Gemeinderat, 17. Sitzung vom 20.12.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 137
Kritikpunkte, die unsererseits getätigt wurden, unterstrichen beziehungsweise schwarz auf weiß auch tatsächlich bestätigt wurden.
Was wir jetzt zwei, drei Jahre später durchaus anerkennen, ist, dass bei den Vereinigten Bühnen Wien, die ja das Theater an der Wien, das Ronacher und das Raimund Theater führen, durchaus an vielen Rädern, an vielen Schrauben gedreht wurde. Ja, wir erkennen durchaus Verbesserungen an, auch wenn wir selbstverständlich der Meinung sind, dass es durchaus noch das eine oder andere an Verbesserungspotenzial gäbe.
Nichtsdestotrotz haben wir uns bereits auch im Ausschuss dazu entschlossen, diesem Antrag zuzustimmen. Verbesserungspotenzial gibt es mit Sicherheit auch in anderen Häusern mit Fördersummen in beträchtlicher Höhe, aber hier orten wir durchaus einen Verbesserungswillen.
Was wir bei den Vereinigten Bühnen Wien durchaus auch anerkennen, ist, dass rund 60 Prozent der Opern- beziehungsweise Musicalbesucher aus Wien beziehungsweise aus dem Speckgürtel von Wien kommen, dass rund 40 Prozent der Besucher Touristen sind und diese wirklich durchaus unter anderem auch nach Wien kommen, um sich das eine oder andere Stück anzuschauen. So wie der eine oder andere hoffentlich vielleicht wieder einmal nach Hamburg fliegt, sofern es möglich ist, und sich dort den „König der Löwen“, oder was auch immer dort gerade aktuell ist, ansieht, so gibt es durchaus wirklich Touristen, die unter anderem wegen diesem Kulturprogramm nach Wien kommen.
Was wir auch positiv sehen, ist, dass es zwar durchaus eine beträchtliche Fördersumme gibt, dass aber auch im Unterschied zu anderen Häusern in dieser Stadt eine entsprechende Auslastung gegeben ist. Das heißt, es gibt ein Programm, bei dem es einen entsprechenden Publikumsandrang gibt, und das ist einmal ein Faktor, der uns in unserer Beurteilung schon dahin gehend sehr weiterhilft, entsprechenden Förderungen zuzustimmen.
Wir haben die konkrete Erhöhung im Vergleich zum Vorjahr von 40 auf 50 Millionen EUR. Wir haben das im Ausschuss durchaus kritisch hinterfragt, und ich sage an dieser Stelle auch: Die Zustimmung ist mit Sicherheit kein Verdienst derer, die die Akten zur Beschlussfassung auflegen, denn diese sind leider Gottes wie immer nur lückenhaft, selektiv und schlichtweg ein Stückwerk.
Wir bekommen es mit zunehmender Anzahl auch immer mehr mit Förderantragstellern zu tun, die es selbst eigentlich als Frechheit ansehen, dass sie alle ihre Unterlagen aufbereiten, an die fördergebende Stelle Projektkalkulationen, Kostenkalkulationen, ihr Programm, aber auch die vergangenen Berichte aufbereiten und dem politischen Entscheidungsträger das eigentlich dann schlussendlich nicht vorgelegt wird. Es ist eine sehr traurige Tatsache, dass man eigentlich beim Bestreben nach Transparenz und nach Nachvollziehbarkeit bei diversen Anträgen tatsächlich eine Schnitzeljagd durch Wien nach Informationen veranstalten muss. Das ist auch in diesem Ressort verglichen mit den anderen als negatives Beispiel relativ einzigartig, und das liegt wohl unserer Ansicht nach auch eindeutig an den handelnden Personen.
Nichtsdestotrotz werden wir auf Grund der vorliegenden Faktenlage diesem Antrag unsere Zustimmung erteilen.
Ein Beschlussantrag ist allerdings eingelangt, den wir nicht ganz unkommentiert stehen lassen können, und zwar gibt es einen Beschlussantrag der ÖVP, neue Volkspartei, wie es hier steht, der eine Förderanpassung für die Vereinigten Bühnen Wien vorsieht und dass die Vereinigten Bühnen Wien ein Konzept ausarbeiten sollen, welches zu einer deutlichen Reduktion der Förderung für die Stadt Wien ab dem Jahr 2023 führt.
Jetzt wissen wir, wir haben Ende 2021, es bleibt eigentlich de facto nur das nächste Jahr übrig, um Kosten planmäßig zu reduzieren. Wie ich bereits eingangs erwähnt habe, waren wir in der Vergangenheit mit Sicherheit nicht die Pflichtverteidiger der Vereinigten Bühnen Wien. Es stimmt einen schon recht nachdenklich - ich gebe auch zu, ich habe mir den Antrag zwei Mal durchlesen müssen -, dass gerade eine Partei, die in der Bundesregierung sitzt, am Samstag oder am Freitag verkündet, dass am Montag Lockdown ist, jetzt von einer Kulturinstitution oder einer Gesellschaft verlangt, dass sie mittel- bis langfristig Planungen vorlegen möge, konkret ab dem Jahr 2023. Wenn die Bundesregierung bis Freitag nicht weiß, was ab Montag gelten soll, wenn Schuldirektoren mit gespitztem Bleistift vor dem Fernseher bei der Pressekonferenz sitzen, wenn Theaterdirektoren ihre Informationen am Freitagvormittag aus den Medien entnehmen, wenn Hoteldirektoren am Freitagvormittag erfahren, was ab Montag gilt, verlangen Sie von anderen, dass sie mittel- bis langfristig planen können.
Meine Damen und Herren, ich weiß nicht, ob Sie sich bei diesem Antrag etwas gedacht haben oder was Sie sich dabei gedacht haben. Ich halte es eigentlich für eine ziemliche Unverfrorenheit. Das muss ich Ihnen an dieser Stelle schon sagen.
Der Antrag wird von jener Partei gestellt, die Gastronomen, Hoteliers, Theatergesellschaften, und so weiter, und so fort der Reihe nach durch ihre Spontanität in den Ruin treibt. (Zwischenruf.) Ich habe es bereits erwähnt, Sie verkünden am Freitag, ob am Montag Spielbetrieb herrscht. Das führt dazu, dass insbesondere das Theater in der Josefstadt ... Ich will dort auch gar nicht jeden verteidigen, dort gibt es durchaus den einen oder anderen Direktor, der vielleicht auch mit verbaler Zurückhaltung ein bisschen besser bedient wäre, aber Sie verlangen von denen die Erstellung von neuen Konzepten, womit sie dann binnen eines Jahres einsparen sollen.
Ich darf vielleicht nur ein bisschen einen Einblick gewähren: Wenn Sie am Freitag einen Lockdown verkünden, der ab Montag gelten soll, dann sind sie damit beschäftigt - konkret einmal nur die Vereinigten Bühnen Wien mit Raimund Theater, Ronacher und Theater an der Wien -, alle Karteninhaber darüber zu informieren, telefonisch, schriftlich, per Post oder per E-Mail, dass die Vorführung nicht stattfindet, ob sie jetzt einen Ersatzter
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