«  1  »

 

Gemeinderat, 66. Sitzung vom 26.03.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 12 von 33

 

Laboren die Kapazitäten der Testung stark zu erhöhen - aber wir brauchen das Material. Ich habe auch im Kreis der Landeshauptleute bei der Bundesregierung deponiert, dass es wichtig ist, dass alle Maßnahmen gesetzt werden, auch auf Bundesebene, damit am internationalen Markt möglichst viele dieser Testmaterialien nach Österreich kommen und hier auch nach der Bevölkerungsgröße verteilt werden.

 

Wir stehen in Wien natürlich aus verschiedenen Gründen vor großen Herausforderungen, auch weil wir die vielen Maßnahmen, die derzeit gesetzt werden, auch von der Bundesregierung gesetzt werden, natürlich herabbrechen müssen auf unsere Rahmenbedingungen in der Stadt und im Bundesland Wien. Es hat in der letzten Zeit rund 10 Gesetze und rund 30 Verordnungen gegeben, die der Bund erlassen hat. Das ist auch eine große Herausforderung in der Umsetzung, weil wir sehr zeitnah, sofort die entsprechenden Schritte auf Landesebene auch umsetzen.

 

Und wir haben trotz all dieser Rahmenbedingungen, die es im Bereich Gesundheit, aber auch Gesetzmäßigkeit, Verwaltung gibt, natürlich ganz besonders den Menschen im Auge, der bei uns immer im Mittelpunkt steht. Das gilt auch für jene Menschen, die nicht die Möglichkeit haben, sich selbst zu versorgen, die nicht durch Familienangehörige oder durch Bekannte, Freundinnen und Freunde betreut werden. Deshalb war es mir wichtig, dass wir sehr schnell mit der Nummer 4000-4001 eine Anlaufstelle geschaffen haben, wo es möglich ist, dass sich Menschen hinwenden, dass sie sagen: Ich bin in einer Notsituation, ich traue mich nicht aus dem Haus, ich kann nicht aus dem Haus, muss aber trotzdem versorgt werden! - Es hat tausende Anrufe gegeben. Wir kontrollieren diese aber sehr streng und stark. Wir haben mit dem Einsatzteam der Stadt Wien derzeit bereits mehr als 500 dieser Notpakete ausgeliefert, Notfallpakete, in denen Lebensmittel, aber auch Produkte des täglichen Lebens drinnen sind, damit die Menschen die Möglichkeit haben, eine Zeit lang auch über diese schwierige Phase hinwegzukommen.

 

Wenn auch Gesundheit, körperliche Gesundheit im Vordergrund steht, so werden wir uns in der Stadt, wenn dieses Virus uns länger im Bann hält - und davon ist auszugehen, ich bin sehr skeptisch, ob wir wirklich nach dem Ostermontag schon wieder völlig zu unserem gewohnten Leben zurückfinden können -, wenn wir davon ausgehen, dass das über einen längeren Zeitraum hinweg andauert, auch mehrere Wochen andauert, auch mit der psychischen und sozialen Situation der Menschen beschäftigen müssen, mit der Frage: Was bedeutet das, wenn wir alle Generationen anhalten, zu Hause zu bleiben und die Wohnung nicht zu verlassen oder nur in ganz speziellen Situationen die Wohnungen zu verlassen? Und da besteht schon ein großer Unterschied gegenüber dem ländlichen Raum, wo es leichter möglich ist, vor die Tür zu treten. Ich habe vor Kurzem von einem aus Niederösterreich stammenden Bundespolitiker gehört: Gehen wir raus in die Gärten! - Ja, richtig. Das ist halt am Land leichter als in einer Großstadt. Nicht jeder, der in Wien lebt, hat einen Garten. Das sind Privilegierte, die eine solche persönliche, private Möglichkeit haben. Viele aber haben das nicht. Wir haben eine Million Wohnungen in unserer Stadt, viele davon nicht nur ohne Garten, sondern auch ohne Balkon und ohne Terrasse, und man braucht sich nur vorzustellen, was das bedeutet, wenn man mit Kindern oder vielleicht auch generationenübergreifend über einen langen Zeitraum in einer vielleicht kleinen Wohnung gebunden ist. Das wird im besten Fall dazu führen, dass 2020 einer der geburtenstärksten Jahrgänge wird - das wäre der positive Effekt. Der negative Effekt kann aber sein, dass Aggression und Depression steigen, und das wollen wir nicht. Von daher werden wir uns gerade auch mit diesem psychosozialen Zusammenhang beschäftigen müssen, mit der Frage, welche Auswirkungen das haben wird: Wird die häusliche Gewalt steigen? Werden Selbstmordabsichten steigen? Wird Depression steigen? Und: Wie gehen wir mit dieser Situation um?

 

Das ist auch der Grund dafür, dass wir von Beginn an auch mitgedacht haben, wie man mit den Ausgangsbeschränkungen, die die Bundesregierung erlassen hat, umgeht, was das für eine Großstadt bedeutet und wie wir, bei jeder Unterstützung dieser Maßnahmen, trotzdem auch - wissend, dass es sich um einen längeren Zeitraum handelt - Maßnahmen setzen, damit die Menschen, alle Sicherheitsvorkehrungen einhaltend, aber trotzdem auch hinaus können.

 

Wir haben deshalb zwei Dinge beschlossen, nämlich zum einen, dass wir die Spielplätze in Wien schließen. Das war ein schwieriges Unterfangen: Wir haben 1.760 Spielplätze in unserer Stadt, manche dieser Spielplätze sind auch nicht eingezäunt. Aber der Grund, warum wir das, was die Bundesregierung vorgeschlagen hat, auch akzeptiert haben, war der Umstand, dass wir wissen: Kinder lassen sich auf einem Spielplatz nicht trennen, und die Gefahr ist groß, dass die Kinder dann zu Überträgern des Virus werden. Das mag vielleicht gar nicht für die Kinder eine unmittelbare Gefährdung sein, aber für die Eltern und Großeltern, die mit den Kindern am Spielplatz sind. Das war der Grund dafür, dass wir die Spielplätze geschlossen haben.

 

Anders verhält es sich aber mit den Parkanlagen, denn da gehen wir davon aus - und davon bin ich überzeugt -, dass die Menschen in Wien sehr diszipliniert sind. Das hat sich auch gezeigt - mit wenigen Ausnahmen, aber in Summe sind sie sehr diszipliniert und halten die Sicherheitsvorkehrungen ein. Von daher war es mir wichtig, dass wir von Beginn an klargestellt haben, dass die Menschen auch die Möglichkeit haben müssen, die Parkanlagen der Stadt zu benützen. Sie tun das auch - mit Sicherheitsabstand. Sie tun das jetzt in einem eingeschränkten Ausmaß, weil die Wetterlage nicht zum Hinausgehen animiert, das wird sich aber ab morgen ändern, wenn wir in Wien 16 Grad oder am Sonntag 18 Grad haben und natürlich Eltern mit ihren Kindern, mit denen sie im selben Haushalt leben, hinausgehen wollen. Von daher bin ich überzeugt, dass es besser ist, den Menschen von Beginn an Perspektiven und Möglichkeiten zu erschließen, aber ihnen kombiniert damit auch

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular