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Gemeinderat, 74. Sitzung vom 24.09.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 62 von 101

 

werden sie kennen. Die war wirklich zäh, wirklich hart. Wer sie kennt, weiß, es war, auch wenn man grundsätzlich nicht anderer Meinung war, eine harte Diskussion. Mit David Ellensohn ist es, was das betrifft - ich meine, er ist auch ein harter Verhandler, aber er ist schneller, kommt besser auf den Punkt und ich kenne ihn auch privat ein bisschen besser - mehr geflutscht und hat sich gut weitergebracht.

 

Von dem her war ich dann sehr, sehr froh, bis jetzt, bis zu dieser Umwandlung zur Bildungsdirektion, die natürlich auch Vorteile hat, die aber auch einiges an Mängeln erkennen lässt. Das werde ich heute aber nicht erzählen. Das Gute ist ja, wenn es jemand anderer macht, wenn es jetzt jemand Junger machen kann - die Bildungssprecherin -, wenn du das neu machst, glaubst du, es gehört so und kannst diese Dinge noch gut nutzen.

 

Als ich Ausschussvorsitzender wurde, hat ja Christian Oxonitsch als Klubvorsitzender auch daran mitgewirkt. Das war aber noch unter Grete Laska. Ich hoffe, er hat es nie bedauert. - Da sitzt du ja eh, ich habe gut mit dir zusammengearbeitet. Auf alle Fälle hat er mich ja dann geerbt, denn er ist nachher Stadtrat geworden und ich bin Ausschussvorsitzender geblieben. Also von daher muss man sagen, das war eine gute Kooperation und ermöglichte auch tatsächlich einiges an neuen und breiteren Betätigungen: sei es die MA 11, die mich interessiert hat - damals war ja gerade, dass man die Heime aufgelöst hat, das war schon vorher beschlossen, und auf Wohngemeinschaften umsattelte, und, und, und -, oder sei es, dass ich kraft Funktion Vorsitzender des Landessportrates war - das bedeutete, dass ich wirklich in einem breiteren Feld politisch aktiv sein konnte -, seien es die Jugendzentren, sei es wienXtra, wo ich auch gestalten konnte.

 

Das alles hat mir natürlich Spaß gemacht und - obwohl man das immer so kritisiert, muss man sagen, die Vereine sind ja politisch doch breiter aufgestellt - es war auch immer notwendig zu kooperieren. Das ist ja bei Weitem nicht so, dass sich irgendwelche sozialdemokratischen Ideen von sich aus Bahn brechen. Das ist dort immer Teamwork, gemeinsamer Austausch und hat auch gut funktioniert.

 

Warum ich das überhaupt erzähle: Ich habe selbst mit Bildungssprechern der FPÖ einmal so ein Spiel gespielt, dass man sozusagen an meiner Stelle die Fragen beantwortet und nicht umgekehrt. Das ist erstaunlich gut gelungen, was bedeutet, dass man immerhin dann so weit durchdringt, dass man versteht, was den anderen treibt. Was ist daran wichtig? Dass ich glaube, dass im Gegensatz zu diesem allgemeinen Vorurteil, dass es reiner Zufall ist, wohin die Leute gelangen, die meisten in der Politik schon wissen, wo sie sind und was sie tun. Ich sage das jetzt einmal deshalb, weil das für einen Kompromiss notwendig ist. Denn wenn du verstehst, wie der andere tickt, kannst du ja trotzdem streiten, wird dich auch manches aufregen oder bleibt dir manches unverständlich. Das ist ja klar. Du weißt aber, so ist es und dann kann man versuchen, etwas Gemeinsames daraus zu machen, das auch tragfähig ist. Daher glaube ich, dass Bekanntsein und Kooperation und tatsächliches Auseinandersetzen da auch eine Schlüsselrolle spielen.

 

Manchmal braucht man auch einen langen Atem. Nachdem ich zuvor die MA 11 erwähnt habe: Da geht die Umstrukturierung ja bis heute weiter und ist ein dauerhafter Prozess. Bei anderen Dingen ist es ja überhaupt so, dass du Dinge forderst, von denen du glaubst, sie werden sicher erreicht werden. Ich sage jetzt einmal, die Lehrlingsabgabe - die habe ich als Jugendvertreter gefordert, es gibt sie nicht - und historisch wichtigere wie die gemeinsame Schule, die Gesamtschule. Auch da: Ich fordere sie, aber in meinem politischen Gemeinderatsleben habe ich sie nicht erreicht, ich hoffe, zumindest in meinem physischen Leben.

 

Ich habe aber wenigstens genügend Junge angefixt, dass wenn sozusagen der eine ins Grab sinkt, die anderen das weitertragen. Das erste Mal wurde sie ja 1910 gefordert, was zeigt, dass das ja schon einigen passiert ist. Ich wäre nicht der Erste, aber ich hoffe, dass das trotzdem klappt. Strengen wir uns also bitte gemeinsam an, ich werde ja noch mitkämpfen. Das ist einer der Punkte, die wiederum nicht mitgetragen werden. Ich sage das nur als Beispiel, dass man halt manches Mal auch eine historische Forderung vorantreiben kann, ohne gleich zur direkten Umsetzung zu kommen.

 

Was auch gut ist: Sie sind ja heute nicht da, weil es ja gar nicht geht, aber 7, 8 Leute, die ich seit 27 Jahren kenne, hätten mich heute besuchen wollen. Sie waren gleich vom Anfang an dabei und das Gute ist, dass die das immer noch wollen und ich sie kenne. Es ist ja nicht leicht, das weiß jeder, in der Politik hast du wenig Zeit und die Möglichkeit, Freundschaften zu pflegen - und wenn ich zu den GRÜNEN schaue -, auch Beziehungen. Ich bin froh, dass ich auch das vertiefen konnte. Dass diese Dinge funktioniert haben, gibt dir auch Stabilität. Du bist sozusagen auch nicht nur deiner eigenen politischen Familie ausgeliefert, auch wenn es vielleicht das eine oder andere Mal auch eine günstige Sache ist.

 

Zur eigenen Fraktion: Hey, danke, supi, dass das bisher so gut geklappt hat, dem Jürgen, der Nicole, allen anderen. Ich müsste ja jetzt alle aufzählen, aber auf alle Fälle … (Zwischenruf.) Wenn ich jetzt schon angefangen habe, schau einmal, ob du wirklich noch alle kennst. - Nein, ich werde es trotzdem nicht tun, sorry about that.

 

Auf alle Fälle ist das auch eine Form, die Kraft gibt, diese persönlichen Beziehungen, die es natürlich auch in der Politik geben kann. In dem Sinne ist es natürlich auch so, und da muss ich sagen, ich freue mich aber schon drauf, dass ich auch zwei, drei Dinge weitermache. Gestalttherapeutisch schließt sich der Kreis, weil ich ja als Bezirksrat begonnen habe. Ich kandidiere wieder für den Bezirk, eigentlich für den Bezirksvorsteher, aber man muss ja sagen, den Bezirksrat werde ich auf alle Fälle packen. Daher werde ich in der Bezirkspolitik weiter tätig sein können und das werde ich auch die nächste Periode tun. Auch das ist also für mich sozusagen eine versöhnliche Sache.

 

Meine Phantasie ist, ich habe dann ein bisschen mehr Zeit, auch wenn ich weiter politisch tätig bin. Wie ja jeder weiß, bin ich auch buddhistisch aktiv, also da weiß

 

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