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Gemeinderat, 53. Sitzung vom 24.06.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 78 von 99

 

Ich habe an dieser Stelle schon mehrmals dazu gesprochen. Es gibt ja mittlerweile auch einen Strukturplan für diese Primärversorgungseinheiten, allerdings habe ich hinsichtlich der Frage, ob wir tatsächlich bis 2021 die 16 Primärversorgungseinheiten in dieser Form auch bekommen werden, nach wie vor meine Zweifel. - Das ist die eine Ebene.

 

Die andere Ebene, wo ich große Besorgnis habe, ist jene der Versorgung und auch der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Eigentlich müsste man sagen, dass das die gesündeste Bevölkerungsgruppe sein müsste oder sein sollte. Wir erkennen aber seit einigen Jahren immer mehr, dass diese Bevölkerungsgruppe nicht so gesund ist, wie sie sein sollte - und das ist natürlich auch für das weitere Erwachsenenleben prägend -, denn mittlerweile ist auch in Wien jeder dritte Bub und jedes vierte Mädchen zu schwer. Das hat natürlich langfristige gesundheitliche Auswirkungen und führt auch zu einer Chronifizierung, in einigen Fällen in Richtung Diabetes, et cetera. Das heißt, hier handelt es sich schon um ein ernsthaftes Thema.

 

Auf der anderen Seite ist die Versorgungssituation gerade in diesem Bereich sehr unbefriedigend. Wir wissen seit Jahren, dass es zu wenige Kassenärzte für Kinder und Jugendliche gibt, dass es sehr schwierig ist, da eine entsprechende Versorgung zu bekommen, dass es sehr lange Wartezeiten gibt und dass eigentlich das System sozial unfair ist, denn jene, die es sich leisten können, gehen dann zum privaten Kinderarzt, und die anderen können das nicht. Ich finde das sozial nicht fair. (Beifall bei den NEOS.)

 

Ich möchte aber nicht nur kritisieren, sondern ich möchte auch konkrete Vorschläge machen - das ist mir ganz wichtig -, und einer dieser ganz konkreten Vorschläge ist, zu sagen, nutzen wir doch die Chance dieses neuen Freiraums der Gesundheitsversorgung im Rahmen dieser Primärversorgung und versuchen wir doch, an zwei Standorten in Wien jetzt einmal exemplarisch - an möglichen Brennpunktschulen, an Campusschulen - ein sogenanntes Schulgesundheitszentrum im Sinne einer Primärversorgung zu etablieren, nämlich in dem Sinne, dass sie multidisziplinär und interdisziplinär ist, also dass man neben den Ärzten auch ExpertInnen aus dem Pflegebereich, SchulpsychologInnen, Sozialarbeiter, sehr, sehr viele Gruppen hat, die an diesem Standort letztendlich die Kinder, aber auch deren Angehörige, von diesen Schulen betreuen könnten, rechtzeitig betreuen könnten. Das würde dazu führen, dass vor allem die LehrerInnen entlastet sind, denn die haben oftmals das Problem: Wie gehe ich mit Kindern um, die eine chronische Erkrankung, zum Beispiel Diabetes, haben? Wir hören immer wieder, dass es für solche Kinder sehr schwierig ist, einen Schulplatz oder einen Kindergartenplatz zu bekommen. Das sind ganz reale Probleme, die diese Menschen in der Stadt haben.

 

Und da, denke ich, wäre es doch angebracht, zu sagen, denken wir einmal „out of the box“, versuchen wir doch, ein Modell zu finden, wo wir dieses Grundgefäß der Primärversorgung nutzen und sagen, okay, wie könnten wir das bei einer Schule, in der Nähe einer Schule entsprechend etablieren.

 

Das ist die Idee, die ich oder die wir hier gerne - als konstruktiven Beitrag - vorschlagen möchten. Ich denke, das wäre eine wunderbare Versorgung für die Kinder und Jugendlichen und deren Angehörige - ich halte das für ganz wichtig im System, dass es letztendlich auch um dieses Umfeld geht. Es wäre eine massive Entlastung für Lehrerinnen und Lehrer. Es erleichtert Kindern mit chronischen Erkrankungen den Schulbesuch. Es bedeutet auch eine regelmäßige Betreuung und auch Früherkennung.

 

Ein Beispiel: Es ist spannend, das Schülerparlament hier im Rathaus zu sehen. Die SchülerInnen haben Vorschläge gebracht und gesagt, was ihnen besonders wichtig wäre, und da ist von sehr, sehr vielen SchülerInnen der Wunsch gekommen: Wir brauchen eigentlich mehr schulpsychologische Unterstützung, das wäre uns wichtig. Es wäre uns wichtig, rechtzeitig dort einmal ein Gespräch zu haben, eine Unterstützung zu haben, ohne stigmatisiert zu werden. - Das finde ich schon spannend. Das kommt von den Schülerinnen und den Schülern selber.

 

Wenn wir ein solches Gesundheitszentrum bei einer Schule hätten, dieses Angebot auch der psychischen Betreuung vor Ort hätten, dann wäre das eigentlich ein wunderbares Angebot für die Gesundheitsversorgung in dieser Stadt. Und in diese Richtung geht eben auch mein Antrag: Dass man ausloben, aussuchen sollte, wo solche Standorte denn wären, sodass man in diese Richtung auch einmal experimentieren könnte und sehen könnte: Wie schaut denn das aus? Und ich glaube, es wäre auch gut, es wissenschaftlich zu begleiten, denn das, was uns in der Stadt fehlt, sind die Daten. Was uns fehlt, ist, genau zu wissen: Was ist wo wirklich notwendig, und welche Art von Entwicklungen, von Erkrankungen haben wir? Uns fehlt diesbezüglich massiv die Evidenz.

 

Also all das zusammengefasst wäre für mich so ein Experimentierraum im Rahmen der Möglichkeiten, die uns letztendlich das Primärversorgungsgesetz gibt. Ich weiß, es sind ein paar Stolpersteine drinnen, die es sehr schwierig machen, gewisse Dinge umzusetzen, aber ich denke, die Stadt Wien sollte da voranschreiten und Möglichkeiten finden, wie man so etwas umsetzt. Ich glaube, das wäre für die Gesundheitsversorgung gerade von Kindern und Jugendlichen in Wien extrem wichtig, und es würde auch sehr viele Eltern entlasten. Und wir hätten dann nicht eine solche Überflutung der Spitalsambulanzen, wie wir sie jetzt haben, weil wir in vielen Bereichen diese Unterversorgung haben. - Also ein konkreter Vorschlag von uns wäre, darüber nachzudenken, ob man so etwas nicht umsetzen könnte. Ich fände das spannend. Ich glaube, dass es einen wichtigen Beitrag für die Gesundheitsversorgung in Wien darstellen würde. (Beifall bei den NEOS und von GRin Ingrid Korosec.)

 

Diesen Antrag überreiche ich Ihnen einmal, und ich komme jetzt zu einem weiteren Punkt, zu zwei weiteren Anträgen, und zwar: Wir haben das Thema der Klimaneutralität heute in sehr vielen Bereichen der Budgetdebatte angesprochen, weil es für uns ein sehr wichtiger

 

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