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Gemeinderat, 65. Sitzung vom 28.02.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 9 von 73

 

Das ist ein ganz wichtiger, auch juristischer und menschenrechtlicher Aspekt, der von Anfang an im Fokus dieser Entwicklung steht.

 

Wir haben das jetzt ein Jahr lang gemacht und sind so weit, dass wir seit Ende Februar mit ausgewählten Usern in die Testphase gehen können. Ungefähr 1.000 User werden ausgewählt - der Ansturm war enorm, wir haben das online gestellt und es gab innerhalb eines Tages mehr als 2.000 Interessenten. Es ist unglaublich, wie stark das Echo und der Zuspruch schon jetzt sind. Wir wollen aber wirklich auf Nummer sicher gehen und bis zum Herbst diese Testphase genau begehen und auch mit unseren Partnern evaluieren - wir brauchen ja Partner und Partnerinnen in der Kultur. Wir konnten das Volkstheater dafür gewinnen, das Konzerthaus, das Wien Museum und auch die Kunsthalle. Das sind jetzt einmal die Partner, wo man Tickets eintauschen kann. Und wir schauen einmal, wie die Response ist. Das Gute ist, wenn diese Testphase positiv gelaufen sein wird, können wir wirklich damit starten, noch viel mehr Einrichtungen sozusagen mit zu inkludieren. Es haben sich auch schon viele Bundeseinrichtungen gemeldet, die unbedingt teilnehmen wollen, wie zum Beispiel das Belvedere, von dem jetzt eine Anfrage gekommen ist. Das Interesse seitens der Institutionen ist also sehr groß, und je mehr mitmachen, umso besser kann man auch steuern. Wir wissen, nicht alle Theater dieser Stadt sind immer zu 100 Prozent ausgelastet. Wir haben also ein weiteres Tool, um Anreize zu schaffen, um mehr Publikum zu generieren. Wir können dann auch die Arthouse Cinemas, Programmkinos, mit einbeziehen, die ja auch in Zeiten des Streaming um Publikum kämpfen. Das sind also all die Möglichkeiten, und ich glaube, das ist eine extrem fortschrittliche Entwicklung.

 

Im Moment ist es so, dass wir in der Testphase eins zu eins eintauschen, also wirklich gegen ein Ticket. Wir werden aber schauen, wie wir das in Zukunft machen können, vielleicht sind es dann einfach gute Angebote, Preisreduktionen, das müssen wir ein bisschen mit den Kulturinstitutionen entwickeln.

 

Zum Thema Datenschutz finde ich ganz wichtig, dass keine personenbezogenen Daten erfasst werden. Es ist anonymisiert und gleichzeitig aber personalisiert, weil es immer nur mit einem Gerät verbunden ist. Wir wollen mit diesem Piloten auch erreichen, dass wirklich Juristen und Forschungseinrichtungen sehr genau auf die menschenrechtliche Situation achten, die, glaube ich, der Stadt Wien besonders wichtig ist. Ich habe auch schon mehreren Kollegen aus dem In- und Ausland das Projekt vorgestellt. Der Vizebürgermeister von Berlin interessiert sich auch sehr dafür und überlegt genau, ob und wann er von seiner Seite auch so ein Projekt in Berlin starten kann. Wir sind aber Vorreiter, und das freut mich sehr.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von DAÖ. - Herr GR Kops, bitte.

 

9.39.47

GR Dietrich Kops (DAÖ): Guten Morgen, Frau Stadträtin!

 

Danke für die ausführliche Beantwortung. Dieses Projekt ist ja wirklich sehr interessant, wobei sich noch einige Frage stellen. Meine Frage ganz konkret: Wie wurden die Testpersonen ausgewählt, nach Zufallsprinzip oder nach „first come first save“? Und können Sie sicherstellen, dass die ältere Generation, die ja nicht tagtäglich im Internet surft, auch in dieses Projekt einbezogen wird?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte.

 

Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Danke für diese Frage, diese ist gut gestellt. „First come first save“ finde ich auch super, ich finde, das ist eine schöne Wendung dieses Begriffs. Aber „first save“ wäre natürlich falsch, denn das interessiert zunächst einmal eine bestimmte Community, aber wir wollen wirklich ein breites Feld unterschiedlicher Gesellschaftsschichten, unterschiedlicher Herkünfte und Interessen. Wir wollen es möglichst breit aufstellen, dass das wirklich auch ein Sample ist, das relevant ist, das wurde also schon nach Alter, Herkunft, Geschlecht gesteuert. All das ist sozusagen relevant, damit wir möglichst ein Abbild haben, das auch wissenschaftlich von Belang ist, damit man es gut auswerten kann.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von NEOS. - Herr GR Weber, bitte.

 

9.41.20

GR Thomas Weber (NEOS): Schönen guten Morgen, Frau Stadträtin!

 

Vielen herzlichen Dank für die bisherigen Antworten. In den weiterführenden Unterlagen zum Kultur-Token habe ich gelesen, dass in einer weiteren Ausbaustufe angedacht ist, da etwa auch ehrenamtliches Engagement mitzunehmen und auch zu rewarden - unter Anführungszeichen. Gibt es da schon irgendwelche Überlegungen, wie das aussehen könnte?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte.

 

Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Guten Morgen auch Ihnen!

 

Wir überlegen, wie wir es schaffen, ehrenamtliches Engagement zu würdigen, ohne das jetzt zu junktimieren, dass immer alles, was ehrenamtlich ist, sofort wieder eine Entsprechung hat, die eigentlich Geld wert ist. Das ist ja das Wunderbare an diesen unglaublich vielen Wienerinnen und Wienern, die sich engagieren. Ich habe unlängst gehört - ich muss das noch verifizieren -, dass über 50 Prozent aller Wienerinnen und Wiener sich ehrenamtlich engagieren - das ist wahnsinnig toll. Ich hätte gedacht, das ist ein Prozentsatz, den man eher auf dem Land findet, aber nein, diese Stadt funktioniert wirklich ganz stark mit so vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern. Und da muss man dann aufpassen, wir wollen ja nicht in diese tolle Kultur eingreifen, aber wir müssen dann sehr genau definieren, was das ist, was über das Normalmaß vielleicht hinausgeht. Ich bin da vorsichtig, kann es mir aber schon vorstellen, wenn jemand ganz besonders aktiv ist, vielleicht auch gerade im generationenübergreifenden Handeln, indem man sagt, dass junge Leute irgendetwas Besonderes für ältere Mitbewohner machen, etwa dass sie diese ins Theater mitnehmen oder begleiten, oder solche Sachen - das wäre vorstellbar für mich. Wir wollen aber nicht immer alles mit einem Geldwert in Zusammenhang setzen und deswegen lieber kleine

 

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