Gemeinderat, 58. Sitzung vom 18.11.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 30
Koderhold ja schon angesprochen und er spricht es ja schon seit vielen Jahren an: Es ist das Dokumentationssystem, das viel Zeit für die Menschen, für die Patienten wegnimmt. Auch da könnte man sich endlich einfallen lassen, dieses so zu organisieren, dass nicht unbedingt die Pflegezeit abgeht.
Sehr geehrte Damen und Herren, ich mache aber jetzt doch wieder einen Sprung zurück zu den Kindern. Wien hat - obwohl Millionenstadt, obwohl wachsend, obwohl viele Kinder - keine Kinder-Reha. Jetzt könnte man sagen, na gut, in Niederösterreich, in Bad Erlach gibt es das sowieso oder auch in Wildbad Einöd oder im Pongau. Sehr geehrte Damen und Herren, ich glaube, es wäre hoch an der Zeit - ich weiß jetzt schon, dass das nicht im Betrieb der Stadt Wien, des Krankenanstaltenverbundes selbst ist -, sich dafür einzusetzen, dass in Wien endlich eine Kinderrehabilitationsinstitution eingerichtet wird. Wie schon gesagt, alles, was einerseits die Prophylaxe betrifft, die sehr früh ansetzt, andererseits aber auch eine Rehabilitation von Krankheiten, kann das zukünftige Leben eines Menschen sehr positiv beeinflussen. Eine gute Rehabilitation kann Menschen für ihr Leben lang heilen oder zumindest von schwererer Krankheit befreien.
Sie haben in den letzten Jahren Immobilien aus dem Spitalsbereich verkauft. Ich finde, ganz besonders schlimm war das auch bei der Semmelweisklinik, die ein idealer Standort gewesen wäre. Ich habe dort einerseits eine klinische Struktur mit vielen Zimmern, mit Behandlungsräumen; ich hätte dort locker für Eltern, die kommen wollen, Gästezimmer einrichten können, eine schulische Einrichtung, damit die Kinder, die schon in die Schule gehen, nicht zu viel des Lernstoffs versäumen und angepasst an ihren - hoffentlich - Fortschritt in der Gesundheit während der Rehabilitation auch wieder am Unterricht teilnehmen können. Es wäre Grünfläche gewesen, es wäre an sich wirklich ein idealer Standort gewesen, und ich finde die Vorgangsweise in puncto Semmelweisklinik sehr schade. Die gehört mit in das Paket hinein, mit dem wir Ihnen vorwerfen müssen, dass Sie da eine absolute Fehlhandlung getan haben, denn alles, was einmal dem Gesundheitsbereich angehört hat, sollte man nicht verscherbeln, sondern man sollte in erster Linie die Überlegung anstellen, wie ich es vielleicht anders nützen kann, das aber auch der Gesundheit der Menschen zu Gute kommt.
Daher unser zweiter Antrag, es gibt ja noch eine Möglichkeit ganz in der Nähe. Das ist das orthopädische Krankenhaus in der Wielemansgasse: Auch da eine ideale Struktur, Grünraum rundherum, für die Einrichtung einer Reha-Klinik sehr gut geeignet, und eben auch so, dass Eltern zu Besuch kommen können, dass eine schulische Einrichtung dort geschehen kann und dass die Kinder in den entsprechenden Einrichtungen eine Rehabilitation von ihren ganz unterschiedlichen Krankheiten erfahren können, die sie dann vielleicht für ihr zukünftiges Leben von weiteren medizinischen Behandlungen unabhängig macht.
Sehr geehrte Damen und Herren, das ist uns ein sehr großes Anliegen und ich darf Sie wirklich aufrufen: Verspielen Sie da nicht noch einmal die Möglichkeit und errichten nur Luxuswohnungen aus einem Haus, das der Gesundheitsversorgung gehört oder gehört hat, sondern nehmen Sie diesen Ball auf und überlegen Sie wirklich, dass wir aus einem ehemaligen Spital eine Gesundheitseinrichtung machen, die Kindern und Jugendlichen zu Gute kommt. Ich glaube, das wäre ein sehr positiver Schritt. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: So, ich bekomme noch zwei Anträge. - Danke.
Als nächste Rednerin hat sich Frau GRin Dr. Laschan zu Wort gemeldet. - Ich erteile Ihnen das Wort.
GRin Dr. Claudia Laschan (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte als Einleitung zum Titel der heutigen Sitzung ein paar Bemerkungen machen. Ich halte Überschriften wie „zu Grabe tragen“ für eine völlig überzogene Wortwahl, die vielleicht gewählt wurde, um eine gewisse Endzeitstimmung zu vermitteln. Ich finde aber, dass Redewendungen, die mit privaten Schicksalsschlägen wie Krankheit und Tod zu tun haben, mit denen jeder Mensch in seinem Leben mehr oder weniger konfrontiert wird, in der politischen Auseinandersetzung für überflüssig. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich bin immer für harte Diskussionen und führe auch gerne harte Diskussionen, sachliche und natürlich auch ideologische Streitgespräche, die sich jedoch im Rahmen eines respektvollen Umgangs mit Menschen und Situationen bewegen sollten. Mich wundert, ehrlich gesagt, immer weniger, dass Politiker die am wenigsten geschätzte Berufsgruppe sind. (GR Christoph Wiederkehr, MA: Ach!)
Im Übrigen ist der Titel auch in der Sache falsch, weil zu Grabe getragen wird gewöhnlich jemand, der tot ist. Das Wiener Gesundheitssystem ist jedoch in hohem Maße mit Leben und Entwicklung erfüllt, und das werde ich im Folgenden auszugsweise zu besprechen versuchen, denn mehr als auszugsweise gibt die Zeit nicht her.
Acht Gemeindespitäler und zehn privat-gemeinnützige Spitäler, teilfinanziert durch den Wiener Gesundheitsfonds, stehen für die öffentliche Gesundheitsversorgung zur Verfügung, dazu noch zwei Unfallkrankenhäuser der AUVA. Die Wiener Krankenanstalten haben 16 Prozent mehr Spitalsentlassungen pro 100.000 Einwohner als die Krankenanstalten Restösterreichs. Jetzt stellt sich die Frage, wieso das so ist. Die Wiener Spitäler haben nämlich einen rund 20-prozentigen inländischen Gastpatientenanteil, und der größte Teil davon kommt aus Niederösterreich. Warum ist das so? Weil in Wien hochspezialisierte und damit verbunden meistens auch sehr teure Leistungen geboten werden, die in der Spitalslandschaft zum Beispiel in Niederösterreich nicht oder nur auf großen Druck angeboten werden. Es ist in vielen Fällen nicht so - und das kann ich als im Gesundheitsbereich an der Front Tätige aus eigener Erfahrung berichten -, dass es so komplizierte Behandlungen sind, sondern es sind teilweise sehr teure Behandlungen, die von Spitälern in Niederösterreich einfach abgelehnt wer
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