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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.05.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 18 von 97

 

ken wir nur an die Rehabilitation von Seniorinnen und Senioren nach chirurgischen Eingriffen zum Beispiel, wie weit der Weg ist, um von einem Akutspital dann in eine Reha zu kommen. Ich glaube, wir sehen insgesamt, dass wir im Reha-Bereich in ganz Österreich einen Reformschub brauchen. Und es zeigt sich natürlich auch da, dass Rehabilitation von Long Covid nicht im Akutspital, im stationären Sektor stattfinden kann. Das halte ich für überhaupt nicht denkbar und wäre eine völlige Missinterpretation des Ortes Akutspital. Das muss ein Sektor im ambulanten Setting werden, sehr gut auch im niedergelassenen Bereich, in PVEs denkbar, in Verbindung mit einer offensiven Herangehensweise im Rahmen des Rehabilitationsplanes der österreichischen Sozialversicherungen.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Frau GRin Matiasek, bitte.

 

10.21.53

GRin Veronika Matiasek (FPÖ): Herr Stadtrat!

 

Danke für die ausführliche Beantwortung zu diesem Thema, das uns ja noch lange begleiten wird und ein Riesenthema ist. Es ist ja nicht das allein, die Pandemie hat ja auch dafür gesorgt, dass es auch in anderen Feldern zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes gekommen ist. Wir haben uns ja oft genug über die psychische Situation vieler Menschen unterhalten und Sie haben ja selbst zum Beispiel die Senioren und die Akutgeriatrie angesprochen. Wir mussten bemerken, dass durch die verminderte Mobilität viele hochbetagte Menschen, die schon eine eingeschränkte Mobilität hatten, über Monate zu Hause blieben, ihre täglichen kleinen Wege nicht mehr erledigt haben und somit auch einen starken Verlust von Beweglichkeit, von Mobilität erfahren haben. Sie nicken, das Problem ist also bewusst.

 

Ich darf fragen: Wie kann man an das herangehen, wie kann man dafür sorgen, oder wie ist daran gedacht, wieder Mobilitätsschritte für diese Personen zu setzen, da ja jetzt durch gewisse Öffnungsschritte vielleicht auch die Angst genommen wird, das Heim zu verlassen?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.

 

Amtsf. StR Peter Hacker: Ja, ich denke, es ist der richtige Moment, erstens einmal, um sich daran zu erinnern, dass unsere MitarbeiterInnen in allen Einrichtungen der mobilen Pflegebetreuung in den letzten eineinhalb Jahren einen unglaublichen Job gemacht haben. Diese kannten Homeoffice auch nur aus der Zeitung, die sie am Abend gelesen haben, und sie haben das Niveau der ambulanten Dienste ständig auf hohem Niveau aufrechterhalten.

 

Sie haben aber völlig recht, natürlich haben der Lockdown, die Sorge und die Angst, et cetera dazu geführt, dass viele Menschen viel weniger Bewegung als üblich gemacht haben. Ich glaube, es ist notwendig, uns jetzt wieder gemeinsam Mut zu machen. Gerade die Seniorinnen und Senioren haben eine großartige Durchimpfungsrate, wir sind bei den 80- bis 90-Jährigen auf 95 Prozent, auf unglaubliche 95 Prozent Durchimpfung unserer Wiener Bevölkerung. Das ist sensationell. 80- bis 90-Jährige können also ganz problemlos von uns allen motiviert werden, wieder aufgefordert werden, sich zu bewegen, raus in den Park zu gehen, einmal um den Häuserblock spazieren zu gehen. Ich glaube aber, es wird notwendig sein, dass die mobilen Dienste unterstützen, wenn es um schon wirklich betreuungsbedürftige Seniorinnen und Senioren geht. Ich glaube, es ist notwendig, die Alltagsbegleitung als eine der Dienstleistungen wieder stärker in Anspruch zu nehmen.

 

Es wird auch notwendig sein, wieder Mut zu machen, in ein Pflegeheim zu gehen. Wir sehen, dass es in den Pflegeheimen eine extreme Unterauslastung gibt. Verständlicherweise haben viele Leute gesagt, nein, ich gehe jetzt sicher nicht ins Pflegeheim, da kann ich keine Besucher mehr empfangen, et cetera, et cetera. Das ist verständlich, aber ich glaube, es ist an der Zeit, auch wieder Mut zu machen, all diese Serviceleistungen in Anspruch zu nehmen, die ja dafür da sind, die gesamten Lebensumstände von Menschen zu stabilisieren und, wenn es möglich ist, natürlich auch zu verbessern.

 

Es wird auch von uns Mut geben müssen. Ich glaube, dass das in Wirklichkeit die wichtigste Antwort ist, die ich Ihnen auf die Frage geben kann. Es ist nicht eine Frage des Angebots, wir haben hunderttausende Menschen im Seniorenalter in unserer Stadt. Es geht nicht um die Frage, da jetzt einen neuen Dienst zu erfinden, glaube ich, sondern es geht darum, vor allem Mut zu machen, wieder in den Lebensrhythmus des Sich-Bewegens zu kommen.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von NEOS. Herr GR Dipl.-Ing. Dr. Gara, bitte.

 

10.25.29

GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Vielen Dank für die Beantwortung. Ich denke auch, dass das Thema Long Covid ein ganz, ganz zentrales ist. Das wird wahrscheinlich für uns sozusagen die dritte Halbzeit der Pandemie sein. Ich finde es auch sehr gut und sehr wichtig, dass Wien das Thema wirklich auch sehr ernst nimmt. Sie haben schon einiges in Richtung Long-Covid-Gesamtversorgung auch in den regionalen Strukturplänen skizziert. Können Sie uns vielleicht trotzdem auch einen aktuellen Status geben, in welcher Form eine solche strukturelle Verankerung der Long-Covid-Versorgung im österreichischen Gesundheitssystem erfolgen sollte?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.

 

Amtsf. StR Peter Hacker: Vor dieser Sitzung der Landes-Gesundheitsreferenten vergangene Woche war ich eher pessimistisch - ich sage offen und ehrlich, wie es ist. Wir haben schon voriges Jahr eine heiße Diskussion geführt und einen Beschluss gefasst, dass wir die Behandlung von Covid-Patienten auch in den Strukturplänen für unser gesamtes Spitalswesen und für die ambulante Versorgung in Österreich wiederfinden wollen. Da ist nicht viel weitergegangen, ich habe es vorhin schon gesagt. Seit letzter Woche, das muss ich offen und ehrlich sagen, bin ich wesentlich zuversichtlicher, dass es uns gelingen kann, in den Regionalen Strukturplan wirklich Ecksteine hineinzukriegen. Ich habe die

 

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