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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 11.12.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 9 von 101

 

eingespielte Hierarchien hinterfragt beziehungsweise am besten neu denkt. Institutionen müssen lernen, dass sie keine Bollwerke gegen den Verlust von Kulturhoheit sind, sondern flexible Systeme von Öffnung und Schließung, die dazu beitragen, vielschichtige Identität zu zeigen, die unsere Realität ausmachen und die zulassen, neue Identitäten zu entwickeln. Die institutionellen Kulturbetriebe müssen lernen, ihre Apparate zu öffnen.

 

Ich werde jetzt ein bisschen kürzen. - Wir wollen außerdem, dass die freie Szene gestärkt wird und dass wir, ohne ins Prekariat zu fallen, in Wien auch Experimente zulassen können.

 

Ich habe die große Hoffnung, dass das gelingen kann. Wir können nicht alles auf die Bundesebene schieben. Manches können wir auch hier in Wien machen und hier VorreiterInnen sein, die zeigen, wie man mit Künstlerinnen und Künstlern umgeht, zum Beispiel indem wir ihnen Arbeitsstipendien geben. Ob die Erfahrung im Zuge der Pandemie tatsächlich dazu beiträgt, diese Solidarität hier über Einzelinteressen hinausgehen zu lassen, bleibt abzuwarten. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

 

Danke, dass Sie so lange ausgehalten haben! Hie und da muss man sich Zeit nehmen für die Kulturschaffenden, sonst genießen wir nur immer die Kultur. - Danke schön.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Kollegin, ich darf dich um Desinfektion bitten. Hast du einen Antrag eingebracht? Danke. - Die Redezeit betrug 17 Minuten, die Restredezeit der Grünen beträgt daher 10 Minuten, und ich darf die nachfolgenden Redner bitten, das zu beachten. Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Eppinger. Seine selbstgewählte Redezeit beträgt 12 Minuten. Bitte.

 

9.44.32

GR Peter L. Eppinger (ÖVP)|: Guten Morgen, liebe Bürgerinnen und Bürger! Liebe Kollegen und Mitstreiter!

 

Mein Beginn ist ungewöhnlich, meine Worte, die ich wähle, sind unerwartet.

 

Ich möchte zuallererst einmal dem lieben Christian Oxonitsch - wir sind per Du, wir kennen einander schon lange aus Ottakring - mein aufrichtiges Beileid aussprechen. Du hast den Corona-bedingten Tod deiner Mutter auf deiner Facebook-Seite öffentlich gemacht. Ich spreche dir mein tief empfundenes Mitleid und gleichzeitig Dank für deinen dringlichen Appell aus, endlich diese einfachen Maßnahmen einzuhalten. Du sagst etwas sehr Richtiges: Wir müssen das Virus schaffen und nicht das Virus uns.

 

Gleichzeitig richte ich an Sie, lieber Herr Bürgermeister, ein großes Dankeschön. Ich habe nämlich das Gefühl, dass beim politischen Gegenüber der Bundesregierung vor allem viel Energie und Kraft in Kritik fließen, es aber wenig Worte und Taten der Motivation gibt. Sie aber waren testen, und zwar öffentlich sichtbar, gemeinsam mit unserem Bundeskanzler. Und wir alle wissen, wie sehr die Bewegung anderer viele Weitere auch bewegt. Das ist etwas sehr Positives bei einem zum Glück negativen Ergebnis.

 

Wenn wir im Rückspiegel des Lebens einmal auf diese Zeit zurückschauen, dann werden wir auf diese Corona-Zeit zurückschauen und meinen: Das war für die meisten keine Zeit des Wahlkampfes, sondern das war ein Kampf, den wir nur gemeinsam gewinnen konnten. Deshalb sage ich Danke an alle, die sich daran beteiligen. Vielen Dank dafür.

 

Erst einmal sage ich: Hallo! Mein Name ist Peter L. Eppinger. 22 Jahre lang hat ein Spruch mein Radioleben geprägt: „Das Leben ist ein Hit!“ Und ich meine, es liegt auch an uns, dass das weiter so bleibt beziehungsweise auch wieder so wird. Als neuer Kultursprecher der neuen Volkspartei möchte ich noch ergänzen: Die Kultur muss wieder ein Hit werden. - Darauf werden Sie sagen: Klar! Das wollen wir auch, dagegen haben wir nichts. Wie machen wir das? - Mit guten Ideen, gut investiertem Geld und gelebter Solidarität: Kollegin Novak hat das gestern zu Recht oft erwähnt. Das bedeutet, nicht immer nur Geld zur Verfügung zu stellen, aber das ist selbstverständlich ganz wichtig.

 

Zu den Ideen: Dieses Jahr hat uns wirklich viel versprochen, es hat aber wenig gehalten. Dieses Jahr hat von uns extrem viel abverlangt und wenig gegeben. Dieses Jahr erfordert nicht nur mehr Geld - dazu komme ich gleich -, sondern es drängt auf neue Ideen.

 

Liebe Frau Stadträtin! Ich anerkenne Ihren persönlichen Einsatz. Ich wertschätze den Umgang, den wir schon miteinander haben, auch den mit der MA 7. Kollege Thomas Weber hat einen vollkommen richtigen Hinweis gebracht. Ich bedanke mich auch bei der Leiterin Anita Zemlyak, und ich habe vorher schon Frau Mayerhofer aus ihrem Büro meinen Dank ausgesprochen. Es war ja wirklich außergewöhnlich, dass ein Stadtrat oder eine Stadträtin vorab auch die Opposition brieft. Dafür danke ich, das kann man auch einmal sagen.

 

Ich trage gern meinen Teil dazu bei. Ich lese von guten Ideen, ich lese von Ankerzentren, ich lese vom ZOOM Kindermuseum, das mobil werden soll, ich lese vom Kinder- und Jugendtheater, das einen zweiten Standort bekommen soll, ich lese vom Ausbau kultureller Nahversorgung. Das gefällt mir sehr gut, wir werden alles genau beobachten.

 

Was aber geschieht jetzt und nicht nur in Zukunft? Wo sind die kreativen Ideen, die sofort greifen, zum Beispiel für die Wiener Sängerinnen und Sänger, für die Autoren, Verleger, Produzenten? Ich weiß nicht, ob Sie den Prozess kennen: Wenn Sie Glück haben, als Musiker im Radio gespielt zu werden, dann bekommen Sie ein Jahr später Geld dafür. Tantiemen werden immer ein Jahr später ausgezahlt. Die finanzieren aber alles vor. Mit viel Glück geht ein Projekt auf, und mit viel Glück gibt es dann etwas Geld aufs Konto. Das sind selbstauferlegte Regeln, Frau Stadträtin. Vielleicht können wir uns einmal mit denen unterhalten. Da gibt es extrem gute Ideen. Ich habe mich mit denen schon ausgetauscht, über digitales AirPlay und wie wir die Reichweite ausbauen und auch etwas tun können für eine Möglichkeit, schon früher an dieses Geld heranzukommen. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie da auch auf meine Expertise zurückgreifen!

 

Sie sprechen in Ihrem Koalitionsabkommen von neuem Raum für Kunst und Kultur. Bevor es aber überhaupt des Raumes bedarf, gibt es einen Traum. Seite 91, letz

 

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