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Gemeinderat, 58. Sitzung vom 18.11.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 13 von 30

 

was heute den Ländern Probleme im ambulanten und im niedergelassenen Bereich macht.

 

Zum nächsten Punkt: Die Studie von „medbelle.de“, die Sie zitieren, in der das österreichische Spitalswesen im Ranking auf Platz 82 steht, einfach unkommentiert heranzuziehen, zeigt nur, dass Sie auf jedes Pferd aufspringen. Haben Sie auch nachgelesen, wer hinter Medbelle steht? Ich habe es mir angesehen. Das 2016 gegründete Start-up Medbelle versteht sich als „digital hospital“, ein digitales Krankenhaus, zunächst für Selbstzahler. In der Startphase war Medbelle auf privat finanzierte Behandlungen bei Übergewicht, Magenverkleinerungen, im Bereich der Kosmetik und Augenheilkunde, Grauer Star spezialisiert, wie Mitbegründer Leander de Laporte mitteilt. Das Start-up will sich allerdings breiter aufstellen. Behaupten Sie jetzt bitte nicht, dass das eine seriöse, evidenzbasierte Studie ist. Ein cleveres Start-up, ganz sicher, die Richtung ist klar, die Privatisierung des Gesundheitswesens ist eine Goldgrube. Und dem wollen Sie Vorschub leisten?

 

Dann noch gleich eine Schlagzeile aus der „Krone“, dem meistgelesenen Blatt in Österreich - leider -, am 13.11.2019: „Schlimme Zustände. Pflegepersonal kehrt KH Nord den Rücken.“ Sie können sich sicher vorstellen, was dann wieder einmal übrig bleibt, draußen, bei den Menschen, wenn da steht: „Jetzt laufen ihnen noch die Pfleger in Scharen davon.“ Darunter dann der Satz: „Allein im September haben 6 von 90 Pflegern laut Rechercheplattform ‚Addendum‘ das Haus verlassen.“

 

Ich stehe dazu, dass Journalismus eine wichtige Funktion hat und Pressefreiheit ein absolutes Muss in einer Demokratie ist. Verantwortungsvoller Journalismus ist damit gemeint und keine Schlagzeilen, die dann im Text darunter relativiert werden, denn so weit liest wieder niemand. Sich auf die Rechercheplattform „Addendum“ zu berufen, macht mich stutzig. Ich will niemanden unrecht tun, aber man sollte auch wissen, wer „Addendum“ finanziert, zumindest laut Wikipedia - da kann man ja auch nachsehen - über die Quo Vadis Veritas Privatstiftung von Dietrich Mateschitz. (GRin Mag. Caroline Hungerländer: Na und?) Anfang August 2017 wurde ein digitaler Briefkasten auf der Website „qvv.at“ eingerichtet, wo Whistleblower und Informanten anonym vertrauliche Dokumente oder Informationen übermitteln können. Aufdeckerjournalismus ist wichtig und gut, was dann die „Kronen Zeitung“ oder andere sogenannte Qualitätsmedien daraus machen, das ist eine andere Geschichte. Damit kann man ja auch wunderbar Wahlkampf machen, und darum geht es ja.

 

Ihre weiteren Angriffe, meine Damen und Herren von der Opposition, die man grob zusammengefasst als „wir wissen nicht, wovon wir reden, aber wir reden auf jeden Fall dagegen“ formulieren kann, entweder Sie lesen selbst nicht mit oder Sie übersehen so manches, was ja durchaus der Menge an Fake News geschuldet ist, weg von der Volldokumentation zur Entlastung der Pflege ist im Laufen im AKH. - Falls Sie jetzt gegen die Digitalisierung im Gesundheitswesen auftreten, wollen Sie lieber weiter darüber klagen, dass die umfassende Dokumentation die Zeit am Bett stiehlt?

 

Falls Sie über das Notarztsystem herziehen wollen - das tun Sie auch gerne -, lesen Sie einfach nach, wie viele täglich im Einsatz sind, pro Tag und pro Nacht, und dass es ein Wert im europäischen Spitzenfeld ist. Akut sind knapp 120 Notärztinnen und Notärzte des KAV im Einsatz. Und Sie wissen auch, weshalb Rettungs- und Krankentransporte nicht von privaten Anbietern übernommen werden sollen: Weil es sich um eine Tätigkeit handelt, die schon aus Sicherheitsgründen für die Betroffenen von qualifizierten Diensten übernommen werden muss. Und dass die Nummer 1450 als Steuerungselement bestens funktioniert, um erst einmal zu klären, wo welcher Einsatz wichtig ist, das lassen Sie dann einfach unter den Tisch fallen.

 

Damit nicht der Eindruck entsteht, wir beten alles gesund: Nein, ganz und gar nicht. Wir haben einen weiten und schweren Weg vor uns, das Gesundheitswesen in Wien aus dem vergangenen Jahrhundert ins digitale Zeitalter zu holen und ein modernes Spitalswesen zu organisieren. Das Spitalkonzept 2030 ist der Weg dort hin. Dazu gehört auch, dass die alten Strukturen aufgelöst werden, dass mit schwindenden Personalressourcen neue Strukturen aufgebaut werden.

 

Und wenn Sie dabei auch gleich auf die Generalsanierung des AKH anspielen, die Sie jetzt schon unter Generalverdacht um fehlende Professionalität stellen, dann strafen Sie sozusagen den Amtsführenden Stadtrat gleich wieder einmal Lügen, was er über den Baufortschritt des AKH bereits vorgestellt hat: Umbauarbeiten im Bereich der Psychiatrie für Kinder und Jugendliche nähern sich dem Abschluss, im Juni kommenden Jahres soll die Eröffnung gefeiert werden. Das Eltern-Kind-Zentrum wird bis 2022 umgesetzt, zusammengefasst werden dabei die Kinderheilkunde, inklusive Neonatologie, Kinderchirurgie und Geburtshilfe. Die Kapazität wird nicht insgesamt erhöht, dank kurzer Wege und moderner Infrastruktur soll die Behandlungsqualität aber verbessert werden. Modernisiert werden auch Operationsbereich und Ambulanzen. Die Revitalisierung der Küche sowie die Neuorganisation der Apotheke sind im Gang.

 

Ich nehme an, Sie kennen diese Präsentation sehr gut, aber Sie wollen sie einfach nicht akzeptieren. Es ist immer einfacher, den Teufel an die Wand zu malen, solange man selbst nicht verantwortlich ist. Übrigens, wenn Sie dann auch ein bisschen die „Kronen Zeitung“ in den anderen Bundesländer lesen, auch in Oberösterreich gibt es Personalengpässe. Die bekannten Personalengpässe, die durch die Pensionierungswelle bei den Babyboomern zunehmen werden, werden im Spitalsplan ebenfalls behandelt. Zu den Gegenmaßnahmen gehört die Spitälervermeidung, bei den Ärzten erhofft man Entlastung durch vermehrte Delegation von Leistungen, die hochwertig, qualitativ auch von anderen Gesundheitsberufen erbracht werden. Die PatientInnen müssen daher mobiler werden. Wohnortnahe werden häufige und unkomplizierte Leistungen angeboten, komplexe Leistungen werden weitestgehend konzentriert, aber im eigenen Bundesland auf jeden Fall angeboten. Und so weiter.

 

Übrigens hat niemand behauptet, dass die Klinik Floridsdorf nicht auch mit Problemen kämpft, egal, ob Sie

 

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