Gemeinderat, 74. Sitzung vom 24.09.2020, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 101
könnte der ablaufen? Und wie schaut es mit den Grippeimpfungen und dem Fahrplan zur Grippeimpfung aus?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.
Amtsf. StR Peter Hacker: Da gibt es, glaube ich, eine Verwechslung. Wir planen auf der Donauinsel - wir sind in der Vorbereitung und wir werden das heute auch noch öffentlich präsentieren - eine Teststraße, keine Impfstraße. Das wird eine zweite Teststraße am Parkplatz der Floridsdorfer Brücke sein, der Parkplatz auf der Donauinsel, um das Testen zu beschleunigen.
Wir werden auch durch zusätzliche Straßen und zusätzliche Testcontainer im Bereich des Praters, sodass wir auch dort die Kapazität nach oben bringen, Beschleunigungen erreichen.
Impfstraßen haben wir wesentlich mehr als eine, das wissen Sie ja aus den Unterlagen. Wir haben alleine als Stadt selbst sieben Impfstellen - ich würde da jetzt nicht von Straßen reden, sondern von Impfstellen -, insgesamt, also gemeinsam mit den Partnern von der Österreichischen Gesundheitskasse plus allen niedergelassenen Ärzten und Ärztinnen, die sich daran beteiligen, haben wir - ich weiß es jetzt nicht auswendig - 12 oder 15. Da ist also die Anzahl der Stellen, wo man hingehen kann, eine wesentlich größere.
Also wie gesagt, wir planen eine zweite Teststraße und nicht eine zweite Impfstraße.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank. Die 3. und die 4. Zusatzfrage wurden zurückgezogen. Die 5. Zusatzfrage kommt von NEOS. Herr GR Dipl.-Ing. Dr. Gara, bitte.
GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Vielen Dank für die Beantwortung.
Zuallererst möchte ich mich auch bei allen MitarbeiterInnen aller Institutionen bedanken - die Kritik geht nicht in Richtung der MitarbeiterInnen, das möchte ich hier wirklich festhalten -, weil es absolut richtig ist, dass hier unglaublich viel gemacht wird und auf wenigen Schultern viel Arbeit lastet. Diesbezüglich daher einmal ein wirkliches Dankeschön an die MitarbeiterInnen.
Ich möchte das ein bisschen aufrollen: Eine Pandemie ist ein Marathonlauf und kein Sprint. Wir waren sicherlich in der ersten Phase sehr gut unterwegs. Da haben wir auch zu 100 Prozent alle Maßnahmen der Stadt - und das wissen Sie von mir - unterstützt, ich habe das auch immer wieder betont, dass das wirklich sehr gut gelaufen ist. Ich glaube aber, dass es schon wichtig ist, hier auch Kritik walten zu lassen, weil es viele Bereiche gibt, die ich nicht verstehe.
Um nur ein kleines Beispiel zu nennen: Wenn ich zur Impfstraße komme, dann muss ich dort einen Meldezettel mitbringen, die E-Card mitbringen, muss meinen Kugelschreiber mitbringen, weil ich dort vor Ort ein Formular ausfülle, und so weiter, und so fort. Ich verstehe nicht, warum dieser Prozess zum Beispiel bis dato nicht digitalisiert ist, sodass ich zu Hause in Ruhe alles ausfüllen kann, dann mit einem QR-Code, wie bei vielen anderen Veranstaltungen, einfach dort hinkomme, dieser dort abgelesen wird und damit dieser Prozess schon einmal lückenloser erfolgt. - Punkt 1.
Ich habe bereits im März gesagt, dass es vollkommen logisch ist, dass es schwierig ist, dass die Nummer 1450 innerhalb kürzester Zeit von 30 Personen auf mehrere Hundert Personen wächst, dass das immer der Bottleneck des gesamten Systems sein wird. Ich habe damals schon gesagt, dass es eigentlich notwendig wäre, so wie wir es bei vielen Applikationen der Stadt haben, auch diesen Prozess zu digitalisieren. Ich kenne einige Unternehmen in der Stadt, Start-ups, die sich dafür mehrfach angeboten haben. Wobei ich dazusagen muss: Das gilt nicht nur für Wien, das gilt auch für den Bund, und ich nehme da den Bund absolut auch in die Verantwortung, weil dort vieles nicht passiert ist und es auch mich - wie Sie richtigerweise gesagt haben - vollkommen fassungslos macht …
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Kollege Gara, Sie haben noch 15 Sekunden für die Frage.
GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (fortsetzend): ... an der Grenze diese Formulare auszufüllen.
Zu meiner Frage: Wir wissen, Wuhan hat für jeweils zirka 1.200 Personen einen Contact Tracer. Das wären für Wien zirka 1.500 Menschen. Es war klar, dass wir hier, wenn wir viel testen …
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Herr Kollege Gara, ich darf Sie bitten, die Frage zu stellen.
GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (fortsetzend): … tatsächlich mehr Contact Tracer brauchen. Warum hat man hier nicht früher MedizinstudentInnen am Ende des Semesters oder auch Studenten aus Fachhochschulen einbezogen und im Sommer geschult, damit wir für den Herbst gerüstet sind?
Amtsf. StR Peter Hacker: Das tun wir die ganze Zeit. Studentinnen und Studenten sind in den unterschiedlichsten Bereichen dieses Feldes tätig. Studenten helfen in der MA 15, sind dort beschäftigt, nebenbeschäftigt, wir haben Studenten im Bereich des Contact Tracings, wir haben Studentinnen und Studenten im Bereich von 1450. Das tun wir, das ist kein Problem. Das Problem ist nicht, Studenten zu finden, unser Kernproblem ist einfach ein Organisationsaufbau. Ich habe vorhin schon die Zahlen genannt. Ich weiß, dass auch Sie schon Organisationen verändert haben und Change-Prozesse hinter sich gebracht haben, auch in Ihrer beruflichen Tätigkeit, Sie wissen daher, was es heißt, eine Organisation mit 1.000 Leuten, Beschäftigten, hochzuziehen - mit einer nicht vorhandenen IT-Struktur, aus dem Nichts heraus, wo sämtliche Betriebsmittel parallel beschafft werden müssen, während gleichzeitig schon permanent das Telefon läutet.
Daher, finde ich, müssen wir ein bisschen geduldig sein, bei aller Ungeduld, und ich teile die Ungeduld, Sie können mir glauben - ich bin nicht so geduldig, wie ich jetzt wirke -, aber sie hilft ja nicht dabei. Wir können die Geschwindigkeit nur dadurch erzielen, dass wir den Mitarbeitern auch Zeit geben, ihre Organisation entsprechend aufzubauen und zu entwickeln. Anders ist es einfach denkunmöglich.
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