Gemeinderat, 15. Sitzung vom 25.11.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 99
jetzt noch weiterführen. Ich lasse das jetzt einmal, aber sie haben eine Vorstellung davon.
Der zweite Punkt, ich habe es vorhin kurz ausgeführt, ist eben jener der regionalen Wertschöpfung. Reparaturen und Reparaturarbeitsplätze sind ein riesengroßes Jobpotenzial. Alleine das Jobpotenzial durch diesen ReUse-Sektor und damit auch der Reparatur wird mit rund 300.000 Personen europaweit vom europäischen Dachverband ReUse eingesetzt. Leider ist es so - und damit bin ich bei der letzten Vorbemerkung -, dass wir in einer Situation sind, dass diese europaweite Zielsetzung, also dieses Potenzial zu nutzen, die Kreislaufwirtschaft zu fördern, sich nicht in den Daten zur Arbeitsmarktsituation in unserem Staat widerspiegelt. Im Reparatursektor ist es in Österreich so, dass die Arbeitsplätze sinken. 2008 waren 4.280 Personen im Sektor Reparatur von Gebrauchsgütern beschäftigt, 2016 nur mehr 3.860. Diesen Abwärtstrend könnte man ja auch bei der Anzahl der Unternehmen nachzeichnen, aber ich habe versprochen, kurz zu sein.
Deshalb haben wir schon vor der Pandemie entschieden, an Anreizen zu arbeiten, wie eben das Reparieren gefördert werden kann, wie das Reparieren von Gütern wieder mehr Aufmerksamkeit gewinnt. Wir haben ein Fördermodell entwickelt, das eines zum Ziel hat, nämlich diese Zielsetzung, so einfach, mit so wenig administrativem Aufwand und so viel Motivation wie möglich für die Wienerinnen und Wiener aufzusetzen, und das ist die Idee des Reparaturbons. Aus heutiger Sicht kann man sagen, es ist extrem gut angenommen worden. Wir haben jetzt schon zwei Radl, zwei Aktionszeiträume zur Gänze abgeschlossen. In diesen Zeitrahmen sind 28.000 Gegenstände repariert worden. Was mich wirklich freut - das ist nämlich ein gutes Zeichen auch für die Qualität der regionalen Wirtschaft, der Betriebe - ist, dass 90 Prozent dieser Gegenstände auch erfolgreich repariert werden konnten. Also man sieht, unsere Betriebe, die reparierenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, machen ganze Arbeit, also 28.000 Gegenstände zum Reparieren gebracht, zirka 26.000 repariert. Damit konnten 280.000 t Müll und 620.000 t CO2 eingespart werden. Das ist wirklich eine tolle Bilanz über die bestehende Phase.
Wenn es dann jemanden interessiert, kann ich auch noch ein bisschen darauf eingehen, welche Produkte das sind. Dazu vielleicht nur ein Satz: Die Spanne ist sehr, sehr weit. Der überwiegende Teil sind Elektrogeräte mit 62 Prozent, aber wir haben Fahrräder, Schuhe, Textilien, Lederwaren, aber auch sehr ausgefallene Dinge, wie zum Beispiel Grammophone und Bienenstöcke - ja, man glaubt es kaum.
Der aktuelle Stand ist vielleicht das Allerwichtigste und das ist die ganz neue Information: Weil diese Durchgänge so gut waren, weil der Erfolg so groß war, haben wir entschieden, mit 2. November einen weiteren Aktionszeitraum zu starten, der gerade läuft, und das mit sehr, sehr großem Erfolg. Der aktuelle Stand ist, dass 11.521 Bons bereits ausgegeben worden sind. Zirka die Hälfte, 5.336, sind von den Betrieben bereits angenommen worden und ein Gutteil davon bereits abgerechnet, 3.391, und die Durchschnittsförderung sind 65,20 EUR.
Vielleicht noch ein allerletzter Satz: Nicht nur ich bin stolz, auch viele andere sehen, was wir da in Wien geschafft haben. Wir sind aktuell beim Innovation in Politics Award von einer europaweiten Jury als eines der europaweit zehn besten Projekte in der Kategorie Umwelt nominiert worden, also da sind wir sozusagen Preisträgerin. Das betrifft aber nicht nur die europäische Ebene, Portland hat entschieden, sich das genauer anzuschauen, sich uns als Vorbild zu nehmen und den Reparaturbon in Portland umzusetzen. Das ist an sich ein toller Erfolg, auch für das Fördermodell ein toller Erfolg, auch für die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die daran arbeiten, und ein toller Erfolg für die Unternehmen, die da mit uns an einem Strang ziehen.
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Vielen Dank für die ausführliche Beantwortung. Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Oxonitsch gestellt. Bitte.
GR Christian Oxonitsch (SPÖ): Danke schön, Herr Stadtrat!
Angesichts dieser Erfolgsbilanz ist es sehr erfreulich gewesen, dass auch seitens des Bundes eine ähnliche Initiative angekündigt wurde. Können Sie uns informieren, gibt es von Ihnen einen Wissensstand, wie weit die Vorbereitungen sind und ob natürlich Wien hier eingebunden wird, nachdem es dieses Modell ja schon sehr erfolgreich gibt?
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ja, es stimmt, es ist wirklich sehr erfreulich, dass auch die Bundesregierung angekündigt hat, namentlich die Frau Klimaministerin, dass es eine Reparaturförderung auf Bundesebene geben soll. Über den Europäischen Aufbaufonds sollen hier Mittel der Republik zur Verfügung stehen und insgesamt 130 Millionen EUR als Förderung dem Reparatursektor zur Verfügung stehen. Es ist angekündigt worden, dies schnell umzusetzen. Darauf freuen wir uns selbstverständlich.
Es gab auch eine Kontaktaufnahme des BMK, also des Klimaministeriums, mit uns als Vorbild in Österreich, und das Interesse war insbesondere auf den Punkten gelegen - ich habe es eh vorhin ein bisschen ausgeführt -, die das Modell in Wien vielleicht auch positiv von allen anderen unterscheiden. Gemeint ist diese niedrige Hemmschwelle, wo man nicht mühsam irgendwelche Anträge abrechnen muss, nachdem man schon etwas ausgegeben hat und das irgendwo einreichen kann. Da ist der administrative Aufwand in anderen Bundesländern teilweise immens, was jetzt einmal an sich suboptimal ist. Der springende Punkt ist aber, dass eben die Hürde für die Menschen, die gerne etwas reparieren lassen wollen, besonders hoch ist, und da war das Interesse der Bundesebene und des Ministeriums sehr groß, auch von den Beispielen in Wien zu lernen.
Vielleicht noch ein zweiter Punkt, der in Wien sehr wichtig dazu beigetragen hat, dass wir da ein Erfolgsmodell geschafft haben: Wir haben von Anfang an die potenziell teilnehmenden Betriebe bei der Entwicklung eingebunden. Damit ist es nicht nur gelungen, eine nie
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