«  1  »

 

Gemeinderat, 15. Sitzung vom 25.11.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 11 von 99

 

Heute gibt es gerade bei jungen Mitarbeitern - in allen Branchen, es ist ja nicht nur in der Pflege und Betreuung so - eine ganz andere Erwartungshaltung an die Arbeitgeber, dass sie mit dem lebensphasenorientierten Fokus von Mitarbeitern viel flexibler umgehen müssen, und wir wollen da rund um diese Fragestellung ein klares Konzept ausarbeiten. Es geht um die Zusammenstellung von Parametern und Einflussfaktoren, auch über die Verweildauer - wieso sind Mitarbeiter wie lange im Unternehmen tätig -, wir wollen verbesserte Veränderungsstrategien, auch in der Frage, wie wir eigentlich auf dem Arbeitsmarkt auftreten, um am Ende des Tages auch eine bessere Botschaft senden zu können, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein.

 

Wir haben dazu bereits eine Befragung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgeschlossen, arbeiten im Augenblick in Fokusgruppen an der Detailausarbeitung zu diesem Projekt, und ich halte es für sehr wichtig, das immer in Abstimmung mit den Mitarbeitenden zu machen. Eine gute Personalstrategie geht nicht von oben nach unten, sondern ist ein Miteinander aller Ebenen und Hierarchien in einem Betrieb, und das gilt auch für den Gesundheitsverbund. Sie kennen das, weil wir hier im Gemeinderat ja einige Beschlüsse dazu gefasst haben.

 

Ich möchte aber trotzdem in dem Kontext erwähnen, dass wir auch im Bereich der Besoldung unserer Mitarbeitenden einiges verändert haben. Wir haben das Dienstrecht verändert, wir haben eine Parallelwelt zwischen altem und neuem Dienstrecht geschaffen, in Wirklichkeit sehr kompliziert für den Arbeitgeber, unique. Das tun sich ehrlich gesagt nicht viele Arbeitgeber an, zwei Parallelwelten existieren zu lassen. Ich stehe aber dazu, ich halte das auch für gescheit. Sie wissen, die Mitarbeitenden können es sich aussuchen, ob sie im alten Modell bleiben oder ins neue Modell switchen wollen. Je nach Modell haben wir unterschiedliche Prämien, Leistungszulagen, Erschwerniszulagen geschaffen, gerade auch jetzt in der Phase der Covid-Pandemie.

 

Über diese Aktivitäten, die auf den Betrieb Wiener Gesundheitsverbund fokussiert sind, haben wir auch ein großes Projekt gestartet, das ich eigentlich schon 2018 am Beginn meiner Tätigkeit als Stadtrat in Auftrag gegeben habe. Wir sehen schon seit langer Zeit, dass die Pensionierungswelle der sogenannten Babyboomer-Generation auf uns zukommt. Das ist eine Herausforderung, die alle Branchen trifft. Deshalb gibt es ja einen Fachkräftemangel quer durch die gesamte Wirtschaft, weil das eine der zentralen Herausforderungen für die gesamte Wirtschaft und daher auch für die Gesundheitswirtschaft und die Sozialwirtschaft ist.

 

Ich habe daher, schon als ich Stadtrat geworden bin, einen klaren Auftrag gegeben, dass wir da eine ganz offensive Vorgangsweise brauchen. Wir haben daher unter dem Titel „Pflege Zukunft Wien“ einen sehr, sehr starken Verbund zwischen dem Fonds Soziales Wien, dem FH Campus Wien und dem Wiener Gesundheitsverbund geschaffen, der eine wirkliche Ausbildungsoffensive auf den Boden bekommen muss. Ich glaube, da haben wir schon wirkliche Milestones gesetzt, einiges davon auch hier im Haus schon beschlossen, worüber ich sehr froh bin.

 

Wir stocken die Ausbildungsplätze auf, und ich wiederhole es nur, denn eigentlich sollte es jeder wissen. Ich wiederhole es, weil wir es hier beschlossen haben: Wir stocken in Wien die Ausbildungsplätze um 1.500 Plätze auf - wir lassen am FH Campus ein völlig neues Gebäude errichten, einen neuen, wirklichen Health-Schwerpunkt - und zusätzlich noch 800 Studienplätze für die medizinisch-technischen Berufe und die Hebammen. Ich halte es auch für notwendig, so eine Offensive in dem Bereich zu starten, weil sich diese Berufe, die Berufsbilder weiterentwickeln müssen.

 

Das ist auch eine Frage von Gesetzen, aber es ist eben nicht nur eine Frage von Gesetzen. Es ist auch eine Frage der offensiven, inhaltlichen Auseinandersetzung mit Berufs- und Tätigkeitsbildern, wie ich es vorhin schon ausgeführt habe, wo der Schwerpunkt im Gesundheitsverbund ist. Wir haben neue Rahmenbedingungen geschaffen: Das ABZ, das Aus- und Weiterbildungszentrum des Fonds Soziales Wien, hat zusätzliche 750 Ausbildungsplätze im Bereich Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz geschaffen.

 

Wir haben im Februar einen neuen Schulstandort, wo wir gemeinsam mit dem Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds und dem Arbeitsmarktservice einfach eine großartige Initiative, einen großartigen Schub zustande gebracht haben. Wir werden dann 2024, wenn wir das neue Gebäude am Gelände des FH Campus wahrscheinlich fertig haben werden - 2024 ist das ehrgeizige Ziel, 2025 wahrscheinlich das realistische Ziel, je nachdem, wie die Baumaßnahmen voranschreiten -, wirklich eine unglaubliche Schlagkraft in der Ausbildung haben.

 

Zusätzlich arbeiten wir auch an anderen Modellen, von denen ich auch sehr viel halte. Das Thema Pflege mit Matura halte ich für ein wesentliches Element. Da gibt es im Augenblick Projekte, die leider - das muss man auch dazusagen - vom Bund noch nicht ins Regelschulwesen übernommen worden sind. Wir haben in Österreich mehrere solche Modelle und ich verstehe eigentlich nicht, warum so etwas nur in Privatschulen stattfinden kann. Ich habe schon mehrfach mit dem Bildungsminister, mit dem Gesundheitsminister darüber geredet.

 

Wir haben da auch eine gemeinsame Front aller Bundesländer. Es gibt einen einstimmigen Beschluss aller Gesundheitsreferenten, wurscht, welcher Fraktion. Es gibt einen Beschluss aller Sozialreferenten, das sind vier verschiedene Fraktionen: einstimmig beschlossen. Wir wollen endlich auch von Seiten der Bundesregierung eine Maßnahme sehen, dass Pflege mit Matura als eine mögliche zusätzliche Ausbildungsschiene ins Regelschulwesen übernommen wird.

 

Ich glaube, dass die Initiativen, die wir in den letzten Jahren in Wien gesetzt haben, in Österreich wirklich beispiellos beziehungsweise beispielgebend sind. Deswegen sage ich ganz offen - ich bin jetzt am Schluss meiner Ausführungen -, ich verstehe auch, dass die Pflege- und Betreuungskräfte in ganz Österreich sagen, es muss endlich Bewegung in diesen österreichischen

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular