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Gemeinderat, 58. Sitzung vom 18.11.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 24 von 30

 

orten. Ich möchte aber auch noch ein paar Worte zum Thema Ausbildung, nämlich Ausbildung zu Ärztinnen und Ärzten, also zu Medizinstudentinnen und Medizinstudenten sagen. Es gibt seit Jahren eine Eingangsprüfung und ich halte die Eingangsprüfung für ein misslungenes Konstrukt. Es ist als Instrument erfunden worden, es war sicher die Idee, geeignete Kandidaten für die wenigen Studienplätze zu finden.

 

Dazu wird ein Multiple-Choice-Test angeboten, der zu 90 Prozent naturwissenschaftlich-technische Kenntnisse abfragt, 10 Prozent dieser Fragen beziehen sich auf soziale Kompetenzen. Ich halte das für eine völlig falsche Gewichtung, da wir wissen, wie wichtig Kommunikation, Empathie, also Einfühlungsvermögen und die Berücksichtigung des soziokulturellen Umfelds der Patientinnen und Patienten für eine erfolgreiche Arzt-Patienten-Beziehung und damit für eine erfolgreiche Therapie sind. Kurz gesagt, es müssen sozial kompetente Menschen die Möglichkeit haben, Medizin zu studieren und dann in unserem Gesundheitssystem für alle Gruppen der Gesellschaft tätig zu sein, nicht nur elitäre.

 

Man könnte einfacher gesagt einfach fragen, ob wirklich diejenigen durch die Aufnahmeprüfung kommen, die für einen im Grunde sozialen Beruf geeignet sind, oder kommen Technokraten heraus, die sich nur mehr mit chemischen Formeln und mit der Interessantheit von seltenen Erkrankungen befassen, oder kommen da sozial kompetente Medizinerinnen und Mediziner heraus. Haben junge Menschen, die auf Grund der Einkommensverhältnisse ihrer Eltern nicht die Möglichkeit einer teuren Prüfungsvorbereitung haben, überhaupt die Chance, den Arztberuf zu ergreifen oder kommen nur mehr Elitenkinder ins Medizinstudium?

 

Meiner Meinung nach sollten junge Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen in den Arztberuf kommen, weil es für eine Gesellschaft und für ein Gesundheitswesen ganz wichtig ist, dass Ärztinnen und Ärzte aus der Mitte der Gesellschaft, aus allen gesellschaftlichen Schichten kommen, auch aus ganz armen Schichten. Das war zu meiner Zeit noch möglich. Das ist heute mit der Medizineingangsprüfung, für die man, wenn man wirklich durchkommen will, ein Jahr Vorbereitungszeit an irgendwelchen Universitätslehrgängen braucht, die sehr teuer sind, nicht mehr gewährleistet. Ich bin daher der Meinung, dass wir gemeinsam daran arbeiten sollten, diese Aufnahmeprüfung für das Medizinstudium in dieser Form abzuschaffen. (Beifall bei der SPÖ und von GR Dipl.-Ing. Martin Margulies.)

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Hobek. Ich erteile ihm das Wort.

 

11.43.03

GR Mag. Martin Hobek (FPÖ)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie und daheim an den Bildschirmen!

 

Ich habe mich heute zu Wort gemeldet, denn bei diesem Thema ist es mir wichtig, einen Aspekt, und zwar einen Teilbereich unseres Gesundheitswesens anzusprechen, bei dem es jetzt zu einer Neuerung gekommen ist, die für viele Menschen in dieser Stadt eine sehr unangenehme Lage geschaffen hat und die vielleicht sogar noch gefährlich werden könnte. Ich spreche von der Novellierung des WRKG, also des Wiener Rettungs- und Krankentransportgesetzes, das mit 1. April in Kraft getreten ist. (GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara: Sie haben zugestimmt!) - Haben wir zugestimmt, ich komme noch dazu, ich komme noch dazu, es war ein Fehler, und ich will jetzt ausführen, warum. Es geht darum: Das Hauptargument des Herrn Stadtrates ist jenes, dass man es Menschen, die einen Krankentransport benötigen, nicht zumuten kann, dass das ein Fahrer ist, der keine medizinischen Fachkenntnisse hat. (Amtsf. StR Peter Hacker: Sie kennen nicht einmal das Gesetz! Das ist ein Bundesgesetz!) Jetzt tun Sie zuerst durch die roten Reihen kuscheln, dann gehen Sie ganz hinaus, sind irgendwo, obwohl Sie der zuständige Stadtrat sind! (Zwischenruf von Amtsf. StR Peter Hacker, der hinter den Sitzreihen steht.) Jetzt plärren Sie auch noch heraus - auf dem Weg zur Selbstkarikatur! (Beifall bei der FPÖ.) Ich meine, Sie sind verhaltensoriginell, sagt man heute dazu. (Amtsf. StR Peter Hacker: Danke!) Plärren Sie ruhig weiter, aber ich habe das Mikrofon. (Rufe bei der SPÖ: Benehmen Sie sich! Das ist unverschämt! Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) - Da ist jemand anderer unverschämt. Gut, lassen wir das rechts liegen, was da kommt. (Zwischenrufe bei der SPÖ. - GR Siegi Lindenmayr: Sie sind eine Schande für dieses Haus!) Ja, ja (GR Siegi Lindenmayr: Eine Schande!), aber wenigstens seid ihr jetzt munter, die paar Hansln, die hier sitzen. (Beifall bei der FPÖ. - Lebhafte Zwischenrufe bei der SPÖ und Gegenrufe bei der FPÖ.)

 

Der Herr Stadtrat spricht dann immer von einem Taxler, er sagt, die Fahrtendienste, die das früher vollständig gemacht haben, das sind Taxler. So wie er das ausspricht, ist das immer extrem abschätzig (Amtsf. StR Peter Hacker: Ungeheuerlich!), was generell bedenklich ist, weil Taxifahrer in dieser Stadt durchaus eine wichtige Funktion erfüllen.

 

Ich muss sagen, ich habe auch persönlich seit ein paar Jahren einen ganz anderen Zugang zu dieser Thematik. Als ich am 14. Februar 2015 in der Früh aufwachte, das war Samstagvormittag, war mein persönlicher Zustand so miserabel, dass ich gewusst habe, da passiert etwas mit mir. Ich habe also eine extreme Kurzatmigkeit gehabt, die sich schon ein paar Tage zuvor sehr verstärkt hat, und der Laie, der in seinen Körper hineinhört und der also die Analyse der letzten Tage quasi linear fortrechnet, hat sich an diesem Samstagvormittag laienhaft, aber doch, ausgerechnet, dass er in der Nacht von Sonntag auf Montag sterben wird.

 

Das war mir persönlich klar, obwohl ich kein Arzt bin. Ich habe dann noch einige Dinge erledigt, die wichtig waren, es ging darum, Haustiere so zu versorgen, dass sie nicht verhungern. Das alles hat ein paar Stunden gebraucht, weil ich eben kaum mehr handlungsfähig war und dann habe ich mich zum nächsten Taxistandplatz geschleppt. Der ist 150 m entfernt gewesen und dafür habe ich mit einigen Verschnaufpausen zirka eine Viertelstunde gebraucht. Ich habe damals ein ganz schreckliches Exemplar von Taxler erwischt, muss ich sagen. Ich

 

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