Gemeinderat, 15. Sitzung vom 25.11.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 99
Zusätzlich ist klar - vielleicht ist es aber doch nicht so klar, wahrscheinlich ist es auf der Welt nicht überall klar, aber bei uns ist es klar -, dass die Kundinnen und Kunden aller Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe natürlich auch regelmäßig getestet werden. Auch dadurch bekommen wir einen guten Blick dafür, was sich in diesem Bereich tut und welche Maßnahmen möglicherweise zusätzlich notwendig sind.
Zusätzlich zu den Schlafplätzen in den Notschlafstellen haben wir auch noch Wärmestuben für insgesamt knapp 200 Personen eingerichtet, in Ergänzung zu den 8 bereits bestehenden ganzjährigen Tageszentren. Auch dort gilt natürlich: Essen, Ausruhen und immer ein offenes Ohr unserer MitarbeiterInnen für die unterschiedlichen Anliegen, weil es ja darum geht, Menschen aus der Obdachlosigkeit, aus diesem Leben auf der Straße herauszubekommen.
Klar ist, dass wir auch die Straßensozialarbeit aufgestockt haben, und ich mache ein Mal mehr gerne Werbung für unsere Kälte-App, die wir für alle Wienerinnen und Wiener extra entwickelt haben. Wenn sie irgendwo auf der Straße jemanden sehen, der offensichtlich Hilfe braucht, weil er obdachlos, weil er orientierungslos ist, dann steht diese Kälte-App zu Verfügung und gibt die Möglichkeit, sofort die Straßensozialarbeiter zu alarmieren, die sofort zu diesem Platz hinfahren und sofort mit dem Menschen Kontakt aufnehmen können.
Ich bin durchaus stolz darauf, dass sich immerhin schon über 10.000 Wienerinnen und Wiener diese App heruntergeladen haben, und uns immer wieder Hinweise und die Möglichkeit geben, dass die Straßensozialarbeiter auch Menschen finden, die wir bei Routinegängen durch die Stadt schlicht und einfach niemals finden könnten. Seitdem wir diese App haben, und wir haben sie das 3. Jahr in Verwendung, haben wir insgesamt schon über 1.700 Meldungen bekommen. Das ist, glaube ich, ein sehr großer Erfolg dieser Einrichtung.
Ich glaube, wir können zu Recht auch hier als Gemeinderat unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in diesem Bereich danken, die in der Wohnungslosenhilfe sowieso einen außergewöhnlichen Job machen und in Zeiten der Pandemie einen ganz besonders außergewöhnlichen Job machen. Sie leben und setzen das um, was wir uns politisch vorstellen, nämlich in einer Stadt zu sein, in der es keine soziale Kälte gibt, und im Winter ganz besonders nicht. Danke schön.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Bitte, Herr GR Seidl.
GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Danke. Sehr geehrter Herr Stadtrat, guten Morgen!
Nur eine ganz kurze Frage: Wie viele Personen werden im Schnitt dieses Angebot pro Tag in Anspruch nehmen, wenn Sie es wissen?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.
Amtsf. StR Peter Hacker: Die Einrichtungen sind ziemlich voll. Auch die zusätzlichen Plätze, die wir geschaffen haben, sind ziemlich voll und wir haben immer ein bisschen Reserve. Wenn wir merken - und das merkt man immer dann, wenn die Temperatur unter den Nullpunkt sinkt -, dass diese Einrichtungen so voll sind, dass da niemand mehr Platz findet, gibt es immer noch die Möglichkeit, zusätzliche Ressourcen aufzumachen. Im Augenblick sind wir nicht voll, im Augenblick haben wir eine Auslastung von rund 80 Prozent. Wenn aber jetzt die Temperaturen unter den Nullpunkt sinken, werden wir voll sein und wenn es notwendig ist, können wir noch zusätzliche Ressourcen freischalten.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von NEOS. Herr GR Mag. Konrad, bitte.
GR Mag. (FH) Jörg Konrad (NEOS): Vielen Dank, Herr Stadtrat, für die bisherigen Ausführungen. Besonders an einem Tag wie heute möchte ich Ihnen diese Frage stellen: Obdachlosigkeit beziehungsweise drohende Obdachlosigkeit bedeutet ja für Frauen, oft auch stärker dem Risiko von sexualisierter Gewalt und Missbrauch ausgesetzt zu sein. Gibt es im Rahmen des Winterpaktes spezielle Angebote für diese besonders vulnerable Gruppe?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.
Amtsf. StR Peter Hacker: Die Frage ist gerade in dieser Woche auch besonders richtig platziert. Ja, das Thema Frauen in der Wohnungslosenhilfe und in der Obdachlosigkeit beschäftigt uns seit vielen Jahren, weil wir da vor anderen Fragestellungen stehen als in anderen Sozialbereichen. Wir wissen, dass es versteckte Obdachlosigkeit von Frauen gibt. Wir wissen, dass es viel größere Abhängigkeiten von Frauen gibt, die wir durchbrechen wollen und durchbrechen müssen, und deswegen haben wir seit vielen Jahren für Frauen auch spezielle Angebote geschaffen.
Neben den Plätzen, wo man Mann oder Frau sein kann, um hineinzugehen, von denen ich vorhin berichtet habe, haben wir zusätzliche Plätze für Familien, und wir haben zusätzliche Plätze, die ausschließlich für Frauen reserviert sind. Dort kommen Männer nicht hinein und auch das Betreuungspersonal besteht nur aus weiblichen Mitarbeiterinnen, weil es notwendig ist, da auch besondere Schutzräume zu schaffen.
Wir haben im Rahmen des Winterpaketes, ich glaube, 130, 135 zusätzliche Plätze zum Schlafen. Wir haben eigene Einrichtungen nur für Frauen, wie zum Beispiel Obdach Favoriten. Das ist eine Einrichtung, die nur für Frauen gewidmet ist. In anderen Einrichtungen haben wir zumindest bauliche Trennungen, teilweise baulich getrennte Eingänge, sodass es zwar eine Einrichtung ist, aber in Wirklichkeit nach innen als getrennte Einrichtungen gelebt werden kann. Das ist einfach notwendig, weil wir natürlich auch gerade in der Obdachlosenhilfe sehr oft mit der Gewalterfahrung von Frauen und den Abhängigkeitsbeziehungen, die wir ja aus verschiedenen Blickwinkeln kennen, konfrontiert sind.
Das ist auch der Grund, warum meine Kollegin im Bereich der Frauenpolitik so tolle Maßnahmen beim Aufbau von Frauenhäusern und Gewaltberatungsstellen setzen muss - leider, muss man dazusagen -, und das betrifft logischerweise auch die Wohnungslosenhilfe. Wir haben zusätzlich Krisennachtplätze, die immer für Frau
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