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Gemeinderat, 49. Sitzung vom 28.03.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 54 von 82

 

Linien sind ja die Debatten losgegangen. Als wir über das debattiert haben, war am Anfang ganz stark die Diskussion: Wie retten wir diese Institution? Und wie schaffen wir es, dass dieser Investor diesen Eislaufverein nicht sozusagen dem Ende zuführt? Ich kann mich noch erinnern, der Herr Landtagspräsident Woller hat es ja auch erwähnt, sieben Jahre ist ja schon diese Debatte. Ich war wahrscheinlich einer der Ersten, der am Rande mit dabei war und hab‘ noch mitbekommen, wie die ersten Gespräche losgegangen sind, wo alle Beteiligten dabei waren, sei es der Bezirk, der 3. Bezirk, der Dinge wollte, oder der Eislaufverein. Ich kann mich noch erinnern, wie Varianten diskutiert worden sind, ob die Eislauffläche nicht am Dach des neuen Gebäudes entsteht oder vielleicht im Keller oder in einer Halle.

 

Dann kam der Musikverein, der auch seine Interessen hatte. Dann kam auch das Akademische Gymnasium. Und dann ist es im Endeffekt in einem sehr langen Prozess zu einem Wettbewerb gekommen, die Stadt Wien, alle Beamtinnen und Beamten waren dabei, und dann ist ein Ergebnis rausgekommen. Also mich wundert es, wenn die Kollegin Olischar heute in ihrer Rede sagt, die Art und Weise und wie intransparent und wie man etwas macht und Husch-Pfusch - das ist in diesem Projekt einfach nicht passiert. Das Endergebnis war ja dann auch ein Bauherrenvertrag, den wir auch mit dem Investor geschlossen haben, wo auch seine Pflichten drinnen geregelt worden sind.

 

Also ich hab‘ heute in der Früh den Bürgermeister bei einer Tagung von hochrangigen Investoren aus London vertreten können, die in Wien waren. Die haben auch den Tagungszeitpunkt so ausgewählt, weil sie geglaubt haben, das ist ein Tag vor dem Brexit, unter dem Titel „Europa sagt Goodbye zu United Kingdom“. Und das Interesse der ganzen Teilnehmerinnen und Teilnehmer dort war die Rechtssicherheit der Stadt. Welche Rechtssicherheit bieten sich für Investoren? Wie schaut das aus mit dem wissenschaftlichen Standort? Dass wir eine internationale Headquarter-Location sind. Dass wir mitten in Europa sind. Dass wir ein imperiales Erbe haben. Dass die Stadt wunderbar ist. Und wenn ich dort dann gesagt hätte, ja, aber Investoren und Verträge, die die Stadt mit irgendwem nach langer Debatte und Reifungsprozess unterschreibt, können wir einfach für obsolet erklären, dann möchte ich nicht wissen, welche Reaktionen dort wirklich dann gekommen wären. Die Frage, die wir uns auch wirklich einmal stellen, damit wir auch immer diese Emotionen wegbekommen, also gerade wenn ich das Stichwort Brexit erwähnt habe, ist, nach einem langen Prozess, einer Verhandlung, kommt hier im Endeffekt ein Ergebnis, wo es am Ende auch um Kompromisse geht. Und diese Kompromisse, da sieht man, was es heißt, wenn jemand rigid bleibt, wenn er etwas nicht ändern will, dass das im Endeffekt eine sehr, sehr schwere Entscheidung ist. Und mir tut es wirklich weh, wenn da jemand steht und sagt, die Stadt Wien tut nichts. Sie wissen gar nicht, was wir alles tun, wie viel Einsatz, Lobbying, Inhaltliches der Herr Landtagspräsident Woller das ganze letzte Jahr hineingesteckt hat, wie viele Delegationen, wie viele wissenschaftliche Einarbeitung in Zusammenarbeit auch mit dem Bundeskanzleramt, mit allen Institutionen, auch mit der ICOMOS. Ich durfte ihm hie und da auch helfen.

 

Ich war auch voriges Jahr eine Woche lang in Bahrain, als die Debatte dort war und wir tun tagtäglich für diese Stadt, um ein Ergebnis rauszufinden. Es ist lächerlich, hier da zu stehen und zu sagen, ja, ihr tut‘s jetzt zwei Jahre, das sind Nebelgranaten. Nein, wir wollen im Endeffekt ein Ergebnis haben, dass wir den Status nicht verlieren, aber wir auch diese Stadt im Sinne der Bürgerinnen und Bürger auch so entwickeln, wie wir es glauben und nicht, um einfach, um politisches Kleingeld zu suchen, heute irgendeine Entscheidung zu treffen. Und die Frage, die sich natürlich auch jedem im Endeffekt stellt: Wozu eigentlich auch das Label des Weltkulturerbes? Die einen sagen, wegen dem Tourismus. Ich sage Ihnen, namhafte Expertinnen und Experten sagen, dass der Tourismus überhaupt nicht leiden würde, würden wir so ein Label haben. Das sagt auch die Vereinigung der Hoteliers, die ja auch sehr ÖVP-nahe ist, dass da auch nichts passieren wird. Wenn man sich die Ergebnisse und die Entwicklung der Stadt Dresden mit dem Bau der vierspurigen Waldschlößchenbrücke anschaut, wo durch eine Volksabstimmung dann bewusst diese Brücke auch errichtet worden ist, so sind dort die Tourismuszahlen von 2009 bis 2014 um 40 Prozent gestiegen und nicht gefallen.

 

Dann ist natürlich auch ein Argument, dass die UNESCO sagt, na ja, unser Titel oder unser Weltkulturerbe ist ja kein Tourismusprädikat und wir machen es als Schutzinstrument. Das ist natürlich historisch auch richtig und auch so bewiesen, weil es ja 1960 in Ägypten um den Bau des Assuan-Dammes gegangen ist und man einfach den Tempel von Abu Simbel schützen wollte, ihn zerlegt hat und dann ein paar Meter, 160 m daneben auf einer höheren Stelle wieder aufgebaut hat. Und seitdem ist es. Das heißt, ein Schutzinstrument ist es natürlich und allemal dann wichtig, wenn es darum geht, in einem Land oder in einer Umgebung, wo es keine ausgereifte oder entwickelte Baukultur gibt, sozusagen zu signalisieren, man kann nicht alles machen, was man will. Das kann man bei Gott bei Wien nicht sagen, dass wir eine unterentwickelte Baukultur haben und wir das nicht machen würden. Die Frage ist, und das finde ich auch wirklich sehr traurig, dass die ganze Diskussion um die baustädtische Entwicklung in einer Stadt und in einem Ort sich architektonisch einfach auf Meter und Hochhäuser reduziert und sich im Endeffekt darauf beschränkt. Es geht hier darum, eine dynamische Bauart und Architektur zu entscheiden, und wenn es das Ergebnis ist, dass ich Hochhäuser einfach nur kürze, dann entstehen im Endeffekt nur ganz große und breite Massengebäude. Wir diskutieren über einen Turm, der ursprünglich 73 m lang war. Mittlerweile ist er auf 66 m redimensioniert. Die UNESCO beharrt auf ihre 43 m.

 

Ich darf Ihnen eine persönliche Erfahrung schildern, die vielleicht auch für Sie - und das würde man schon auch sehr gerne einmal ehrlich mit den Wienerinnen und Wienern diskutieren. Mir ist bewusst, wenn wir heute ein Umfrage machen würden und die Wienerinnen und Wie

 

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