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Gemeinderat, 63. Sitzung vom 29.01.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 34 von 99

 

Wenn ich die Zahlen von Wien hernehme, dann sind es hier 152.000 Arbeitslose und davon 26.000 in Schulungsmaßnahmen. Das heißt, mit rund einem Viertel der Gesamtbevölkerung, das Wien aufweist, haben wir ein Drittel aller Arbeitslosen und im Vergleich zur österreichischen Statistik fast die Hälfte davon in Schulungsmaßnahmen, wobei auch zu erwähnen ist, dass die Schulungsmaßnahmen im Vergleichsjahr, also in nur einem Jahr, um 8 Prozent zugenommen haben. Das heißt, die Wiener machen es sich recht einfach: Sie verschieben ihre Arbeitslosen in Schulungsmaßnahmen und schönen damit ihre Arbeitslosenstatistik - und das kann es nicht sein. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Denn eines ist klar: Mehr Schulungsmaßnahmen heißt noch lange nicht, dass sich die Qualität für den Arbeitsmarkt verbessert. In diesem Zusammenhang möchte ich gleich an diesem Pult auch meine Kritik am System AMS anbringen, aber nicht nur am AMS, sondern auch an vielen, vielen anderen Institutionen, die praktisch sinnlose Schulungsmaßnahmen anbieten, Menschen in sinnlose Kurse verbringen. Ich erinnere nur daran: Da wird einfach aus dem Paket, weil man es eben hat und weil man es für sinnvoll erachtet, der ich weiß nicht, wie vielte Word-Kurs herausgepickt oder der zigste Kurs zum Thema „Wie bewerbe ich mich richtig?“ herausgesucht, aber nicht der Schwerpunkt auf jene Fähigkeiten gelegt, die Menschen wirklich in Arbeit bringen, die am Arbeitsmarkt benötigt werden, die die Menschen im Job weiterbringen, die ihnen einen Job garantieren. Das kann es aber nicht sein, da haben wir echt noch Bedarf, uns weiterzuentwickeln. Und das ist einer der wenigen Punkte, die ich dem WAFF zu Gute halten möchte: Dass er in dieser Beziehung zumindest etwas mehr für den Arbeitsmarkt tut.

 

Ich möchte an dieser Stelle aber auch gleich meine Kritik an der Elementarpädagogik anbringen, weil auch die Ausbildung in der Elementarpädagogik hinkt. So klaffen zum Beispiel die Ausbildung und die Realität, die Wirklichkeit meilenweit auseinander. Das heißt, es gibt sehr, sehr viele Absolventen, die kommen aus der Ausbildung heraus, und dann haben sie Angst, vor Gruppen zu reden. Sie haben Angst, sich mit Gruppen auseinanderzusetzen. Wir produzieren hier praktisch Auszubildende und Lehrende, die ein Problem damit haben, wie sie mit anderen Menschen kommunizieren und umgehen. Wenn Sie jetzt meinen, na ja, das ist aber nicht das Problem der Stadt Wien, das ist eigentlich eine Bundesgeschichte und geht uns nichts an, dann kann ich Ihnen nur sagen, doch, es geht uns schon an, weil wir darauf schauen müssen: Was sind unsere Bedürfnisse? Wie wollen wir, dass unsere Leute ausgebildet sind? Was müssen sie können, was sind die modernen Herausforderungen für einen Arbeitsmarkt? - Und dementsprechend müssen wir dann Maßnahmen setzen und eben auch Gespräche führen, damit sich etwas ändert. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Und weil es heute schon angesprochen worden ist - ich bin mit den NEOS selten einer Meinung, aber ich muss sagen, ich kann Kollegen Ornig in einigen Argumenten, die er in Bezug auf die Lehrlinge vorgebracht hat, zustimmen, und ich glaube auch, dass das eine genauere und differenzierte Betrachtung notwendig macht -: Wenn man den Lehrstellenmarkt anschaut, so zeigt sich mit Ende Dezember österreichweit eine Lehrstellenlücke von 2.492 Lehrstellen. Das sind zwar um 377 weniger als im Vorjahr, aber das bedeutet auch, dass den 7.401 zur Verfügung stehenden Lehrstellensuchenden - und da sind jetzt keine TeilnehmerInnen an den überbetrieblichen Lehrausbildungen enthalten - 4.909 gemeldete sofort zur Verfügung stehende Lehrstellen gegenüberstehen. Wenn ich mir das jetzt ganz genau für Wien anschaue, dann bedeutet das, dass wir eine Lehrstelle für zwölf Lehrstellensuchende haben. Meine Damen und Herren, das kann es nicht sein und das darf es in einer Stadt wie Wien nicht sein!

 

Da kann ich nicht die Kritik ersparen, dass von Seiten der Stadt viel zu wenig Anreize für Unternehmungen gesetzt werden, nämlich um diese zu bewegen, vermehrt Lehrlinge aufzunehmen, vermehrt Lehrlinge auszubilden, vermehrt in die Zukunft zu investieren. Ich kann die Stadt Wien auch insofern nicht aus der Verantwortung nehmen, als es ihre Aufgabe wäre, als Stadt dafür zu sorgen, dass sowohl in der Stadt wie auch in den ausgegliederten Institutionen mehr Lehrstellen zur Verfügung gestellt werden, um das auszugleichen. Und wie gesagt, wenn man die Zahlen anschaut, dann sieht man, welche Sprache sie sprechen.

 

Weil wir gerade von den Lehrstellen sprechen: Die Lösung der Stadt Wien, Jugendliche, die keine Lehrstelle haben, in Lehrwerkstätten hineinzudrängen, das, muss ich Ihnen sagen, ist eine ganz miserable Lösung. Das ist nicht akzeptabel und das ist überhaupt nicht gut. Die Qualität dieser Institutionen ist schlecht, und die Chance der Lehrlinge, die aus Lehrwerkstätten kommen, einen Job zu bekommen, ist aussichtslos, ist sehr gering. Das liegt auch daran, dass sie keinen Ruf haben. (GRin Mag. Barbara Huemer: Das stimmt überhaupt nicht!) Aber natürlich stimmt es. Schauen Sie sich die Zahlen an! Es ist einfach so. Das ist eine reine Verwaltungsmaßnahme. Die Jugendlichen werden dort nur verwaltet, sie werden nicht adäquat ausgebildet. Diese Form der Ausbildung ersetzt nicht einen echten Lehrplatz, wo man sich wirklich intensiv um sie kümmert. Da, muss ich ganz ehrlich sagen, haben wir wirklich noch Luft nach oben und da haben wir noch viel zu tun.

 

Ich kann Ihnen auch nur sagen, Sie wären als Stadt Wien gefordert, auch bei Ihren Aufträgen darauf zu schauen, dass Sie Aufträge nur an Unternehmen vergeben, die auch genug Lehrlinge ausbilden. Das können Sie machen, da können Sie vermehrt darauf schauen! (Neuerlicher Zwischenruf von GRin Mag. Barbara Huemer.) Auch da muss ich sagen: Hören Sie auf, es sich so einfach zu machen, immer auf die Bundesregierung hinzuschauen! Nehmen Sie Ihre Verantwortung in Wien wahr und setzen Sie die entsprechenden Maßnahmen - und keine Alibimaßnahmen!

 

Nun würde ich gerne noch ein paar andere Punkte, weil sie auch erwähnt worden sind, kurz streifen.

 

Stichwort Investitionen in die Zukunft, Stichwort Arbeitsplätze für die Zukunft: Pflege, eine wichtige Thema

 

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