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Gemeinderat, 23. Sitzung vom 24.05.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 29 von 111

 

lich groß denken und ich bin froh und stolz darauf, dass wir damit auch gleich mehrere Zielsetzungen in Angriff nehmen. Erstens leisten wir mit dieser Initiative einen wichtigen Schritt zur Fachkräftesicherung in Wien. Sie wissen, dass uns das als Fortschrittskoalition ein sehr zentrales Anliegen im Bereich Arbeit ist, und dass wir ja auch im WAFF intensiv an der Umsetzung des Fachkräftezentrums arbeiten.

 

Zweitens schaffen wir mit dieser Initiative eine wichtige Voraussetzung, um die Herausforderungen im Bereich Klima und Digitalisierung in Wien stemmen zu können. Um diese Ziele zu bewältigen, werden sich die bestehenden Berufsbilder und die entsprechenden Qualifikationsanforderungen in den nächsten Jahren drastisch ändern, und diese Entwicklungen stellen natürlich auch die Wiener Unternehmen vor große Herausforderungen in Bezug auf die qualifizierten Arbeitskräfte. Die steigende Nachfrage nach gutausgebildeten ArbeitnehmerInnen kann aber auch für viele Menschen eine enorme Chance bieten, um sich beruflich weiterzuentwickeln oder sich beruflich überhaupt komplett zu verändern.

 

Drittens wollen wir mit dieser Initiative vor allem auch Frauen profitieren lassen, damit die ihre Arbeits- und Einkommensbedingungen und beruflichen Entwicklungschancen verbessern können. Wir verbinden mit diesem Paket also eine wirtschafts- und arbeitspolitische Initiative mit den Herausforderungen, die wir beim Thema Dekarbonisierung und Digitalisierung haben, mit einer klaren gleichstellungspolitischen Zielsetzung.

 

Die aktuellen Zahlen in Österreich bezüglich Frauen in den sogenannten MINT-Berufen sprechen eine deutliche Sprache, sie ergeben ein deutliches Bild, nämlich sowohl bei den Beschäftigungsverhältnissen als auch bei den Studierendenzahlen. Im IT-Sektor sind beispielsweise die Frauen stark unterrepräsentiert, nur 18 Prozent der Arbeitskräfte sind dort weiblich, auch bei den MINT-Studienplätzen ist der Frauenanteil weiter sehr gering, zuletzt lag er bei unter einem Viertel.

 

Zusätzlich ist es auch so, dass Frauen in MINT-Fächern das Studium häufiger abbrechen, besonders stark zeigt sich das bei berufsbegleitenden Studiengängen, in denen 46 Prozent der Frauen frühzeitig ihr Studium abbrechen. Die erste Grundlage dieser Ausbildungsinitiative wird daher eine Kampagne sein, die in enger Kooperation mit den Wiener Unternehmen und den Wiener Fachhochschulen umgesetzt wird, um mehr Frauen zu einem Studium in den Bereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Technik zu motivieren.

 

Die Ausbildungsinitiative selbst wird folgendermaßen gestaltet sein: Wir finanzieren über den WAFF 300 zusätzliche Studienplätze, die ausschließlich für berufstätige Wiener Frauen vorbehalten sind. Das wird in enger Kooperation mit Wiener Unternehmen geschehen, um eine möglichst frühe berufliche Anbindung zu ermöglichen. Die InteressentInnen werden im Vorfeld der Aufnahme zum Studium unterstützt, beispielsweise bei der Klärung der Fragen, wie man ein berufsbegleitendes Studium bestmöglich organisieren kann und wie man während des Studiums weiterhin begleitet werden kann.

 

Zudem unterstützen wird subsidiär zu den Stipendienmöglichkeiten auf Bundesebene, wir werden in Wien auch unterstützende Stipendien schaffen, um für studierende Frauen Einkommensverluste, beispielsweise weil sie die Arbeit auf Grund des Studiums reduzieren, abzufedern. Ich bin also wirklich überzeugt, dass uns mit dieser Initiative ein großer Wurf für die Wiener Unternehmen gelungen ist, um genug gutausgebildete Fachkräfte, um für die zukünftigen Herausforderungen in Wien beim Thema Klima und Digitalisierung zur Verfügung zu haben, und natürlich für die Frauen, die sich für ein Studium in diesen Bereichen entscheiden und damit ihre beruflichen Chancen maßgeblich erhöht werden.

 

Ich wünsche allen Frauen jetzt schon viel Erfolg und Freude bei dieser neuen Herausforderung. Ich hoffe auf breite Zustimmung. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Huemer. Ich erteile es ihr.

 

11.32.10

GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte ZuseherInnen via Livestream!

 

Investitionen in Zukunftsjobs wie Bildung, Pflege, Gesundheit, Klima und Umweltschutz, Investitionen in Green Jobs, wie wir Grüne das nennen, sind seit vielen Jahren ganz zentrale Forderungen von uns. Seit ich Gemeinderätin bin, fordere ich ein, dass die Stadt Wien gegen den Gender Pay Gap aktiv vorgeht - ich bin ja sehr froh, dass sie da auch sehr aktiv ist - und auch den digitalen Gender Gap im Auge hat. Also wir haben das hier schon öfter diskutiert, und ich weiß, es gibt im Bereich der Gesundheit und Digitalisierung eine Initiative. Also es tut sich etwas und insofern freut es mich, dass der vorliegende Beschlussakt eine Sonderdotation für den Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds in der Höhe von 12,63 Millionen EUR vorsieht und genau diese Ziele, die wir Grüne propagieren - gutes Einkommen, gute Jobs für Frauen, hochwertige Ausbildungsplätze - umsetzen will. (Beifall bei den GRÜNEN sowie von GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch und GRin Martina Ludwig-Faymann.)

 

Das Gleichstellungsargument und auch der Fachkräftemangel, beides wird in der Begründung für den Akt angeführt, sind aber nur zwei Ziele. Ich möchte dem noch ein ganz wesentliches, drittes Ziel hinzufügen, nämlich das Ziel, dass die Lebenserfahrungen der Frauen, aber nicht nur der Frauen, überhaupt die Diversität der Lebenserfahrungen ganz explizit in die Entwicklung der Technologien, in die Entwicklung der Algorithmen einfließen muss, also Frauen nicht nur als Anwenderinnen, als Userinnen oder als Umsetzerinnen, sondern Frauen mit ihren Erfahrungen ganz stark als Entwicklerinnen dieser Technologie verstanden werden. Das halte ich für ganz, ganz wesentlich, insofern bedauere ich, ehrlich gesagt, dass es heute eigentlich nur um Fachhochschulausbildung geht, weil auch die Universitäten da einen ganz wesentlichen Beitrag leisten, insbesondere, weil dort ja die Grundlagenforschung gemacht wird, viel stärker eigentlich noch als auf den Fachhochschulen.

 

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