Gemeinderat, 17. Sitzung vom 20.12.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 137
rückvergütet, und es sind von Februar bis Juni immerhin 371.000 EUR, eine stattliche Summe.
Das Schloss Neugebäude ist übrigens im Eigentum der Stadt Wien, und der Verein verwaltet das sozusagen einfach. Jetzt würde man meinen, da gibt es einen Verein, der 371.000 EUR Zusatzeinkommen in einem Jahr hat, das sollte vermutlich genug sein. Nein, die Herrschaften erdreisten sich auch noch, aus dem Bezirkskulturbudget 91.000 EUR zu beantragen. Um das vielleicht auch einmal in ein gewisses Größenverhältnis zu setzen: Das gesamte Bezirkskulturbudget in Simmering beträgt fürs Jahr 2021 205.000 EUR. Das heißt, dieser SPÖ-nahe Verein ist sich nicht zu blöd, rund 44 Prozent des gesamten Bezirkskulturbudgets zusätzlich zu den ohnehin sehr üppigen Einkommen und Einkünften zu beantragen.
Meine Damen und Herren, wie bereits angekündigt, haben wir dazu einen entsprechenden Beschlussantrag vorbereitet, der Handlungsanweisungen für die Stadt Wien vorsieht. Meine Damen und Herren, es kann wirklich nicht sein, dass wir in Wien und in Österreich von einem Lockdown in den anderen torkeln, dass Künstler und Kulturschaffende ums Überleben kämpfen müssen und dass es dann irgendwelche SPÖ-nahen Vereine mit irgendwelchen SPÖ-Bonzen an der Spitze gibt, die schlichtweg den Mund nicht voll bekommen. Meine Damen und Herren, wir ersuchen Sie um Zustimmung, um diese Missstände entschieden zurückzuweisen und abzustellen. Danke.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Anderle. Ich erteile es ihr.
GRin Patricia Anderle (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Was hat Wien, was andere Großstädte nicht haben? Was macht uns unter anderem zum wiederholten Male zur lebenswertesten Stadt der Welt? Was macht Wien neben dem Wiener Schmäh, dem guten Essen und der architektonischen Schönheit aus? - Es ist unsere Kultur, eine Kultur der Diversität, eine Kultur der Inklusion und des Miteinanders. Das ist es, was Wien einzigartig macht.
Ich meine nicht nur die Oper und Museen, sondern auch die junge zeitgenössische Kultur, wie zum Beispiel das Wiener Donauinselfest, das in seiner Art einzigartig ist. Es ist immerhin das größte unentgeltliche Freiluftfestival in Europa, das seit 1984 nicht nur die Wienerinnen und Wiener begeistert, es zieht BesucherInnen aus Österreich und dem gesamten Ausland an, bis zu drei Millionen BesucherInnen pro Jahr. Es bietet eine einzigartige Chance für viele unbekannte heimische und internationale Künstlerinnen und Künstler, sich vor einem großen Publikum zu präsentieren.
Das Donauinselfest ist mittlerweile zur Tradition geworden, ebenso wie andere Veranstaltungen, die der Verein Wiener Kulturservice jährlich organisiert, mitorganisiert beziehungsweise unterstützt. Dazu zählen unter anderen das Maifest, die Kreativmesse oder die Kunst- und Kulturmeile Donaukanal. Das sind alles Veranstaltungen, die unserer Stadt einen enormen Mehrwert bringen. Neben der kulturellen Bereicherung sorgen sie für mehr Nächtigungen, Konsumation und Tourismus und sind Werbeträgerinnen für unser schönes Wien.
Gerade jetzt in diesen schwierigen Zeiten brauchen wir das mehr denn je. All diese Veranstaltungen haben auch eine soziale Bedeutung und sind für die Besucherinnen und Besucher kostenlos: Kultur ohne Barrieren, Kultur für alle in unserer großartigen Stadt. Damit das auch so bleibt und sie sich auch künftig an diesem umfassenden Kulturprogramm erfreuen können, ersuche ich Sie im Sinne der Kultur, im Sinne der Kulturschaffenden und vor allem im Sinne der Wienerinnen und Wiener der Förderung für das Wiener Kulturservice in der Höhe von rund 1,8 Millionen EUR zuzustimmen. Sie haben es in der Hand. Stimmen Sie der Förderung zu und machen Sie das Leben von allen Wienerinnen und Wienern auch im kommenden Jahr ein Stückchen schöner und fröhlicher. Danke schön.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf ein Schlusswort.
Zu Postnummer 96, Förderung an den Verein oca: migrations, minorities, arts im Jahr 2022 liegt keine Wortmeldung vor.
Detto zur Postnummer 110, das ist eine Förderung an die Szene Wien KulturbetriebsgesmbH im Jahr 2022.
Daher gelangt nunmehr Postnummer 113 zur Verhandlung. Es ist eine Förderung an „Sisters“ - Verein für queer feministische Kunst und Kultur im Jahr 2022. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Baxant, die Verhandlungen einzuleiten.
Berichterstatter GR Petr Baxant, BA: Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Eppinger. Bitte schön.
GR Peter L. Eppinger (ÖVP): Geschätzter Gemeinderat! Werte Steuerzahler und -innen! Zur Förderung an „Sisters“, den Verein, der hinter dem Festival „Hyperreality“ steht: Dieses Festival wurde schon mehrmals Corona-bedingt verschoben. Wenn wir uns daran erinnern, die, die es kennen: Es ist in der jüngeren Vergangenheit schon einmal baden gegangen, als das Festival nämlich oben auf der Sophienalpe im alten Hotel angekommen war. Dort haben sie damals im trockengelegten Pool gespielt, es sind immer sehr außergewöhnliche Locations.
„Hyperreality“ hat sich aus dem Programm der Wiener Festwochen herausgelöst und hat sich dann als eigenständige Veranstaltung präsentiert, und Mann und vor allem eine Frau haben sich dabei Geschlechtergerechtigkeit auf die Pride-Fahne geschrieben. Ich gratuliere ihr zum Erfolg in der Szene.
Keine Frage, die Wahrnehmung aller Menschen gehört gefördert. Aus langjähriger Event- und Festival-Erfahrung sind mir die Line-ups wirklich gut bekannt.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular