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Gemeinderat, 4. Sitzung vom 28.01.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 24 von 100

 

zusammen und tun wir wirklich gemeinsam etwas, um diese unerträglichen Zustände zu beenden!

 

So, mir fällt jetzt der Sprung zu meiner Rede, die eigentlich vorgesehen ist, nämlich zum Thema Kindergarten und Mehrsprachigkeit, nicht ganz leicht. Aber eigentlich geht es auch hier um dasselbe Thema. „Der Kindergarten als erste Sprosse auf der Chancenleiter.“ Ich muss Ihnen ehrlich sagen - Kollege Stadler hat es angesprochen -, meine Fraktion hatte sofort die unliebsame Erinnerung an die Sprossenwand im Turnunterricht der 1980er Jahre, das Retro-Gerät, das bei SchülerInnen eher gefürchtet war als geliebt, mehr so im Sinne von körperlicher Individualertüchtigung und weniger von gemeinschaftlichem Teamsport.

 

Ich möchte die Sprachförderung in Ihrem Bildungsprogramm, über die Sie sprechen, ein bisschen ähnlich sehen: Ich finde den Zugang eher rückschrittlich, nicht so wie in Ihren schönen Reden, in denen das immer sehr progressiv und fortschrittlich klingt, sondern eher schon im Alter der Sprossenwand. Ich habe mir erhofft, und ich gebe diese Hoffnung nicht auf, dass sich mit den NEOS in der Bildungspolitik etwas tut, vor allem in Bezug auf Mehrsprachigkeit. Darf ich Sie zitieren, Herr VBgm Wiederkehr: „Im Kindergarten ansetzen, Muttersprache fördern und das Betreuungsverhältnis verbessern!“ - Diese Töne sind in letzter Zeit etwas verklungen, außer in Ihren Reden. Wenn der Kindergarten aber wirklich die erste Sprosse auf der Chancenleiter sein sollte, dann ist sprachliche Bildung auch hinsichtlich der Mehrsprachigkeit weiterzudenken.

 

Sie stellen einzig die Deutschförderung ins Zentrum, in die Auslage Ihres Regierungsprogramms. Ich kann keinen ernst zu nehmenden Fokus auf Mehrsprachigkeit erkennen. Ich glaube, dass es Ihnen aber grundsätzlich einmal wichtig war. Ich glaube aber auch, dass Sie dieselbe Erfahrung mit einer SPÖ machen, die man macht, wenn man mit der SPÖ regiert, die es sich in der Gemütlichkeit eingerichtet hat und deren Bildungsprogramm auch nicht mehr den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht.

 

Was ich mich auch frage: Warum schaffen wir es in diesem Haus nicht, einmal einen Diskurs herzustellen? Warum können wir nicht faktenbasiert argumentierend über sinnvolle Maßnahmen in der Sprachförderung sprechen? Das wissen Sie alle genau - die KollegInnen von den NEOS wissen das genau -: Sprachliche Bildung im Kindergarten muss Familiensprachen stärker berücksichtigen. Wien kann da mehr tun, aber Wien will offensichtlich nicht mehr tun. Wo, wenn nicht im Kindergarten, werden so viele Sprachen überhaupt verwendet, in einer Phase, in der Kinder am leichtesten eine andere Sprache lernen? Auch die EU hat übrigens Vielsprachigkeit zu einem Ziel erklärt: Schon 2002 sollten Kinder schon in einer frühen Phase zwei Fremdsprachen erlernen.

 

Unseren Antrag auf eine Sprachoffensive im Kindergarten haben Sie abgelehnt. Gleichzeitig kündigen Sie 50 weitere Sprachförderkräfte an. Stellen Sie sich diesen Fachkraft-Kind-Schlüssel vor! Für den Schulbereich ist dies noch eklatanter: Da kommen in der Erstsprachenförderung 90 Kinder auf 1 Sprachkraft - das haben wir uns ausgerechnet. Ich habe jetzt von der Schule gesprochen. Ich denke, für den Kindergarten ist die Situation noch einmal verschärft.

 

Ja, und ich würde Sie auch bitten, da hinzuschauen, wenn Sie Missstände im Kindergarten aufdecken wollen. In jedem Fall ist es pädagogisch und didaktisch fragwürdig, wenn fachliche Grundqualifikationen im Sinne einer angemessenen Sprachförderung fehlen. Es ist derzeit gang und gäbe, dass das nicht immer von qualifiziertem Personal gemacht wird, weil der Druck, die personelle Überlastung auch wahnsinnig hoch ist - das wissen wir alle. Es muss auch nicht jede Kindergartenpädagogin/jeder Kindergartenpädagoge perfektes Deutsch sprechen, aber es braucht jedes Kind auch sprachliche Vorbilder im Kindergarten, sei es im Deutschen, sei es in anderen Erstsprachen.

 

Ich komme zum Schluss: Hier geht noch mehr. Sie wissen das. Ich gebe ja zu, dass es manchmal auch ein bisschen lustig ist, wenn die NEOS auf Grund der SPÖ auf dem Boden der Realpolitik angekommen sind, nur leider ist damit - wie in der anderen Sache, die wesentlich dramatischer ist - keinem einzigen Kind geholfen. Ich würde Ihnen abschließend vielleicht nur den Rat mitgeben, bei dieser Sprossenwand nicht auf die Bodenmatte zu vergessen, denn sonst könnte sich der Aufprall als etwas unangenehm erweisen. - Herzlichen Dank.

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist GRin Janoch. Ich erteile ihr das Wort.

 

11.06.39

GRin Silvia Janoch (ÖVP)|: Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr nicht anwesender Stadtrat!

 

Das Thema der heutigen Aktuellen Stunde steht ganz im Zeichen der Elementarpädagogik. Ich bin unter anderem Elementarpädagogin, und deshalb passt das wunderbar zu mir. Der Kindergarten ist die erste Bildungseinrichtung, die von einem Kind besucht wird. Diese Institutionen sind wichtig und notwendig für eine ganzheitliche Entwicklung auf unterschiedlichen Ebenen. Daher wäre es sehr begrüßenswert, wenn sich die damit verbundene Tätigkeit der Pädagoginnen und Pädagogen in Wertschätzung niederschlagen würde, auch für private Träger.

 

Nun muss ich leider wieder einmal auf die Thematik der finanziellen Corona-Unterstützung eingehen. Diese Rückerstattung ist selbstverständlich sehr erfreulich für die Familien. Im letzten Ausschuss wurde schon rege darüber diskutiert. Warum? - Statt vorab alle Träger zu informieren, hat man sich dazu entschieden, es an die Medien weiterzuleiten. Hatten Sie bei dieser Vorgehensweise auch an die damit verbundenen Folgen für die Betreiber gedacht?

 

Ein Wording, das binnen kurzer Zeit das Vertrauen zwischen Eltern und Familien auf die Probe stellt! Warum? - An erster und wichtigster Stelle stehen das Wohl der Kinder und eine ehrliche, respektvolle Zusammenarbeit mit den Familien. Hier geht es weniger um Publicity, Herr Stadtrat!

 

Viele Institutionen waren dank Ihrer Vorgehensweise mit verärgerten Eltern konfrontiert. Warum? - Viele Fami

 

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