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Gemeinderat, 58. Sitzung vom 18.11.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 23 von 30

 

den und auch ganz offen gesagt wird, wir machen diese Therapien aus Kostengründen nicht.

 

Ich glaube, dass da - und ich will jetzt keine Schuldzuweisungen treffen - etwas gemacht gehört. Das ist ein Teilaspekt, der berücksichtigt werden muss und wo echt einmal ein gemeinsames Vorgehen notwendig ist. Da müssen eben auch die niederösterreichischen Verantwortlichen über ihren Schatten springen und man muss eine Lösung finden, denn das ist eine ungerechte Verteilung, die zu Lasten des Wiener Steuerzahlers und des Wiener Versicherten - die Frauen sind da mitgemeint - geht. Dieses System ist so, wie es ist, einfach zu Lasten der Menschen, die hier leben, und ich glaube, jedes System kann man ändern und das muss geändert werden.

 

Kommen wir zum niedergelassenen Bereich. Es ist schon berichtet worden, dass der gerade beschlossene Regionale Strukturplan Gesundheit für den ambulanten Bereich eine deutliche Vermehrung von Ärztinnen und Ärzten - man sagt, ärztliche Vollzeitäquivalente - bringt. Das ist nicht so unwichtig, denn wir haben ja nichts davon, wenn jemand nur an zwei Tagen in der Woche offen hat. Vollzeitäquivalent ist daher zwar ein bürokratisches, aber richtiges Wort und ein guter Ausdruck für das, was wir eigentlich wollen, nämlich möglichst viel offene Zeit im niedergelassenen Bereich.

 

Viele junge Ärztinnen und Ärzte wollen nicht mehr als Einzelkämpfer im niedergelassenen Bereich arbeiten. Das wird, glaube ich, niemand mehr bestreiten. (StR Maximilian Krauss: Weil Sie zu wenig zahlen!) Ich finde es schade, dass Kollegin Korosec nicht mehr da ist, weil sie immer wieder die Vorkämpferin und die Speerspitze als Kämpferin für den Hausarzt, wörtlich für den Hausarzt, war. Als ob der Hausarzt bedroht wäre! Es hindert niemand - auf Knien flehen alle Verantwortlichen jeden jungen Mediziner, jede Medizinerin an -, sich doch im allgemeinmedizinischen Bereich niederzulassen. Es ist offensichtlich nicht mehr attraktiv. (StR Maximilian Krauss: Dann müssen Sie mehr zahlen!)

 

Es muss auch andere Formen geben. Ich sage das immer wieder. Ich war nie gegen den Hausarzt oder die Hausärztin, im Gegenteil. Wir haben so viele gute, die sehr viel machen, sehr viel an Therapien machen, sich für ihre Patientinnen und Patienten sehr aufopfern und oft ein ganzes Leben ganze Familien in ihrer Gesundheit und Krankheit begleitet haben. Dennoch brauchen wir aber auch neue Formen, und das wird mittlerweile auch von Kollegin Korosec nicht mehr bestritten - egal, wie sie heißen -, niedergelassene Einheiten, wo mehrere zusammenarbeiten, verschiedene Berufsgruppen auch interdisziplinär, wo man auch Dinge anbieten kann, die die Spitäler nicht mehr schaffen wie Wundmanagement. Das geht in den Spitälern nicht mehr, und da es aber im Moment die Alternativen nicht gibt, ist es in den Spitälern und dort gibt es elendslange Wartezeiten, und so kommt eins zum anderen.

 

Wir müssen im niedergelassenen Bereich massiv etwas ändern. Nur, wie wir wissen, haben wir im Gesundheitsbereich eine Finanzierung und eine Notwendigkeit der Zusammenarbeit nicht nur zwischen zwei Einheiten, sondern da kommt noch die Ärztekammer dazu. Sich da auf die Eröffnung einer dringend notwendigen Primärversorgungseinheit zu einigen, dauert oft Jahre und ist äußerst schwierig. Auch da, glaube ich, sollte man - nämlich alle, die das jetzt alles kritisiert haben -, einmal den Mut haben: Tun wir doch etwas miteinander, üben wir überall dort, wo wir Einfluss haben, diesen Einfluss aus, und reden wir in die Richtung, dass wir diese bürokratischen Dinge einfach überwinden können! Ich bin natürlich logischerweise dafür, dass Regeln eingehalten werden, aber es gibt manchmal einfach zu viel Bürokratie, die sich über die Jahrzehnte und Jahrhunderte eingebürgert hat, denke ich mir manchmal.

 

Viele Patientinnen und Patienten sind in den Spitalsambulanzen in Wirklichkeit einfach falsch, nur haben die nichts davon, wenn man ihnen das sagt, sondern es sollte so sein, dass der niedergelassene Bereich einfach mehr Dinge übernimmt. Überhaupt ist abends, in der Nacht und am Wochenende im niedergelassenen Bereich nicht viel zu erreichen. Da müssen alle in die Spitäler und das wird auch so gemacht, deswegen kommt es auch dort wieder zu langen Wartezeiten. Es gibt ja seit Langem schon Strukturen, die vorgelagert sind, im AKH zum Beispiel eine allgemeinmedizinische Einheit, die sozusagen vorsortiert, triagiert, sagt man, und auch im SMZ-Ost gibt es diese Einheiten in den Wintermonaten.

 

In Wirklichkeit ist das Ziel, das in allen Bereichen zu machen, das ist bereits angekündigt, das ist in Arbeit. Erstversorgungsambulanzen, wie immer die heißen mögen, sollen die Menschen, die glauben ins Spital gehen zu müssen, behandeln, versorgen, weiterleiten und die, die im Spital sein müssen, binnen kürzester Zeit im Spital unterbringen und behandeln. Das ist das Ziel, ich halte das für ein ambitioniertes und hervorragendes Ziel, und wir werden das auch erreichen. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Um den allgemeinmedizinischen Nachwuchs zu sichern, bietet Wien ein Exzellenzprogramm - ich habe das schon vor einem halben Jahr berichtet - für Studierende im klinisch-praktischen Jahr, das sind die, die im Rahmen des Medizinstudiums viele Wochen im Krankenhaus arbeiten müssen. Sie bekommen ein Programm angeboten - vor der Entscheidung, ob sie Allgemeinmedizin oder Fachmedizin machen wollen -, wo sie Einblicke in den Ordinationsalltag erhalten und auch in hochwertigen Wiener Spezialeinrichtungen hospitieren, sodass sie vielleicht dann doch auch Lust bekommen, in der einen oder anderen Form in den niedergelassenen Bereich zu gehen. Ich halte das für eine gute Idee. Als Problem sehe ich, dass die Entscheidung, Allgemeinmedizin zu wählen, einfach zu früh verlangt wird, und das sollte man in der Ausbildungsordnung vielleicht auch wieder verändern. Man kann ja auch draufkommen, dass etwas ein Fehler war.

 

Der KAV ist Ausbildungszentrum für Studierende - 350 Plätze für die KPJ-Studenten, das sind die Klinisch-Praktisches-Jahr-Menschen -, für Ärztinnen und Ärzte - derzeit 1.100 in Ausbildung -, für medizinische Assistenzberufe und für Gesundheits- und Krankenpflegepersonen in allen Qualifikations-Levels an fünf Schulstand

 

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