«  1  »

 

Gemeinderat, 30. Sitzung vom 24.11.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 63 von 109

 

passgenaue Therapien und Behandlungen für Patientinnen und Patienten geben wird.

 

Nun noch ein paar Daten dazu: Dieser Bauvertrag wird zwischen der Stadt Wien, AKH Universitätsklinikum, und dem Bund abgeschlossen. 75 Millionen EUR für die Errichtung kommen vom Bund, und es ist, auch wenn sich die Gebäude in Wien befinden werden, nicht unwesentlich, dass man das auch weiß. Ich hoffe sehr, dass die vereinbarten Kontroll- und Steuerungsinstrumente gut greifen werden, damit der Bau wirklich rasch und im entsprechenden Zeitrahmen und auch im Rahmen des Budgets erfolgt. Diesbezüglich darf man ja immer ein bisschen skeptisch sein, ich hoffe aber, dass man aus den gemachten Fehlern gelernt hat und hier wirklich gute Steuerungsinstrumente installiert hat.

 

Ein paar Worte noch von meiner Seite zu dieser Precision Medicine oder Präzisionsmedizin, die auch als personalisierte Medizin beziehungsweise individualisierte Medizin bezeichnet wird: Ich halte diese Entwicklungen in der Tat für einen Megatrend in der Medizin, und es gibt dazu natürlich viele Heilsversprechungen, weshalb man, wie ich glaube, vorsichtig sein muss. Der Trend geht in die Richtung, dass nicht mehr irgendeine Durchschnittsperson als Maßstab herangezogen wird, sondern dass jeder einzelne Mensch beziehungsweise jede einzelne PatientIn einzigartig ist und deswegen eine einzigartig, spezialisierte medizinische Versorgung braucht. Ich glaube, das ist eine Verheißung, die aus heutiger Sicht noch zu hoch gegriffen ist. Faktum ist aber, dass es sicherlich Möglichkeiten gibt, klar herauszufinden, welches Medikament für jemanden gut geeignet und für jemanden anderen nicht so gut ist. Auf diese Weise kann man sicherlich viele Fehlbehandlungen und viele Zeitverzögerungen einsparen.

 

Wir haben hier eine Onkologin, die dazu wirklich sehr viel weiß. Präzisionsmedizin wird heute schon ganz stark in der Krebstherapie angewendet. Biomarker sind dabei ein Stichwort oder auch die Checkpoint-Inhibitoren. All das gibt es schon, aber das steht wirklich erst am Anfang, und es gibt noch einen großen Forschungsbedarf.

 

Wichtig ist mir in dieser Sache auch noch zu erwähnen, dass man bei all den Vorteilen und Chancen, die man diskutieren kann, auch auf die möglichen Gefahren hinweist. Ich meine, das ist wichtig zu dem Zeitpunkt, da dieses Center noch nicht errichtet ist und die Forschung noch am Anfang steht. Man weiß ja, dass da auch ganz viele private Interessen mitspielen, Stichwort Pharmafirmen und Forschungseinrichtungen. Ich meine also, dass man spätestens zu diesem Zeitpunkt anfangen muss, hier öffentlich zu diskutieren, was Präzisionsmedizin genau ist und was wir damit erreichen wollen. Es gibt hier viele ethische und gesellschaftspolitische Fragen zu diskutieren, und ich halte es für falsch, wenn die Debatten nur unter den „high specialists“ oder gar nicht geführt werden und einfach nur gehandelt wird, ohne die Öffentlichkeit aufzuklären, was das genau ist, wo die Gefahren und Chancen liegen, und die Frage zu stellen: Wollen wir das überhaupt so?

 

Wir haben in Wien vor einigen Jahren den digitalen Humanismus in die Wege geleitet. Warum erwähne ich das? - Dieser digitale Humanismus hat die Vorgeschichte, dass man festgestellt hat, dass in der IKT-Forschung ganz viel gemacht wird, wobei das Geld die Richtung bestimmt, wohin es geht, und die gesellschaftspolitischen Fragen außen vor gelassen wurden. Sogar die Forscherinnen und Forscher selbst fühlen sich schon allein gelassen und sagen: Wir brauchen Richtlinien. Wir müssen das diskutieren!

 

Und genau so sehe ich das jetzt bei der Präzisionsmedizin. Es braucht hier parallel zur dieser Forschung und zusätzlich zu den ExpertInnen in diesen Feldern, nämlich den GenetikerInnen, den BiogenetikerInnen, aber auch den InformatikerInnen, auch die anderen Disziplinen. Wir brauchen EthikerInnen, PhilosophInnen, Geistes- und SozialwissenschaftlerInnen, denn es geht ja letztlich um die Bevölkerung und die Menschen, für die all diese Therapien entwickelt werden. Das ist ein Wunsch an die Stadt. Vielleicht kann man in diese Richtung zum Beispiel gemeinsam mit dem WWTF etwas anstoßen, dass diese Debatte an die Öffentlichkeit kommt und auch die ethischen Fragen erörtert werden.

 

Ich schaue gerade in meine Unterlagen. - Einen Punkt möchte ich noch erwähnen: Ich glaube, dass Präzisionsmedizin grundsätzlich nicht billig ist. Wir haben vorher gerade die Kosten beim Wiener Gesundheitsverbund diskutiert, und ich glaube, dass man da auch diese Form der Forschung und der Behandlungsmöglichkeiten mit einbeziehen muss.

 

Ich möchte mit den Worten schließen: Die beste Behandlung ist natürlich die, die wir gar nicht brauchen, weil wir gesund bleiben. Vergessen wir also bei all der Begeisterung für neue Möglichkeiten nicht, dass es etwas gibt, um uns gesund zu halten, nämlich Prävention, Prävention, Prävention. Wir wissen, dass 1 EUR in Prävention Gesundheits- beziehungsweise Krankheitskosten in Höhe von 10 EUR erspart. Denken wir also auch in diese Richtung: Nicht nur die Forschung ist wichtig, sondern auch ganz banale Dinge wie zum Beispiel Stiegensteigen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.).

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist GRin Dr. Greco. Ich erteile es ihr.

 

15.44.50

GRin Dr. Katarzyna Greco, MBA (ÖVP)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Her Stadtrat! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

 

Es wurde jetzt von meinen beiden Vorrednern schon sehr viel betreffend das neue Zentrum für Präzisionsmedizin in Wien hervorgehoben. Und auch ich reihe mich gleich an, um zu sagen: Großartig! Das brauchen wir für die Gesundheit und für die Gesundheitsmetropole hier in Wien, denn spitzenmedizinische Versorgung und neue Therapien gewähren Gesundwerden und Gesundbleiben auch in der Zukunft, und außerdem stärkt das zusätzlich den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Wien.

 

Ich möchte auch das aufgreifen, was Kollegin Huemer hervorgehoben hat, dass nämlich vor allem Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Expertinnen und Experten in diesem Bereich gefordert sein wird, ich möchte jetzt allerdings einen weiteren Bereich mit in die Runde ziehen, und zwar die Wirtschaft. Wir wissen, dass es ganz wesentlich ist, dass es in diesem Bereich Zusammenarbeit auch mit

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular