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Gemeinderat, 32. Sitzung vom 21.12.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 55 von 115

 

der Umwegrentabilität. Das heißt, das wirft wieder die Frage auf, wie stark helfen sie dennoch dem Tourismus.

 

Das führt mich zum dritten Punkt. Was ist der dritte Kritikpunkt? Offenbar besteht bei den VBW ein strukturelles Problem. Es gibt keine Antwort auf die aktuellen Kostenexplosionen. Wir sehen steigende Kosten durch Energie und erhöhte Lohnkosten, aber auch hohe Produktionskosten und Tantiemen, all das kann derzeit immer nur mit immer höheren öffentlichen Förderungen abgedeckt werden. Die Frage bleibt, gibt es eine Möglichkeit, das zu ändern. Wo könnte man ansetzen, damit die Mainstreamproduktionen ausreichend Geld einspielen, damit sie nicht darauf angewiesen sind, ständig neue Gelder aus der Stadt Wien zu bekommen? Hier müssten Sie, Frau Stadträtin, ansetzen, gemeinsam mit Herrn Hanke und dem neuen Leitungsteam, Stefan Herheim und Franz Patay, gilt es, gemeinsam das Konstrukt auf Leerläufe zu analysieren und Effizienzsteigerungen und Strategien zu entwickeln, wie diese Kostenexplosion für die nächsten Jahre eingefangen werden kann. Die sogenannte Corona-Krise sehe ich hier als Chance, es ist eine Veränderung, es kann ein Neuanfang sein, und den sollten wir auch schätzen. Man könnte die Analyse des Rechnungshofes für das Theater an der Wien ernst nehmen und sich überlegen, wo es möglich wäre, doch für mehr Spieltage zu sorgen, zum Beispiel mit einem gemischteren Programm, zum Beispiel durch mehr Konzerte, mehr internationale Kooperationen, mehr inhaltlich moderne Musiktheater. Man könnte als Stadt Wien mit den VBW Ziele vereinbaren, die langfristig auf Nachhaltigkeit der VBW ausgerichtet sind. Vielleicht finden diese Gespräche ja im Hintergrund statt, ich hoffe es sehr. Ich bin als Opposition nicht informiert, dass es solche Gespräche gibt, deshalb unterstützen wir diesbezüglich auch den Antrag der ÖVP zu einer verbesserten Strategie in Richtung VBW.

 

Und viertens und letztlich, natürlich braucht es in der Krise Stütze durch die öffentliche Hand. Wer soll es denn sonst machen, wenn nicht die öffentliche Hand, wer soll sonst sich darum kümmern, dass der Kulturstandort Wien lebendig bleibt? Warum aber, Frau Stadträtin, geht diese Unterstützung vor allen Dingen und fast nur in die großen Tanker? Warum sind nur die Personalkosten der großen Tanker das, wo wir die Kosten übernehmen, während für kleine Betriebe und Vereine, für die freie Szene keine Valorisierungen geplant sind? Warum werden entspannt 2022 1,5 Millionen und auch 2023 noch 3 Millionen für das Festjahr Johann Strauß ausgegeben, aber leider müssen alle Kulturarbeitenden außerhalb der großen Institutionen leer ausgehen? Warum fließen 4 Millionen in ein Pratermuseum, aber kaum frisches Geld in die Vereine, die hier bestehen? Ein paar wenige Ausnahmen gibt es, ich weiß, zum Beispiel die Sammlung Rotes Wien, deren Förderungen um 15.000 EUR erhöht wurden. Da ist jetzt die Frage, liegt das daran, dass die vielleicht ein bissel SPÖ-nahe sind? - Wir wissen es nicht. - Als GRÜNE orten wir jedenfalls ein massives Ungleichgewicht. Tourismusförderung kann man verstehen, aber warum auf Kosten der hier lebenden und hier arbeitenden Künstlerinnen und Künstler? Die Krise ist längst nicht überstanden. Die unglaublichen Kostensteigerungen treffen uns alle.

 

Das ist der Grund, warum wir noch einen Antrag stellen, den ich hiermit einbringe: Wir stellen einen Antrag auf Erhöhung des Kulturbudgets um 30 Millionen EUR, damit die Auswirkungen der Inflation und der gestiegenen Energiekosten im Kulturbereich nachhaltig abgefedert werden können. Angesichts der 400 Millionen, die Sie für eine sinnlose Autobahn ausgeben, kann so eine Erhöhung in Wien nicht sehr ins Gewicht fallen. Durch das im vergangenen Jahr beschlossene Doppelbudget ohne Budgeterhöhung für die Sparte Kultur sind für die meisten AntragstellerInnen 2023 eben keine Erhöhungen vorgesehen. Zur Erinnerung, dieser Beschluss stammt aus der Zeit vor dem Ukraine-Krieg, einige Herausforderungen waren damals noch nicht abzusehen. Gleichzeitig sollen die Kulturangebote aber als Lebenselixier gelten, als Hoffnungsbringer für die Bevölkerung. Wenn wir Wien als florierende Kulturhauptstadt erhalten wollen, muss die Stadt als maßgebliche Förderin den meisten Kulturinstitutionen auch eine Basisfinanzierung zur Verfügung stellen, nur so kann das Kulturleben in Wien abgesichert werden. Und das genau wollen wir, wenn wir Wien weiterhin informelle Kulturhauptstadt Europas nennen. Ich würde das gerne machen, ich will weiter in die Vielgestaltigkeit der Kultur in dieser Stadt investieren und werde Sie gerne bei all diesen Projekten unterstützen. Ich würde mich freuen, wenn Sie dafür auch diesen Antrag unterstützen. - Herzlichen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster ist GR Eppinger zu Wort gemeldet. Sie sind am Wort.

 

14.48.10

GR Peter L. Eppinger (ÖVP)|: Werte Kollegen! Herr Weber, Grüß Gott, ja gerne, warum nicht! Hallo, Frau Stadträtin! Servus (in Richtung GRin Mag. (FH) Susanne Haase) Susanne? Ich freue mich immer, wenn ich Menschen aus Ottakring hier entdecke. Auch wenn wir im politischen Gegenüber stehen, weiß ich doch aus vielen Gesprächen der letzten Jahre - ich weiß gar nicht, wie lange wir einander schon kennen, aber wir sind uns beim Franzl Prokop oft über den Weg gelaufen - um den respektvollen Austausch, den du immer pflegst, auch bei anderer Meinung. Insofern freue ich mich, dass du das jetzt hier im Gemeinderat einbringst und wünsch dir alles Gute!

 

Ich beginne mit einem Satz, den wir hier viel zu selten hören und schon gar nicht von einem Oppositionspolitiker, weil er aber wichtig ist, beginne ich gleich damit: Die Vereinigten Bühnen leisten einen wertvollen Beitrag für Wien. Im öffentlichen Bild verlässt man sich darauf, dass man da etwas geboten bekommt. Natürlich ist das wichtig, auch die Vereinigten Bühnen von öffentlicher Hand zu unterstützen. Und hier gibt es viel Positives und auch Negatives. Ich bin der Ursula Berner auch für ihren Anfang der Rede sehr dankbar. Wenn du gesagt hast, die Beziehung wäre kompliziert, so glaube ich eher, dass, wenn man sich das Publikum der Vereinigten Bühnen anschaut - und ja, es fehlen halt Zahlen, wir sind auf Mutmaßungen und Vermutungen angewiesen -, würden wir auf Tinder schauen, glaube ich, sind viele auf der Suche nach einem neuen Match. Aber vielleicht können wir einmal ein paar neue Fotos machen und ein paar neue Lebensläufe schreiben, ich bin gerne wie du auch bereit, daran mitzuarbeiten.

 

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