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Gemeinderat, 31. Sitzung vom 25.11.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 25 von 31

 

Ja, es sind auch die Länder, die die Arbeitsbedingungen festlegen. Warum ist das nicht auf Ihrer Agenda, die Rahmenbedingungen hier zu verbessern? Ich verstehe das wirklich nicht. Und ja, der Fachkraft-Kind-Schlüssel wäre wichtig, wir reden im Antrag hier von einer Verbesserung, wir reden nicht von einer heutigen Lösung für morgen, sondern wir reden über eine Verbesserung. Da würde ich schon bitten, den Antrag genau zu lesen. Statt qualitätsvoller Bildungsarbeit ist Beaufsichtigung und Troubleshooting an der Tagesordnung, und statt jene in den Beruf zu holen, die dafür ausgebildet sind, gerne auch durch Anreize, ist alles, was Sie singen können, das Lied vom Bund, der Bund muss mehr ausbilden. Das ist nicht logisch und das wird auch keinesfalls reichen. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Es interessiert eigentlich in der Praxis auch niemanden mehr. Abgesehen davon, dass der Bund auch hier seiner Aufgabe nachgekommen ist: Mit der Ausbildungsoffensive, das hat längst begonnen, fünf zusätzliche Kollegstandorte, es gibt ein Fachkräftestipendium, das Ausbildungskosten und Lebensunterhalt finanziert, weil es in Wien sehr gut angenommen wird. Ich frage mich, was die in der Zwischenzeit machen, was die Aufgabe eines Bildungsstadtrates ist, den ich überhaupt nicht wahrnehme in dieser Koalition, wenn es nicht ist, die Rahmenbedingungen so zu verbessern, dass qualifizierte Personen gerne im Job bleiben und diesen überhaupt antreten. Und da brauchen wir dann auch keine Nachsichten mehr.

 

Ja, das beginnt bei der Arbeitsentlastung für die PädagogInnen, die seit Langem auf die Straße gehen. Es geht aber auch weiter, Sie könnten ja auch einmal überlegen, ob es nicht angebracht wäre, in allen elementaren Bildungseinrichtungen ein besseres Gehalt auszuzahlen. (Beifall bei den GRÜNEN sowie von GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc. - GR Ing. Christian Meidlinger: Höheren Einstiegsgehalt als Volksschullehrer, Sie wissen nicht, was die Leute verdienen!) Ja, jetzt werden Sie wieder sagen, dass das in Wien im städtischen Bereich eh nicht so schlecht ist und ein bisschen höher als im privat geführten, okay, aber es ist immer noch erstaunlich, dass diejenigen, die sich um die frühe Bildung von Kindern kümmern, im Vergleich zu anderen pädagogischen Berufen so schlecht bezahlt werden. Das ist überhaupt nicht einzusehen. Sie können ja auch den Job finanziell attraktiver machen, es werden mehr Personen einsteigen, es werden vielleicht auch manche Männer einsteigen, denn es ist ja außerdem immer so, das ist eine Binsenweisheit, in sozialen Berufen, die weniger gut bezahlt werden, findet man ja auch kaum Männer. Vielleicht wäre das auch einmal … (GR Ing. Christian Meidlinger: Sie haben ja keine Ahnung!) Ja, ich weiß, dass Sie das ärgert, aber das ist ein Fakt. Warum gibt es keinen Stufenplan? Den könnten wir heute entwickeln, der muss auch nicht morgen umgesetzt werden, niemand erwartet sich das von Ihnen, so unrealistisch sind wir nicht. Ich weiß nicht, wovor Sie sich fürchten. Warum gibt es keine Qualitätsstandards im Kindergarten? Sie hätten uns hier an Ihrer Seite, wenn es Ihnen wirklich um eine Bildungsrevolution auch für die Kleinsten ginge, aber die Hoffnung bei uns schwindet. Falls Sie als SPÖ wieder einmal im Bund in die Regierungsverantwortung kommen, werden Sie vielleicht feststellen, dass der Bund doch nicht immer an allem schuld ist, vielleicht werden die Reden dann auch hier wieder andere werden. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Und weil wir trotzdem der Meinung sind, dass Wien mehr machen könnte, als den Bund verantwortlich zu machen, stellen wir folgenden Antrag: Der Wiener Gemeinderat ersucht den Amtsführenden Stadtrat für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz, die untenstehenden Maßnahmen zur raschen Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Bereich der Elementarbildung in die Wege zu leiten, damit mehr ausgebildete PädagogInnen den Beruf ergreifen und im Beruf bleiben. Das umfasst eine Verbesserung - ich betone: Verbesserung - des Personalschlüssels und des Fachkraft-Kind-Schlüssels. - Vielleicht fangen Sie in ein paar Gruppen einmal damit an, damit andere auch wieder einsteigen oder den Job attraktiver finden, kleinere Gruppen, mehr Vorbereitungszeit für die PädagogInnen, höhere Gehälter in allen elementarpädagogischen Einrichtungen und eine wirksame Ausbildungsoffensive. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster ist Herr GR Mag. Taucher zu Wort gemeldet, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat.

 

11.40.41

GR Mag. Josef Taucher (SPÖ)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Wiener und Wienerinnen vor den Bildschirmgeräten, ich hoffe, dass Sie noch zahlreich zusehen und zuhören!

 

Ich bedanke mich dafür, dass immer wieder hervorgehoben wird, was wir eh schon tun in der Stadt Wien, welche Schlüssel wir in den unterschiedlichen Bereichen schon umsetzen. Ich bedanke mich auch - denn dieses Thema ist so ernst, dass man es nicht herunterblödelt - für die konstruktiven Redebeiträge. Ich finde, der erste Ansatz muss sein, dass wir festhalten, ja, es gibt einen Personalmangel, ja, es gibt einen demographischen Wandel, ja, und der ist nicht nur in Wien, sondern in Österreich, in ganz Europa, weil die Babyboomer in Pension gehen. Das ist ein strukturelles Problem, und das haben die GRÜNEN richtig analysiert, dass es mit dem Mangel an Arbeitskräften dieses strukturelle Problem gibt. Die Frage ist immer nach einer Analyse, was ist sozusagen die Therapie, das Treatment, was tut man damit, geht man her und sagt, für den Personalmangel oder die Knappheit und auch die Probleme in Wien ist sozusagen eine Partei schuld, oder ist es ein strukturelles Problem, wie gehen wir es an.

 

Ich glaube, wir haben gemeinsam über alle Parteigrenzen hinweg, und das unterstelle ich diesem Haus wirklich in positivstem Sinne, Interesse, dass unsere frühkindliche Pädagogik, also die Elementarpädagogik funktioniert. Ich weiß, dass wir gemeinsam mit den NEOS hier intensivste Anstrengungen unternehmen, das Qualitätsniveau zu heben, auch das Personalproblem zu lösen. Ja, wir sehen heute, der Arbeitsmarkt hat sich verändert. Es gibt wesentlich mehr Fluktuation. Die Menschen, die Jungen, ich sehe es im Klub, ich sehe es bei meinen befreundeten Unternehmen, es gibt wesentlich mehr Fluktuation. Die Leute bleiben drei, vier Jahre „on the job“, dann wollen sie wieder etwas anderes machen, sich weiterentwickeln,

 

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