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Gemeinderat, 11. Sitzung vom 23.06.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 14 von 109

 

wenn die sich nicht impfen lassen würden, hätten wir gegen diese Pandemie keine Chance gehabt. Sie haben es getan, sie tun es laufend, es können jetzt de facto alle tun, bis zu den Jugendlichen runter, und auch das ist ganz klar.

 

Aber wenn wir zur Strategie kommen, dann wussten wir von Anfang eines, es ist eine Gesundheitskrise. Diese Gesundheitskrise stand und steht im Mittelpunkt, danach kommt das wirtschaftliche Befinden. Und dann ist es uns darum gegangen, dass wir auch klar sagen, dort, wo es Lücken im Bereich der Bundesförderungen gibt, können wir als Stadt zeigen, dass wir schnell, unbürokratisch reagieren und dass wir hier Schritte setzen, um eben aus dieser Krise bestmöglich herauszukommen.

 

Ich darf zusammenfassen: Wir haben in Summe fünf Corona-Pakete beschlossen, aus meiner Logik heraus, da das ganze Lehrlingsthema so ein intensives geworden ist, von der Unterstützung in der ÜBA angefangen über Notebooks bis hin zum Lehrlingsbonus. Das ist ein wirklich großer Bereich, und wir haben 600 Millionen EUR in diesem Jahr 2020/2021 aufgewendet und rund 50 Covid-Maßnahmen gesetzt. Das ist, glaube ich, sensationell. Wir haben damit klar mehr getan als alle anderen Bundesländer, wir haben versucht, die Branchen ganz speziell zu adressieren, und dort in diesen Nischen, die uns aber wichtig sind, weil der Wiener Wirtschaftsraum auch anders aussieht, perfekte Anpassung vorzunehmen. Ich darf ein Mal mehr erinnern, vom Taxi-Gutschein für die ältere Generation über unseren Gastro-Gutschein, der ein riesiger Erfolg für alle Wienerinnen und Wiener war, über den Gebührenstopp, den wir uns verordnet haben, über die Hilfsmaßnahmen für die EPUs, für die KMUs, über die Wirtschaftsagentur abgewickelt, und über dieses große Netz des Themas Arbeitsmarkt, der uns natürlich sozialdemokratisch ganz besonders am Herzen liegt.

 

Wir haben mit dieser Langzeitarbeitslosentangente die Generation 50plus im Auge, aber auch, das Lehrlingsthema zu befeuern. Wir haben immer gesagt, es darf keine Corona-Generation entstehen, wir müssen versuchen, jeden einzelnen Lehrling bestmöglich zu betreuen. Ich glaube, wir haben das getan.

 

Dennoch gibt es Sorgenkinder. Das ist weiterhin der Tourismus, das ist weiterhin der Kongressbereich, das ist weiterhin die Nachtwirtschaft - auch wenn wir da jetzt erfreulicherweise einen großen Schritt nach vorne kommen, bleibt er einer - und es ist die Hotellerie. Dort haben wir jetzt auch mit aller Vorsicht nach vorne zu blicken, weil das Öffnen bei nicht hohen Auslastungszahlen weiter viel Geld kostet.

 

Wir wissen, dass die Hotellerie eine Auslastung von durchschnittlich zumindest 60, 65 Prozent benötigt, um die eigenen Aufwände zu decken. Nachdem das touristische Segment noch nicht zurück ist, sind wir bei den meisten Unternehmen noch nicht dort. Wir liegen da zwischen 30 und vielleicht 40 Prozent, das ist also noch ein weiter Weg. Das bedeutet, dass es dort auch noch Liquiditätsabfluss geben wird und deshalb auch mein Appell: Bitte unbedingt in diesen ersten Monaten weiterhin finanziell unterstützen, um eben diesen Liquiditätsabfall bestmöglich auszugleichen.

 

Dass der Wiener Wirtschaftsstandort dennoch sehr, sehr gut funktioniert, zeigt ja auch, dass wir im internationalen Bereich Betriebsansiedlungen von über 200 Unternehmen hatten. Das war der drittbeste Wert der letzten 10 Jahre. Trotz Corona, trotz aller Probleme haben sich so viele internationale Unternehmen Wien ausgesucht, das hat zusätzlich zu einem Investitionsschub geführt. Über 260 Millionen EUR haben diese Unternehmen investiert, und es konnten damit auch über 1.700 Arbeitsplätze neu geschaffen werden. Das ist die Ansage, glaube ich, dort müssen wir weitergehen.

 

Vielleicht noch kurz einige interessante Daten: Ich habe gestern ein langes Gespräch mit dem CEO des KSV gehabt und habe mir die Sichtweise geben lassen, wie sie es einschätzen. Er sagt auch, es ist jetzt ganz, ganz wichtig, dass wir in diesen ersten Monaten das Hilfsthema noch groß halten, weil es sonst zu der Möglichkeit einer Insolvenz kommen könnte, also sollte man das sehr, sehr intensiv tun.

 

Es gibt aber während der Corona-Krise auch Befragungen, und die sind sehr spannend. 40 Prozent bewerten ihre Geschäftsausgangslage trotz Corona, trotz dieser 14 Monate, die sehr schwer waren, als sehr gut oder gut. - 40 Prozent als sehr gut oder gut. Das ist an sich ein schöner Wert, der für Wiener Unternehmen da genannt werden kann. 60 Prozent der Firmen haben natürlich einen Umsatzrückgang gespürt, das heißt jetzt noch nicht, dass sie einen starken Umsatzrückgang hatten oder einen schwächeren, aber 60 Prozent der Unternehmen waren umsatzseitig betroffen.

 

45 Prozent haben jetzt, und das ist, glaube ich, auch spannend zu sehen, eine digitale Agenda, die sie vorher nicht hatten. Wir haben also in diesem Corona-Jahr durchaus eines geschafft: Dass dieses Digitalisierungsthema - für viele vollkommen neu - auch zu einer eigenen digitalen Agenda geführt hat, und das natürlich auch mit unseren Förderungen, die die Wirtschaftsagentur gemacht hat. Ich denke nur an Homeoffice: Dort haben wir bewiesen, dass wir diesen Prozess unterstützt haben.

 

Man wird aber weiter darauf schauen müssen, dass das keine oberflächliche Digitalisierung ist, sondern dass auch die Prozesse digitalisiert werden, um auch durchgehend wirklich eine Digitalisierungsoffensive benennen zu können. Da werden die Unternehmen wahrscheinlich in den nächsten drei bis fünf Jahren noch viel Unterstützung brauchen - die KMUs, die diese Ressourcen ja nicht so haben -, das wird auch ein langfristiger Auftrag für uns sein.

 

Vier von zehn Unternehmen in Wien haben das Geschäfts- und Vertriebsmodell angepasst. Auch das ist eine gute Ansage, denn man musste natürlich in diesen 14 Monaten neue Vertriebswege gehen. Das bedeutet, sich technisch neu aufzustellen, sich personell teilweise neu aufzustellen, diese Skills wirklich in den Unternehmen zu entwickeln. Wenn vier von zehn das getan haben, ist das auch gut, weil das auch ein gutes Zeichen in die Zukunft ist.

 

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