beim Spitalsbetrieb so, Phasen einer intensiven Arbeit zum Beispiel über fünf, sechs Stunden, dann ist ein, zwei Stunden wenig zu tun, dann kommt wieder eine Stunde mehr Arbeit, dann kommen wieder zwei Stunden weniger Belastung. Wenn man routiniert ist und schon einige Zeit an diesem Arbeitsplatz arbeitet und - das ist ganz wichtig - eine diskontinuierliche Belastung mit Ruhephasen hat, die aus der Arbeit direkt entspringen, das heißt, wenn es eine Arbeit ohne kontinuierliche Belastung mit Ruhepausen ist, kann man es sich natürlich leisten, eine 12-Stunden-Tätigkeit umzusetzen, wenn man gleichzeitig dadurch eine 4-Tage-Woche hat. Ich kenne Kollegen und Kolleginnen - diese sind sogar bei der sozialistischen Partei -, die eine 30-Stunden-Verpflichtung haben und in der Woche 2 Mal 12-Stunden-Dienste machen und sehr zufrieden damit sind. Es gibt natürlich verlängerte Dienste bei einer gleichzeitig reduzierten Wochenstundenanzahl. Ich bitte, das nicht zu vergessen, es gibt nicht nur 12-Stunden-Dienste für jemanden, der 48 Stunden macht, sondern es gibt auch 12-Stunden-Dienste für jemanden, der 30 Stunden macht.

 

Da möchte ich mit einer zweiten Fehleinschätzung aufräumen: Man nimmt an, dass der Arbeitgeber darauf besteht, dass verlängerte Dienste gemacht werden. Bitte, das ist so nicht richtig. Ich kenne Arbeitgeber, die wollen, dass ihre Nachgeordneten jeden Tag zur Verfügung stehen, dass sie am besten, wenn Sie eine 8-Stunden-Verpflichtung haben, eine halbe Stunde vorher kommen und eine halbe Stunde später gehen. Das ist nämlich genau das, was Arbeitnehmer nicht wollen, diese wollen 12 Stunden haben. Sie kommen ganz genau … (GRin Birgit Hebein: Sie wissen, was Arbeitgeber wollen?) - Ich glaube, ich weiß mittlerweile eine ganze Menge. Das ist kein Verdienst, das ist einfach die Erfahrung, ich bilde mir aber nichts darauf ein. (Beifall bei der FPÖ.) Es gibt wirklich Chefs, glauben Sie mir, die wollen, dass die Nachgeordneten jeden Tag da sind, und das wollen viele Nachgeordnete nicht. Diese wollen eine 4-Tage-Woche, diese können sie sich auf Grund ihrer Routine und auf Grund der Charakteristik der Arbeit leisten.

 

Ich komme zum letzten Punkt, das ist der wichtigste Punkt, den ich mir aufgehoben habe, zur Zweiklassenmedizin: Die Wartezeiten stellen meiner Meinung nach ein Organisationsversagen dar, denn wir haben immer noch genug Personal - Wien hat etwa ein Drittel des gesamten medizinischen Personals von Österreich. Diese Zweiklassenmedizin bedeutet, wenn jemand durch Wartezeiten oder durch andere Limits nicht ausreichend schnell Hilfe oder Therapie oder eine Abklärung bekommt, dann soll das der Griff in die eigene Schatulle ausgleichen. Seit einiger Zeit gibt es eine Vereinbarung, dass es gegen die Menschenrechte ist, wenn Patienten mit einem knappen Budget ihre Lebensqualität - zum Beispiel Nahrung, Urlaub, Wohnen - einschränken müssen, um eine medizinische Behandlung zu bekommen.

 

Ich glaube, das sollte man nicht vergessen, sehr geehrter Herr Gesundheitsstadtrat, dass Wartezeiten, die zu einer Zweiklassenmedizin führen, für Personen mit geringem Einkommen menschenrechtswidrig sind. Seit Kurzem gibt es darüber eine Vereinbarung mehrerer Länder. (Zwischenruf von GRin Dr. Claudia Laschan.) Ich hoffe, ich habe Sie nicht allzu sehr eingeschläfert, ich hoffe, ich konnte Ihnen ein bisschen unsere Ideen näherbringen …

 

Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger (unterbrechend): Bitte langsam zum Schluss kommen, Herr Koderhold.

 

GR Dr. Günter Koderhold (fortsetzend): … und komme jetzt zum Schluss: Vielen Dank, dass Sie mir zugehört haben. Ich hoffe, ich habe Sie ein bisschen überzeugen können. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mörk. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten.

 

23.47.46

GRin Gabriele Mörk (SPÖ)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Der vorliegende Rechnungsabschluss mit rund 1,9 Milliarden EUR Aufwendungen im Sozialbereich beweist ein Mal mehr, dass die rot-grüne Stadtregierung ihre soziale Verantwortung sehr ernst nimmt. Der soziale Zusammenhalt, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist der Gradmesser für die Lebensqualität in einer Stadt. Da stellt sich die Frage, wie geht eine Stadt mit jenen Menschen um, die ihren Alltag nur schwer oder gar nicht alleine bewältigen können, die rund um die Uhr Unterstützung benötigen oder mit Menschen, die aus anderen Ländern fliehen mussten. Da beweist die Wiener Stadtregierung tagtäglich, 365 Tage im Jahr, dass sie für alle Menschen da ist, und genau das, meine sehr geehrten Damen und Herren, macht die Lebensqualität in unserer Stadt aus. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Der Fonds Soziales Wien ist die soziale Drehscheibe in unserer Stadt. Rund 126.000 Wienerinnen und Wiener sind beim Fonds Soziales Wien in besten Händen, sie erhalten jene Unterstützung, Förderung und Vermittlung, die sie benötigen. Die Hälfte davon nehmen Pflege und Betreuung in Anspruch. In Wien ist diese leistbar, bedarfsorientiert und qualitativ hochwertig und reicht von

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular