Gemeinderat, 15. Sitzung vom 25.11.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 99
wertesten Städte der Welt ist, in dieser Einzigartigkeit erhalten, und zwar auch für zukünftige Generationen. Und die Rote Liste ist für uns schon etwas, das - ich möchte sagen - eine gewisse Peinlichkeit ist, wo wir uns nicht damit rühmen können, sondern ganz im Gegenteil - auch das ist schon von meinen Vorrednern ausgeführt worden. Das heißt, wir müssten in Wirklichkeit einen Turnaround schaffen, weg und runter von der Roten Liste, hin zu einer Vorreiterrolle, international, auf die wir ja in vielen verschiedenen Bereichen als Wien auch stolz sind.
Ich begrüße also die Erstellung eines Managementplans, weil er eindeutig beantworten soll, wie wir als Stadt mit unserem Erbe tatsächlich umgehen. Und ich finde es auch positiv, dass einige kritische Worte hier über das, was in den letzten Jahren passiert ist, auch im Managementplan selbst enthalten sind: Bei „bei Gebäudeentwicklungen in und am äußeren Rand der Pufferzone“: „Manche der dort realisierten Projekte waren Gegenstand kontroversieller Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit der Erhaltung der Welterbe-Stätte.“ - Es werden dann etliche aufgelistet, Sie haben es wahrscheinlich auch alle gelesen. - „Einige der genannten Projekte wurden in Konsultation mit dem Welterbe-Zentrum und ICOMOS in den Erfordernissen der Erhaltung des OUV der Welterbe-Stätte angepasster Form umgesetzt. Vor allem die Hochbauten entlang des Donaukanals stehen jedoch seit der Debatte um Wien-Mitte in Spannung mit der Erhaltung des authentischen Charakters der Welterbe-Stätte und werden als Teil der kumulativen negativen Entwicklung angesehen.“
Ich sage das auch deswegen, weil man vorher gesagt hat, es war alles bisher so gut. Im Gegenteil, ich finde es gut, dass in dem Bericht auch einige Dinge stehen, die offensichtlich schiefgegangen sind. Wenn hier gesagt wird, Fehlen eines explizit auf die Welterbe-Stätte zugeschnittenen Managementplans, auch die missverständliche Interpretation des andauernden Werteaustausches im Sinne eines permanenten Wandels: „Dadurch wurden Bauprojekte umgesetzt, die teilweise im Widerspruch zu der bis ans Ende des 20. Jahrhunderts praktizierten moderaten Weiterentwicklung des ‚Historischen Zentrums von Wien‘ und seines Umfelds standen.“
Was ich aber teile, ist eindeutig das Ziel: „Die offizielle Implementierung des neuen Managementplans soll die Balance zwischen Bewahrung und Entwicklung wiederherstellen“. Wiederherstellen heißt, es ist etwas außer Balance gekommen.
Da auch das Heumarkt-Projekt jetzt angesprochen worden ist, dazu noch zwei, drei Punkte: Es betrifft uns ja nicht direkt als Innere Stadt, ist uns ja gesagt worden, es liegt ja an sich im 3. Bezirk. Aber ein Zipferl, wenn ich so sagen darf, reicht in die Innere Stadt, vor allem dann, wenn die Eislauffläche gedreht wird, außerdem ist es die Verlegung des Straßenraumes dort. Und es ist für uns schon ein bisschen befremdlich, wenn im Zuge des Flächenwidmungsplans und dieser ganzen Genehmigungsprozedur - da gibt es einen Gründruck und dann gibt es einen Rotdruck - wir einmal als Innere Stadt dabei sind, und auf einmal fallen wir raus. Und die Begründung ist: Es habe sich nichts geändert. Die Straße kommt ja im Übrigen auf die Einhausung des Wienflusses. Es gibt Universitätsprofessoren der Technischen Universität, die befürchten, dass dieses alte Gewölbe, das es dort gibt, vielleicht die schweren Tonnagen nicht wirklich aushalten wird, die da darüberfahren. Also ich hoffe, auch das wird noch eingehend geprüft. Und wenn jetzt gesagt wird, es soll dort ein Konferenzzentrum neu entstehen, dann bitte ich schon, auch zu prüfen, ob das jetzt nur die Hotelauslastung ist oder ob wir dort noch einen weiteren Verkehrsknotenpunkt haben, der dann in weiterer Folge auch Verkehr anzieht - da wir immer wieder das Thema haben, dass Institutionen dort nicht mitbedenken, dass, wenn Busse, und so weiter dort anfahren, man auch den entsprechenden öffentlichen Raum braucht.
Aber genug zum Heumarkt, sondern wieder zum vorliegenden Managementplanentwurf: Aus dem 90-seitigen Non-Paper-Entwurf vom 22. April des Jahres, der uns vorgelegt worden ist, ist jetzt ein 144-seitiger Entwurf geworden, mit sehr viel Sachinformation. Ich glaube, sehr interessant für Menschen, die sich vielleicht noch nicht damit beschäftigt haben, es gibt viele hübsche Bilder, Erklärungen des Weltkulturerbes, historische Entwicklungen, rechtliche Gegebenheiten, die hier aufgezählt werden. Spannend zu lesen, beschreibt es die Vergangenheit und die Gegenwart.
Das, was mich vor allem interessiert, ist aber die Blickrichtung Zukunft. Dort gibt es zwei relevante Kapitel, die Handlungsfelder, Seiten 92 bis 108, und Welterbe-relevante Adaptionen im Management, Seiten 122 bis 134. Also rund 30 Seiten von den 144, die tatsächlich über die Zukunft schreiben. Und dort ist sehr vieles noch etwas vage. Viel wird über Monitoring, über Stärkung, über Überprüfung, Optimierung, Fortführung, Aktualisierung, Weiterentwicklung gesprochen, aber das, woran ich als Bezirksvorsteher der Inneren Stadt ein Interesse habe, sind natürlich ganz konkrete Schritte, ganz konkrete Leitlinien, wie wir dann umgehen mit konkreten Projekten in der Inneren Stadt. Nicht schöne Worte, sondern dann ganz konkrete Taten.
Ein Kapitel möchte ich noch hervorheben, das ist mir nämlich auch aufgefallen. Es war ursprünglich ein eigenes Kapitel, Ressourcen und Finanzierung. Ich glaube, es war 5.8 oder so geplant und ich habe das jetzt nicht mehr gefunden. Das finde ich eigentlich sehr schade, es gibt jetzt Budgetdebatten und anderes hier auch in diesem Hause, aber ich frage mich: Habe ich es überlesen oder ist es stattdessen einfach nur in diese Post 18 Punkt 6 eingewandert, wo es nur lapidar heißt: Der Magistrat wird beauftragt, die personellen und finanziellen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. - Denn mich hätte schon interessiert, welche Finanzierungen, welche Ressourcen hier konkret für die Umsetzung vorgesehen sind. Aber vielleicht ist auch, die Kollegin Sequenz hat von der Mutlosigkeit gesprochen, diese ein Thema gewesen.
Ein paar konkrete Anmerkungen noch zum Managementplan selbst: Auf Seite 10 heißt es, dass unter anderem den Bezirken eine Schlüsselfunktion bei der Information, Verhandlung, Bewilligung, Realisierung von
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