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Gemeinderat, 4. Sitzung vom 28.01.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 23 von 100

 

bin immer wieder beeindruckt, was sie dort alles lernt, ganz spielerisch und ohne jeglichen Druck, sie kommt immer wieder mit neuen Eindrücken, Fähigkeiten und Kenntnissen nach Hause. Das könnten mein Mann und ich ihr zu Hause nie vermitteln, vor allem nicht das soziale Lernen in der Gemeinschaft mit den anderen Kindern. Auch dafür möchte ich an dieser Stelle allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Kindergärten großen Dank aussprechen, aber mit Dank ist es nicht getan, und deshalb setzen wir da die entsprechenden Schritte, die Bettina Emmerling schon erwähnt hat.

 

Wir haben als Familie, als zwei berufstätige Eltern im ersten Lockdown auch die Erfahrung gemacht, wie es ist, die Kinder zu Hause zu betreuen: Ein kleines Kind, das sich sehr beschränkte Zeit alleine beschäftigen kann, ein Erstklässler, der seine Schulaufgaben noch nicht alleine erledigen konnte und es auch nicht sehr gut aufgenommen hat, plötzlich aus seinem Umfeld mit seinen Freunden rausgerissen zu werden. Dazu mussten wir natürlich beide arbeiten, mein Mann war laufend in Calls, weil bei ihm im Job alles normal weitergelaufen ist. Ich kann Ihnen sagen, es war eine Zumutung, es war wirklich eine Zumutung, das kennen wahrscheinlich ganz, ganz viele Eltern.

 

„Yes, balancing work and parenting is impossible.“ - Unter diesem Titel schrieb das Wissenschaftler-Elternpaar Suzanne Edwards und Larry Snyder für die „Washington Post“ über ihre ganz persönliche Studie, über die durchschnittliche unterbrechungsfreie Arbeitszeit im Kinder betreuenden Homeoffice. Es waren im Schnitt 15 Unterbrechungen pro Stunde, die durchschnittliche Dauer ununterbrochenen Arbeitens waren 3 Minuten und 24 Sekunden, der längste Zeitraum ohne Unterbrechung belief sich auf 19 Minuten und 35 Sekunden, der kürzeste waren bloße Sekunden. Ich kann das absolut nachvollziehen, wir haben genau dieselbe Erfahrung gemacht, es ist unmöglich, im Homeoffice mit Kindern zu Hause konzentriert zu arbeiten.

 

Wenn ich dann Aussagen unseres Herrn Bundeskanzlers höre, dass es keine Schande sei, Kinder in Betreuung zu geben, und damit zu insinuieren, dass man etwas falsch gemacht habe, wenn man sie doch in Betreuung gibt, dann macht mich das wütend. Wir haben immer wieder Schreiben von Eltern - insbesondere von Alleinerziehenden - erhalten, die sich schlecht gefühlt haben, wenn sie ihre Kinder in Kindergarten, Schule oder Hort in die Betreuung gegeben haben und das als persönliches Versagen empfunden haben. Das darf nicht sein!

 

Meist tragen immer noch die Frauen die Hauptlast, im Homeoffice hat sich die Rollenverteilung bei Paaren nicht geändert. Frauen leisteten auch während der Corona-Krise weiter den Großteil der unbezahlten Arbeit, das hat eine Studie um Katharina Mader von der WU ergeben. Frauen in Paarhaushalten mit Kindern arbeiten, bezahlte und unbezahlte Tätigkeiten zusammengerechnet, insgesamt ungefähr 14,5 Stunden am Tag, davon 9,5 Stunden unbezahlt. Männer kommen auf 30 Minuten weniger Gesamtarbeitszeit, aber die bezahlte und die unbezahlte Arbeitszeit halten sich ungefähr die Waage. Eltern in systemrelevanten Berufen, die außer Haus arbeiten, brauchen jedenfalls Betreuung, da gibt es ja ganz klar Konsens, aber, wie gesagt, auch Homeoffice und die Betreuung von kleinen Kindern sind nicht vereinbar.

 

Ich bin sehr froh, dass das auch in den Medien und in der Gesellschaft breit angekommen ist, als sich Oswald Wagner, der Vizerektor der MedUni Wien und Mitglied des Expertengremiums der Bundesregierung, öffentlich entschuldigt hat und eingesehen hat, dass Homeoffice und Kinderbetreuung nicht vereinbar sind.

 

Ja, wir müssen als Gesellschaft alle Anstrengungen unternehmen, um die Infektionszahlen zu senken, Wien ist auf einem guten Weg, und die allermeisten Eltern bemühen sich da sehr. Das sieht man auch daran, dass in den städtischen Kindergärten zuletzt nur 50 Prozent der Kinder anwesend waren, in Volksschulen 30 Prozent und in den neuen Mittelschulen nur 10 Prozent. Ich bin unserem Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr sehr dankbar, dass alle Bildungseinrichtungen für alle, die sie brauchen, offen sind, ganz klar mit Sicherheitskonzept, mit regelmäßigen Testungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Wiener Kindergärten, ob städtisch oder privat, und dass er sich stets dafür einsetzt, auch den Präsenzunterricht wieder aufzunehmen, sobald die Infektionszahlen das zulassen.

 

Das wird wohl bei einer Inzidenz unter 100 der Fall sein können, das haben wir in Wien bereits erreicht. Jetzt müssen wir schauen, ob diese Zahlen nachhaltig sind und dann kann man wieder öffnen. Wir wollen aber da auch nicht leugnen, dass Corona eine Gefahr ist, und dass man vorsichtig vorgehen muss.

 

Abschließend: In Wien machen wir Eltern kein schlechtes Gewissen, wenn sie Betreuung für ihre Kinder brauchen. Wir wollen sie eigenverantwortlich entscheiden lassen, was sie brauchen, und den Kindern das geben, was sie für ihre Entwicklung benötigen. - Danke schön.

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Malle. Ich erteile ihr das Wort.

 

11.00.40

GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE)|: Sehr geehrte Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!

 

Ich möchte zunächst ganz deutlich sagen, dass meine Fraktion entsetzt ist über diese unmenschliche und kaltherzige Abschiebung, die letzte Nacht passiert ist.

 

Wir - ich sage jetzt: GRÜNE und NEOS - haben nicht zu verantworten, dass das überhaupt möglich war. Wir GRÜNEN haben kein einziges Mal aufgezeigt, als es um die Verschärfung von Asyl- und Fremdenrecht in Österreich ging, kein einziges Mal!

 

Und an die SPÖ gerichtet, Kollege Gremel: Betreffend humanitäres Bleiberecht auf Landesebene sage ich nur: Werner Faymann. Sonst hätten wir jetzt ganz andere Möglichkeiten, in Wien zu reagieren. Und bitte beenden Sie diese Scheinheiligkeiten!

 

Diese Scheinheiligkeit hilft keinem einzigen abgeschobenen Kind. Wenn Ihnen das wirklich so wichtig ist, dann setzen wir uns auf Landes- und Bundesebene

 

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