«  1  »

 

Gemeinderat, 2. Sitzung vom 10.12.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 7 von 106

 

sondern auch erstmals als Stadtrat für Arbeit und Wirtschaft. Der Arbeitsmarkt wurde in den letzten zehn Monaten stark getroffen. Insbesondere in den uns bekannten Branchen Hotellerie, Tourismus und Gastronomie mussten herbe Arbeitsplatzverluste hingenommen werden. Die Krise hat zudem auch ein demographisches Gesicht bekommen. Sowohl die Jungen als auch die Älteren sind die Hauptbetroffenen. Wir werden deshalb unsere bislang erfolgreiche Politik der Höherqualifizierung im Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds, den Ausbau der Zukunftsstiftungen für die Jungen und die Vertiefung der Joboffensive 50plus für die Älteren fortsetzen. Dafür nehmen wir allein für 2021 70 Millionen EUR in die Hand. Jedoch wollen wir in der Fortschrittskoalition einen weiteren, einen entscheidenden Schritt machen und gemeinsam das Portfolio des WAFF komplettieren. Wir werden im Jahr 2021 den Grundstein für ein neues strategisches Arbeitsmarktinstrument legen mit dem Wiener Fachkräftezentrum im WAFF. Das Fachkräftezentrum soll auf drei Säulen aufgebaut sein:

 

Erstens: Die wissenschaftlich-analytische Ebene soll den Arbeitskräftebedarf der Zukunft feststellen, um Zukunftsbranchen, die sich in diesen Zeiten rasch und dynamisch verändern, zu identifizieren.

 

Die zweite Ebene des Fachkräftezentrums soll Kontakt zu Unternehmen und Arbeitnehmervertretungen herstellen, um den Bedarf und die Bedürfnisse der Praxis einzufangen und zu begleiten.

 

Die dritte Ebene soll aus Erkenntnissen der beiden vorigen operativen Instrumente entwickeln, um hier entsprechend auch operativ spürbar zu werden. Wir betreten damit Pionierboden und wir werden Pionierpfade damit gehen. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit solchen Projekten die Chancen aller Wienerinnen und Wiener, insbesondere der jungen, steigern können und gleichzeitig die besten Leute für unsere Wiener Unternehmen generieren können.

 

Mit unserer Wirtschaftsagentur konnten wir 2020 über 4.600 Projekte von Wiener Unternehmungen mit einer Gesamtfördersumme von über 54 Millionen EUR für ein Gesamtinvestvolumen von 162 Millionen EUR gemeinsam mit Privaten unterstützen.

 

Für das Jahr 2021 führen wir unter anderem den Schwerpunkt Lebensmittel weiter und werden dabei Unternehmen aus dem kreativwirtschaftlichen und aus dem wissenschaftlichen Bereich unterstützen. Regionaler Bezug von Lebensmitteln war und ist uns immer etwas Wichtiges gewesen.

 

Gleichzeitig sollen EPUs und Kleinstunternehmer, die infolge der Corona-Krise umsatteln müssen, zielgerichtet unterstützt werden. In Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer Wien soll das Geschäftsstraßenförderungsmodell modernisiert und zielgerichtet neu ausgerichtet werden.

 

Aber es gibt noch ein weiteres Thema, das wir im Voranschlag 2021 entschlossen adressieren, denn die Antwort auf den Klimawandel wird das 21. Jahrhundert weltweit prägen und wird unser Zusammenleben, unseren Umgang mit Ressourcen, das Wirtschaften und Arbeiten so stark verändern, wie es bisher nur historische Entwicklungen von der Dampfmaschine bis zum Internet getan haben. Im Rahmen der Smart-City-Rahmenstrategie der Stadt denken wir den Klimawandel bereits auf jeder Ebene mit. In der Wirtschafts- und Innovationsstrategie 2030 ist festgelegt, dass die Klimatauglichkeit und die Ressourcenschonung als Inkubator für den Wirtschafts- und Innovationsstandort zu nutzen sind. Deswegen ist es mir als Finanzstadtrat ein besonderes Anliegen, unsere Pionierarbeit im Bereich des Klimabudgets voranzutreiben. Damit das Klimabudget zu einem echten Instrument entwickelt werden kann, müssen geeignete Indikatoren entwickelt werden, die klimapolitische Effekte auf die Stadtpolitik auch entsprechend entwickeln können. Wir werden deshalb 2021 anhand von mehreren Pilotprojekten aus dem Bereich Wohnbau, Energie, Verkehr und Gebäudesanierung diese Indikatoren entwickeln. Wir sind mit Kopenhagen gemeinsam auf Pionierpfaden unterwegs, mit denen, mit dem Instrument des Klimabudgets, werden die künftigen Projekte bereits vorher die Auswirkungen auf die Umwelt erkennen können und gegensteuern, um unser Ziel „2040 Klimaneutralität“ erreichen zu können, auch im Budget.

 

Aber es ist natürlich nicht so, dass wir morgen damit anfangen, dieses zu tun. Wir haben dies in den letzten Jahren getan und ich danke auch der Ulli Sima für rund eine Milliarde, die hier im Wiener Stadtbudget schon jetzt, heute, klimaschonend wirkt. Es sind die großen Positionen, die Sie natürlich kennen. Es sind über 810 Millionen EUR Investitionen in den umweltfreundlichen öffentlichen Verkehr. Es sind 40 Millionen EUR in die klimafreundliche Wohnhaussanierung. Es sind über 11 Millionen EUR für die Klimastraßen in allen Bezirken. Es sind 6 Millionen EUR für klimafreundliche Beleuchtung in der gesamten Stadt Wien. Und in meinem eigenen Bereich freue ich mich besonders auf die ersten elektrifizierten Fahrzeuge der Berufsfeuerwehr.

 

Die Daseinsvorsorge und unsere eigenen Wirtschaftsunternehmen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn ich nach meiner persönlichen Einschätzung für die Zeit nach Corona für unseren Wiener Wirtschafts- und Arbeitsstandort gefragt werde, sage ich mit voller Überzeugung: Wir werden stärker sein als zuvor! Warum? Weil wir mit unseren selbstgeführten Wirtschaftsunternehmen eine für Europas Städte einzigartige und unvergleichliche Ausgangssituation haben, die insbesondere in den letzten Monaten unter Covid und auch unter Terror bewiesen hat, dass wir eine krisenstabile Struktur haben, die uns die Vorteile - allen Wienerinnen und Wiener - spürbar macht, angefangen bei den Wiener Stadtwerken mit all ihren Tochtergesellschaften, die für uns alle 24 Stunden und 365 Tage ein starkes Fundament der Versorgungssicherheit, der Qualität und der Serviceorientiertheit bilden. Mein Dank gilt hier natürlich auch den 15.000 Mitarbeitern, die ja ohne Wenn und Aber ihre Arbeitskraft und ihre Loyalität bewiesen haben. Weiters die Wien Holding mit ihren rund 80 Tochtergesellschaften und 1 Milliarde EUR Bilanzsumme. Sie steht für moderne Immobilienentwicklung, Medienvielfalt, Logistik und Kulturgenuss.

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular