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Gemeinderat, 38. Sitzung vom 26.06.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 8 von 101

 

müssen, was einfach die ganze Infrastruktur, nicht nur des Besucherraums, sondern auch der Bühne und Ähnliches, ausmacht. Es sind da sicherlich schon Vorarbeiten geleistet worden. Man weiß nicht ganz genau, wie es weitergeht. Man muss sich aber auch im künstlerischen Bereich etwas überlegen. Das Volkstheater, meine Damen und Herren, ist von den Sitzplätzen her um 40 bis 50 Prozent reduziert worden. Sie haben darin jetzt nur mehr unter 900 Sitzplätze. Früher hat das Volkstheater einmal 1.800 Sitzplätze gehabt. Dort ist die Auslastung im Großen und Ganzen extrem schlecht. Das Volkstheater hat eine Eigenfinanzierung von nur mehr 20 Prozent. Zum Vergleich, die Josefstadt hat eine Eigenfinanzierung von 42 Prozent, meine Damen und Herren. Es geht schon ein bisschen anders. Mir ist kurz eingefallen, wie wieder die Kollegin Meinl-Reisinger gesagt hat, man muss sich überlegen, was es für einen Status hat. Man braucht nur nachzuschauen, was Gustav Manker vor 25 Jahren in dem Theater gemacht hat. Da war es jedes Jahr bummvoll. Das heißt, man kann ihm schon einen Stellenwert geben.

 

Das Nächste wäre natürlich das Raimund Theater. Auch hier eine Baustelle. Die Infrastruktur muss gelöst werden. Ich könnte wieder sagen, eigentlich ist es Hauptproblem der Wien Holding, weil sie Eigentümerin an diesem Objekt ist. Aber dort muss rasch gehandelt werden.

 

Die letzte Frage vielleicht, meine Damen und Herren, die noch sehr wesentlich ist, sind jene zwei Dinge, die vor allem der neue Bürgermeister angeschnitten hat. Das eine ist die Seebühne am Donauufer. Sicher eine sehr gute Idee. Das kann man kleiner, größer ausgestalten. Aber ich glaube, das Entscheidende ist nicht, dass man dort eine Bühne hinstellt und dass man dort vielleicht einmal etwas investiert, sondern wie man sich mit dem Content fühlt. Wer wird dort sozusagen die künstlerische Leitung haben? Was will man dort machen? In welche Richtung wird man dort gehen, modern, vielleicht klassisch oder ähnliche Dinge mehr? Ich muss es immer mit Grafenegg vergleichen. Warum funktioniert Grafenegg? Ich glaube, weil dahinter ein künstlerischer Leiter steht, der das Ganze hat. Es ist zwar eine tolle Bühne, aber der künstlerische Leiter ist, glaube ich, wichtiger. Zuerst müsste man überlegen, wen man dort unter Umständen in Zukunft beauftragen wird, und dann erst bauen. Das wäre ein wesentlicher Faktor.

 

Das heißt, meine Damen und Herren, sehr geehrte Frau Kulturstadträtin, viele Aufgaben. Sie haben einige Dinge schnell angepackt. Ich wünsche Ihnen alles Gute im Sinne unserer Stadt, weil ich glaube, Wien ist eine Kulturstadt, und sie soll es bleiben. - Danke vielmals. (Beifall bei der ÖVP und von GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Margulies. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten.

 

9.36.03

GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ich beginne einmal mit etwas Ungewöhnlichem. Ich möchte mich nämlich bei meinen beiden VorrednerInnen bedanken, weil ich das Gefühl habe, es dokumentiert auch ein bisschen, wie sehr es zumindest unter ÖVP, NEOS, GRÜNEN und Sozialdemokratie im Kulturbereich einen Konsens gibt, in welcher Art und Weise man in Wien eine Diskussion über die Kulturpolitik der Stadt führen kann, die es ermöglicht, wirklich auf unterschiedliche Zugänge, unterschiedliche Ansprüche, unterschiedliche Positionen einzugehen und trotzdem meines Erachtens nach mit gegenseitiger Hochachtung untereinander umzugehen. Das ist nicht in allen Bereichen selbstverständlich. Das ist nicht zwischen allen Fraktionen selbstverständlich. Dafür möchte ich mich bedanken. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ sowie von GR Mag. Manfred Juraczka.)

 

So wie überhaupt Kultur und Kulturpolitik, Kulturförderung und Wien als Kulturhauptstadt, eigentlich ganz egal, ob sie den offiziellen Titel trägt oder nicht, keine Selbstverständlichkeit sind, sondern etwas, was jedes Jahr aufs Neue errungen werden muss, gesichert werden muss und meines Erachtens nach auch noch deutlich ausgeweitet werden muss. Ich schicke eines meiner großen Ziele gleich vorweg, weil der Herr Finanzstadtrat vor mir sitzt, und wir uns in einer Phase befinden, wo mittlerweile alle sagen, die Konjunktur ist wieder angesprungen. Selbstverständlich sehe auch ich die Notwendigkeit, in Wien mittelfristig, bis 2020, ein ausgeglichenes Budget zu schaffen. Aber es wäre an der Zeit, gerade im Bereich der Kultur, wieder einmal einen großen Schritt zu machen und das Kulturbudget doch um mehrere Millionen deutlich aufzustocken. Ich glaube, wir sollten uns das ganz fest für den Voranschlag 2019 vornehmen, weil, wie schon angesprochen, sowohl von meinen beiden VorrednerInnen als auch in den ersten Zeitungsinterviews, wir im wahrsten Sinne des Wortes im Kulturbereich einige Baustellen vorfinden, die gelöst und nicht weiter vor uns hergetragen werden sollten. In diesem Sinne sollten wir uns trauen, diesen Schritt zu gehen und im Kulturbereich tatsächlich auch maßgeblich zusätzliche finanzielle Mittel aufzustellen, weil der Bereich der Kultur, und zwar bewusst im weiteren Sinne gedacht, wahrscheinlich den größten Multiplikator im Bereich von Förderungen, Subventionen und Investitionen nach sich zieht. Im Bereich der wirtschaftlichen Wertschöpfung gibt es kaum einen Bereich, der so wie der Bereich der Kultur ohne viele Subventionen, ohne manche Förderungen überhaupt nicht stattfinden würde. Es gibt in sonstigen wirtschaftlichen Bereichen, im Bereich Handel, im Bereich kleine Unternehmer bis hin zur Großindustrie, wenn manche Punkte gefördert werden, Mitnahmeeffekte, die es so im Kulturbereich eigentlich nicht gibt.

 

Es gibt neben den großen Institutionen gerade auch in Wien eine Vielzahl von Kulturschaffenden, die hart an der Grenze der Selbstausbeutung leben, die gleichzeitig neben ihrem Kulturschaffen, ihrem Wirken andere Jobs machen und zusätzlich zu einer kleinen Förderung oftmals die doppelte Summe noch privat aufstellen, nur um überhaupt ein Projekt, das ihnen ein Herzensanliegen ist, zu verwirklichen. Diesen Multiplikator im Bereich der

 

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