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Gemeinderat, 59. Sitzung vom 19.11.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 25 von 55

 

Zum konkreten Geschäftsstück selbst kann ich nur sagen: Was lange währt, wird endlich gut. Weil, und auch das hat Kollege Wiederkehr schon vorweg genommen, wir hatten fast 20 Jahre lang dauernde Diskussionen über den Standort. Ich will das ganze Thema nicht mehr aufwärmen. Mit dem Ostarrichipark haben wir jetzt, glaube ich, einen Platz gefunden, der, und die Frau Stadträtin nickt (Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler nickt.), glaube ich, für uns alle eine gute Lösung ist und eine baldige Realisierung hat. Wir haben, Gott sei Dank, auch das leidliche Thema der Finanzierung lösen können. Ich sage in dem Zusammenhang nicht nur Danke an die Stadt Wien, ich sage auch Danke an unsere bisherige Bundesregierung, weil über fünf Millionen zu schultern, war auch keine Selbstverständlichkeit, ist aber, glaube ich, ein Projekt, das hier jeden Euro, jeden Cent wert ist.

 

Lassen Sie mich vielleicht, um die Wichtigkeit und auch das persönliche Anliegen, das dieses Projekt für mich darstellt, ein bisschen erörtern zu können, zwei andere Bereiche thematisieren. Viele oder manche der Funktionäre und Mandatare hier in dem Raum kennen die Österreichischen Kulturtage in Israel. Ich weiß, Kollegin Meinl-Reisinger war sogar schon einmal mit vor Ort genauso wie Landtagspräsident Woller. Da geht’s darum, dass sich eine Gruppe jüdischer Österreicher bereitgefunden hat, hier Aktivitäten zu setzen gemeinsam mit Künstlern, die ehrenamtlich sozusagen ohne Gage ein Mal im Jahr in Israel auftreten - in Tel Aviv und Jerusalem sind jeweils Aktivitäten geplant - und dort vor Ort sind, um die emigrierten ehemaligen Österreicher, die im Zuge des Nazi-Regimes Österreich, ihre damalige Heimat, verlassen mussten und in Israel eine neue Heimat gefunden haben, sozusagen ein bisschen musikalisch mit der Heimat zu konfrontieren. Und ich muss gestehen, wie ich damals, ich glaube, es war 2013, erstmals dabei sein durfte und diese Reise mitangetreten habe, war das für mich unglaublich beeindruckend. Für alle die, die es nicht wissen, ich bin in Hernals aufgewachsen und auch politisch sozialisiert. Und als ich dann dort saß und ältere Damen, hoch in den 90ern, bei „Ein kleines Café in Hernals“ mitgesungen haben und erstmals seit Langem beispielsweise wieder Hermann-Leopoldi-Lieder gehört haben, das war prägend. Genauso war der damalige Besuch von Yad Vashem prägend. Und ich sage, neben dem Mahnmal, das es dort vor allem für die Kinder gibt, die im Zuge der Shoah ums Leben gekommen sind, ist vor allem die „Halle der Namen“ für mich etwas sehr Prägendes gewesen. Dieses Projekt erinnert mich im weitesten Sinne daran. Es hat zumindest die gleiche Intention, wie ich vermute, und ich freue mich daher sehr, dass es umgesetzt wird.

 

Meine Damen und Herren, bei dieser Gelegenheit möchte ich meinen Dank auch an alle anderen Vertreter der diversen Fraktionen sagen, die bei einer Arbeitsgruppe dabei sind, die jetzt nicht im gleißenden Licht der Öffentlichkeit steht, aber umso wichtiger ist und, glaube ich, umso besser arbeitet. Der Kollege Kunrath nickt. Danke auch, er ist selbst jetzt gerade leider nicht im Saal, aber Danke an Peter Florianschütz, der sozusagen den Lead in dieser Truppe übernommen hat, die Gruppe Antisemitismus. Damals gab es auch einen Compelling Event, wenn man so möchte, eine Al-Quds-Demonstration in Wien, die, leider Gottes, dann doch zu einer massiven Demonstration gegen Israel wurde, ein Zustand, den wir alle, glaube ich, in dieser Form in den Straßen unserer Stadt nicht mehr haben wollen. Daraus wurde etwas, was parteiübergreifend funktioniert, was auch wirklich schon konkrete Früchte getragen hat. Es zeigt, dass wir, und ich glaube, ich bin ja durchaus einer, der immer wieder Lust an der Kontroverse hat, aber es zeigt sich, dass es auch Dinge gibt, die man gemeinsam miteinander umsetzen kann. In dem Sinne vielen herzlichen Dank an alle Beteiligten für die Realisierung dieses Aktes. Vielen herzlichen Dank dafür, dass wir diese Arbeitsgruppe haben. Und ich freue mich, ähnlich wie mein Vorredner Wiederkehr, wenn wir uns vielleicht oder zumindest viele von uns bei der Eröffnung der Namensmauer im Ostarrichipark wiedersehen. Vielen Dank! (Beifall bei ÖVP, SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zum Wort gemeldet ist nunmehr Herr GR Kunrath. Ich erteile ihm das Wort.

 

11.25.35

GR Nikolaus Kunrath (GRÜNE)|: Schönen guten Tag, sehr geehrte Damen und Herren, werter Herr Vorsitzender, liebe Kollegen und Kolleginnen und auch im Bild!

 

Ich freue mich sehr, dass wir heute diesem Antrag zustimmen und den Nationalfonds mit 100.000 EUR fördern, damit dieses Denkmal auch tatsächlich umgesetzt werden kann. Ein Denkmal, das wir seit 2000, also seit ungefähr 19 Jahren vorantreiben. Ein Denkmal, wo vor 19 Jahren begonnen worden ist, in einer Initiativgruppe darüber zu arbeiten, wo könnte das stehen, wie könnte das stehen? Und es ist schon von meinen Vorrednern begonnen worden, darüber zu sprechen, wir hatten acht Plätze in Wien acht verschiedene Plätze, wo wir immer wieder diskutiert haben: Könnte das da herkommen? Könnte das dort hingestellt werden? Könnten wir damit einen guten Platz erzielen? Einer, der nie bei dieser Namensmauer in Vergessenheit geraten darf, ist der, der das Ganze initiiert hat, nämlich Kurt Yakov Tutter. Kurt Yakov Tutter, ein 1930 in Österreich geborener, dann über Belgien geflüchteter damals junger Mann, ein Kind, kann man bald sagen, ein junger Bub. Er hat in Kanada eine mittelmäßig steile Karriere, aber immerhin Karriere gemacht in seinem Leben und ist dann zurück nach Österreich gekommen mit der Idee: Ich hätte gerne so eine Namensmauer, weil solche Namensmauern gibt es auf ganz vielen Plätzen in Europa, ob das Paris, Brüssel, Amsterdam ist, jetzt nur als Beispiele. Und da hat er sich etwas in den Kopf gesetzt, wo keiner daran geglaubt hat, und ich habe heute in der Früh bei einer Besprechung mit Raimund Fastenbauer, dem ehemaligen Generalsekretär der IKG, auch wieder darüber gesprochen, wie alle am Beginn gesagt haben: „Kurt, das geht nicht.“ - so in der klassischen österreichischen Situation: Na, des wird nix, vergiss des, das ist eine gute Idee, aber so eine Namensmauer wirklich umsetzen, noch dazu mit so viel Geld! Und dann war damals ja

 

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