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Gemeinderat, 58. Sitzung vom 18.11.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 21 von 30

 

jetzt gleich einmal voraus, dass es nicht um das Versagen vielleicht des medizinischen Personals, der Ärzte, der Pflegekräfte, der Therapeuten geht, ganz im Gegenteil. Allen Respekt für ihre Arbeit, die sie oft unter schwierigen Bedingungen Tag für Tag zum Wohl der Wiener Bevölkerung, aber natürlich auch der vielen Patienten aus dem Umland leisten. Das ist überhaupt keine Frage. Uns geht es vielmehr um Systemfehler, und diese Systemfehler im Wiener Gesundheitssystem sind nicht vor ein paar Wochen entstanden, es gibt sie seit Jahren. Diese Systemfehler basieren einfach auch auf politischem Versagen. Dreh- und Angelpunkt sind einfach, und das liest man jetzt aus der Flut der Beschwerden heraus, mangelnde Kapazitäten für viel zu viele Patienten.

 

Sie befördern ja geradezu die wachsende Stadt, und sie ist Ihnen besonders wichtig. Ja, dann muss man aber auf der anderen Seite auch schauen, dass die Versorgung der vielen Menschen in dieser Stadt auch wirklich gewährleistet ist! Da ist das Gesundheitssystem tatsächlich nicht erst gestern, sondern schon vor einiger Zeit an seine Grenzen gestoßen, und das zieht sich natürlich weiter. Es sind die mangelnden Kapazitäten in der Struktur und im Personalbereich. Das bedeutet Wartezeiten und das bedeutet auch, und das ist ein ganz wesentlicher Punkt, oft zu wenig Zeit für den einzelnen Patienten.

 

Ich darf kurz auf diese Wartezeiten eingehen, weil sie doch sehr signifikant sind. Wir haben bei Bandscheibenoperationen zwischen 67 und 166 Tage Wartezeit, bei Operationen des Grauen Stars zwischen 75 und 115, je nach Krankenhaus. Bei Hüftoperationen müssen die Patienten zwischen 80 und 141 Tage warten und bei Knieoperationen zwischen 80 und 162 Tage. Das sind also schon Zeiten, glaube ich, die unzumutbar sind. Und weil Sie ja immer so besonders gegen diese Klassenmedizin, diese Zweiklassenmedizin und gegen die private Versorgung ankämpfen: Sie treiben die Menschen zum Teil schon damit hinein, weil manche einfach nicht warten können, weil die Schmerzen zu groß sind und weil die Wartezeit auf Operationen für viele Menschen eine wirklich massive Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität darstellt. Ich glaube, da ist auf jeden Fall anzusetzen, und es ist ein Versäumnis. Wenn wir jetzt das Papier der Risikoanalyse anschauen, das ja gar nicht an die Mitglieder des Gesundheitsausschusses gehen sollte, dann zeigt es schon, dass man da nicht so optimistisch in die Zukunft schauen kann, wie Sie das gerne tun. Und ich glaube, das ist natürlich nicht im Sinne der Wiener Patienten. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Meine Vorredner, im Besonderen die der NEOS, haben sehr stark von der Kindermedizin gesprochen. Das ist heute ein großes Problemfeld. Ich darf vielleicht zum anderen Ende des Lebensbereiches kommen, das ist die Versorgung und der Zustand im Spital für hochbetagte Patienten. Beide Personengruppen sind dadurch geeint, dass sie allein oft nicht in der Lage sind, auszusuchen, welche medizinische Versorgung brauche ich, wie soll es mit mir weitergehen, weil jeder Krankheitsfall, jeder Sturz ein Anlass für einen hochbetagten Menschen ist, weitere gesundheitsspezifische Einschränkungen mitzuerleiden.

 

Es ist ja an der Bevölkerungsentwicklung schon seit vielen Jahren abzulesen, dass es zwei Gruppen von Personen gibt, die größer und größer werden: Das sind einerseits die Kinder - heute schon sehr ausführlich besprochen -, das sind andererseits aber auch die älteren Menschen. Wir können heute nicht mehr von den Senioren sprechen, es sind aber angefangen von den vitalen Sechzigern bis hin zu den hochbetagten fast Hundertjährigen alle Gruppen in diesem Bereich vom Thema Gesundheit betroffen, vielfach nicht nur selbst als Patienten, sondern als pflegende Angehörige, als Angehörige hochbetagter Menschen, die ihre Angehörigen eben im Spitals- oder Ambulanzbetrieb wissen müssen.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, die Situation für hochbetagte Menschen im Spitals- und Ambulanzbetrieb ist zum Teil sehr schwierig - heute schon angesprochen: die Gangbetten -, sie werden leider immer wieder dort hingelegt und leiden mehr darunter als andere, die vielleicht jetzt einmal mit einem kaputten Knie dort hinkommen. Wenn wir dort hinkommen und, sagen wir, ein kleineres Leiden haben, werden wir es schon aushalten. Ein hochbetagter Mensch friert viel leichter und er hat vor allem Angst. Wie oft sieht man in den Ambulanzen - und da ist dem dortigen Personal kein Vorwurf zu machen, weder den Ärzten noch dem Pflegepersonal, es ist die Situation einfach so -, dass die zum Teil, denn nicht alle kommen begleitet, frierend, verängstigt und nicht wissend, was mit ihnen passiert, in den Ambulanzräumen - ich sage das jetzt nicht gerne - abgestellt werden, meistens liegen diese Patienten ja auf einer Trage oder auf einem Bett. Wenn sich da nicht jemand erbarmt und ihnen vielleicht eine Decke organisiert oder begütigend ein bisschen auf sie einredet oder ihnen ein Glas Wasser gibt, dann liegen diese Menschen oft stundenlang wirklich alleine dort. Oft kommen sie aus einem anderen Spital überführt, oft von zu Hause, von der Straße, manchmal nur sehr spärlich bekleidet, in einem Nachthemd und dann noch ein Leintuch darüber. Diese Menschen frieren wirklich und sie haben Angst.

 

Daher bringen wir heute auch einen Antrag ein, dass es wie schon in anderen Einrichtungen üblich und wie es das auch außerhalb Österreichs in Deutschland und auch in Skandinavien gibt, auf den Ambulanzen Personen gibt - und das muss kein hochausgebildetes Pflegepersonal sein -, die sich um diese Herrschaften kümmern. Die einfach nach ihnen schauen, ob es ihnen warm genug ist, ob sie etwas zu trinken wollen und die begütigend auf sie einreden. Es ist schon klar, dass nicht jeder innerhalb von zehn Minuten drankommt, das ist überhaupt keine Frage, aber wer das einmal auf einer Ambulanz gesehen hat! Und so geht es natürlich zum Teil auch auf den Stationen zu, weil die Menschen nicht in der Lage sind, von sich aus zu reagieren und zu sagen, bitte, ich brauche das und das. Wir werden heute eben einen entsprechenden Antrag auf Unterstützung dieser Personen, wenn sie sich im Ambulanzbereich befinden, einbringen. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Es fehlt in vielen Bereichen an Zeit für die Patienten und gerade hochbetagte Patienten leiden darunter auch besonders. Ein ganz wesentliches Thema hat Kollege

 

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