Gemeinderat, 17. Sitzung vom 20.12.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 137
Auch ich kenne die immer gleichen Namen, die da draufstehen, so ehrlich können wir ruhig sein. Bitte, gerne mehr Namen - aber damit sind wir schon bei dem großen Aber.
Man könnte jetzt locker sagen, gut, wir stellen das Geld zur Verfügung, damit mehr Künstlerinnen und Künstler gerade in diesen schweren Zeiten auftreten können. Dann bekommst du aber als Veranstalter 75.000 Kulturförderung und gibst alleine 40.000 für die Verwaltungskosten aus. 75.000 für ein kleines Festival, das - Zitat - an einem dezentralen, nichtkommerziellen Ort stattfindet. Und dann gibst du für Büro, Personal und Aufwand 40.000 EUR aus. Mehr als die Hälfte der Kulturförderung ist also Verwaltungsförderung.
Und warum ist das so? Es sieht danach aus, als würde man hier sehr viel Know-how zukaufen müssen, weil man selbst nicht über ausreichend Expertise verfügt. Leistung, die von außen kommt, das wissen wir alle, ist oftmals teurer, als wenn man selbst darauf zugreifen kann. Vielleicht wäre eine Neuaufstellung des Teams hilfreich, vor allem - und das ist der zweite Punkt, den wir kritisieren - wenn man auf weitere Einnahmequellen abseits der Kulturförderung beinahe verzichtet - wenn andere Einnahmequellen denn überhaupt gewünscht sind.
Der Wiener Gemeinderat würde freilich auch gerne wissen, wie diese Kostenaufstellung bei diesen 75.000 EUR und den 40.000 EUR Verwaltungskosten denn im Detail aussieht. Allerdings erhalten wir keine Kostenaufstellungen, denn im Vergleich zum Bildungsausschuss sind diese bei uns nicht Teil der Geschäftsstücke. Was es gibt, sind lediglich die künstlerischen Kosten und die Verwaltungskosten. Gut, jetzt könnte man sagen: Verwaltungskosten - schau dir andere Festivals an, da ist es ja ähnlich. Das haben wir gemacht. Wir beobachten Vereine und Gruppen, die ähnliche Festivals veranstalten, sehr gut. Da hat sich gezeigt, dass es auch anders geht.
So gibt es zum Beispiel das Festival „Tricky Women“, das mit 70.000 EUR gefördert wird, und die Organisatoren finanzieren sich auch durch Merch, durch Spender, durch andere Geldgeber wie die WKÖ und sind somit nicht ausschließlich von der Stadt abhängig. Diese haben damit dann ein Gesamtbudget von fast 300.000 EUR, und allein 90 Prozent fließen an Künstler. Das ist dann das, was wir unter künstlerische Kosten zu sehen bekommen.
Wir werden dieser Förderung aus genannten Gründen nicht zustimmen und erinnern die Organisatoren vom „Hyperreality“- Festival an einen wichtigen Satz - diesen schreiben sie selbst auf ihrer Homepage -, dass es in Wien Willen zur Reform ungerechter Verteilungssysteme gibt. Bitte, diesen Maßstab auch an sich selbst anlegen. Vielen Dank und alles Gute.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Berger-Krotsch. Ich erteile es ihr.
GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrter Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Saal und via Livestream!
Ich freue mich sehr und ich hoffe, werte ÖVP, Sie freuen sich doch auch mit mir, dass wir auf unserer Tagesordnung heute wieder viele besonders bunte und vielfältige Poststücke zur Beschlussfassung vorliegen haben. Wir haben einige queere Vereine und Maßnahmen dann später in unserer Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Integration und Transparenz zur Beschlussfassung. Wir haben aber eben auch hier in der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft, nämlich neben QWIEN auch den Verein Sisters - Verein für queere feministische Kunst und Kultur heute mit wichtigen Aktivitäten in Sachen LGBTIQ-Personen und deren Anliegen auf der Tagesordnung. Es geht hier um die Sichtbarmachung.
„Sisters“ kennen interessierte Kolleginnen und Kollegen hier im Saal zumindest spätestens seit dem letzten Jahr, als wir gemeinsam während der Pride die Fensterlparade begangen haben. Wir haben unser Regenbogenherz nach außen gestülpt, haben es in Form von Regenbogenfahnen je nach Verfügbarkeit auf unsere Fenster oder Balkone gehängt.
Heute geht es im vorliegenden Akt bei „Sisters“ um die Förderung für „Hyperreality“. Kollege Eppinger hat es schon zu skizzieren versucht. „Hyperreality“ wurde früher vom Verein Hyperreality - Verein zur Förderung des gelebten, gesellschaftlichen Diskurses in Kunst und Kultur veranstaltet und nun eben über „Sisters“. Er bietet elektronische und experimentelle Musik und ist ein wichtiger Teil in einer international verflochtenen elektronischen und experimentellen Musikszene.
Was mich sehr freut, ist, dass das Festival schon sehr positive internationale Wellen geschlagen hat, also viel Niederschlag auch in internationalen Medien gefunden hat, und dass es auch hier in Wien ein wichtiger inklusiver Begegnungsraum ist. Es ist deshalb sehr wichtig, es auch weiter zu unterstützen. Es umfasst - es wurde auch schon debattiert, oder man sieht es auch auf der Website - viele diverse Communities, die ja genau diese Szene von Anfang pionierten und auch weiterhin maßgeblich prägen. Besonderer Wert wird dabei immer auch auf Diversität gelegt, und die konzeptionellen Ansätze werden dabei auf alle Aspekte gelegt, das heißt, nicht nur, was die Künstlerinnen betrifft, sondern wirklich auch durch und durch durch das ganze Festival. Wir wissen, es fängt bei der Konzeptionierung an, bei den Produktionsmitarbeitenden, bei den TürsteherInnen, also bei allem, wirklich durch das Festival hindurch, wird auf Diversität und Quote geachtet.
Ich sehe, dass die ÖVP vielleicht generell etwas gegen Quoten hat, kann es aber einfach auch nicht nachvollziehen, noch dazu, wenn „Hyperreality“ eines der wenigen Festivals ist, die wirklich auf Quote setzen, und es ja auch unvergleichlich ist, wenn wir uns die Festivals und die Produktionen näher anschauen. „Hyperreality“ repräsentiert damit das junge Wien, das am Puls der Zeit steht, und bringt internationale Aufmerksamkeit.
Es wurden auch schon die Orte angesprochen. Ich finde, es ist total wichtig, dass man an Orte geht, wo es
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