Gemeinderat, 58. Sitzung vom 18.11.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 30
der Fusion betroffenen Gebietskrankenkassen. So gibt es auch Gegengutachten, zum Beispiel der Arbeiterkammer, daraus ergäbe sich eine Differenz von 750 Millionen Einsparungen. Das heißt, anstatt 100 Millionen pro Jahr könnten Sie maximal 30 Millionen EUR überhaupt einsparen. Aber das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange, denn - wie uns unsere eigene Erfahrung bestätigt - die damaligen Zusammenlegung der Pensionsversicherung der Arbeiter und Angestellten hat in Wirklichkeit nicht Einsparungen gebracht, sondern Mehrkosten verursacht, die wir heute noch gemeinsam alle tragen müssen.
Ich sage Ihnen eines, auch die AUVA-Reform ist eine schleichende Privatisierung. Wir haben ja erst vor Kurzem gehört, es wäre überhaupt möglich, auch das eine oder andere Spital zu schließen. Aus diesem Grunde brauchen wir von Ihnen keine Belehrungen, sondern wir werden unseren erfolgreichen Weg mit StR Peter Hacker weiter fortsetzen. - Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich darf in Erinnerung bringen, dass ab jetzt die Redezeit 15 Minuten beträgt. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Gara, ich erteile ihm das Wort.
GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Gesundheitsstadtrat! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen!
Wenn ich mir die beiden Reden meiner Vorgängerinnen so anhöre, dann ist ja alles in Ordnung. Ich glaube, dass nicht alles in Ordnung ist, und ich möchte Ihnen das an einer Thematik erklären, die mir wirklich sehr wichtig ist, und das ist das Thema der Kinder- und Jugendgesundheit. Denn Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, Kinder sind Kinder, das hat im Übrigen schon Maria Montessori am Ende des 19. Jahrhunderts sehr präzise, sehr treffend formuliert. Das gilt für die Bildung genauso wie für die Gesundheit. Denn Kinder haben sehr spezielle Bedürfnisse, medizinische, therapeutische, und darauf muss man in einem Gesundheitssystem, das sich auch in die Zukunft orientiert, sehr speziell achten.
Gerade bei Kindern und Jugendlichen haben wir tatsächlich eine Zweiklassenmedizin, eine Mehrklassenmedizin. Nicht nur auf der medizinischen Seite, sondern auch sehr stark auf der therapeutischen Seite. Und da muss ich Ihnen schon den Vorwurf machen, Frau Meinhard-Schiebel, wenn Sie sagen: Na, ja, wir achten darauf, dass es nicht zu einem Mehrklassengesundheitssystem kommt. - Das orte ich in diesem Bereich bei Kinder und Jugendlichen nicht. Denn Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Wenn ich alleine die Diskussion zum Thema der Primärversorgungseinheiten führe, der Plan, bis 2025 36 Primärversorgungseinheiten zu haben, dann sage ich immer: Wo bleiben die Kinder? Wo bleiben da die Kinder? (Beifall bei den NEOS.)
Gerade hier ist es wichtig, auch in der Primärversorgung Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche zu haben. Nein, ein Allgemeinmediziner kann das nicht erfüllen. Ein Allgemeinmediziner hat in seiner Ausbildung gerade einmal drei Monate das Fach Kinder- und Jugendheilkunde. Beim normalen Medizinstudenten kommt das Fach Pädiatrie eigentlich gar nicht mehr vor, das ist ein Wahlfach. Wir haben also eine extreme Spezialisierung, die nicht auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen eingeht. Und ich sage immer, wir müssen von diesen 36 Primärversorgungseinheiten 5 speziell für Kinder und Jugendliche machen. Dort hätten wir die Möglichkeit, multiprofessionell nach den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen vorzugehen, von der medizinischen Betreuung, von der therapeutischen Betreuung, von der Betreuung auch im Kontext Sozialarbeiter, von der psychologischen Betreuung, also eine Vielfalt an Themen, die gerade für Kinder und Jugendliche so wichtig sind. Denn im besten Gesundheitssystem der Welt, von dem wir ja immer sprechen, müssen gerade die Kinder im Mittelpunkt stehen. (Beifall bei den NEOS.)
Daher werde ich heute auch einen Antrag einbringen, dass wir das auch ganz konkret tun, denn wir hätten die Möglichkeit, auch im Zuge des Primärversorgungsgesetzes diese Ausprägung speziell für Kinder und Jugendliche zu machen. Ich war nicht glücklich mit diesem Gesetz, wir waren nicht glücklich mit diesem Gesetz. Wir haben damals diesem Gesetz auch nicht zugestimmt, weil es einfach in eine Richtung fokussiert, die genau Kinder und Jugendliche nicht mitberücksichtigt. Und das geht nicht.
Daher bringe ich hier den Antrag ein, dass wir in Wien speziell für Kinder und Jugendliche aus diesem Topf der 36 Primärversorgungseinheiten einen Schwerpunkt für Kinder und Jugendliche machen, und - ich sage es dazu - idealerweise in der Nähe von Bildungsgrätzeln, in der Nähe von Campusschulen, von Kindergärten. Warum? Wir sehen immer mehr, dass wir die massive Thematik von chronischen Erkrankungen bei Kindern haben, Diabetes, Asthma, viele Themen, die die LehrerInnen vor große Herausforderungen stellen, die die LehrerInnen belasten. Ich höre das sehr oft, dass Kinder mit Diabetes keinen Schulplatz bekommen, keinen Kindergartenplatz bekommen. Ich finde das nicht gut. Das sind vielleicht manchmal nur Einzelfälle, aber alleine die Tatsache, dass darüber nachgedacht wird, dass es sehr schwierig ist, mit einem Kind, das Diabetes hat, auch in der Schule umzugehen, halte ich für problematisch. Wir müssen hier die LehrerInnen entlasten, und das können wir durch zwei Maßnahmen: auf der einen Seite natürlich durch eine entsprechende Ausbildung und Unterstützung der LehrerInnen, aber auf der anderen Seite durch die Schaffung eines solchen Kinder- und Jugendgesundheitszentrums in der Nähe einer Schule, wo die Versorgung und Unterstützung der Kinder über dieses Kinder- und Jugendgesundheitszentrum erfolgen kann. Das ist eine perfekte Symbiose.
Das ist der eine Aspekt. Der andere Aspekt ist, es ist auch eine perfekte Symbiose für das Thema der Prävention. Denn wo sollten wir die Prävention am meisten ansetzen? Das ist bei Kindern und Jugendlichen. Denn die sind ja, sage ich, die grundsätzlich gesündeste Altersklasse in unserer Bevölkerung. Aber wenn wir sehen, auch nach den jüngsten Berichten der WHO, dass ein Drittel aller Kinder zwischen sechs und neun Jahren adipös, also fettleibig ist, was eine Prävalenz für Diabe
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