Gemeinderat, 32. Sitzung vom 21.12.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 92 von 115
überhaupt die deutsche Sprache für Bildungsintegration leisten. Ich glaube, dass wir damit ein Thema haben, ist auch allseits bekannt. Sie bringen hier einen Antrag ein, der viele Punkte darlegt, die - wie soll ich sagen - quasi die Förderung der deutschen Sprache mit fünf Maßnahmen, die Sie hier anführen, in den Mittelpunkt stellen, wobei ich, glaube ich, die meisten durchaus unterstützen könnte und kann. Ich habe es, glaube ich, schon oft gesagt: Reduzierung der Gruppengröße inklusive Erhöhung des Fachkraft-Kind-Schlüssels: Ja, bitte, gerne! Es ist schwierig momentan, überhaupt keine Frage, der Fachkräftemangel ist leider ein Thema.
Aber zu den Sprachförderkräften: Sie wissen ja auch, dass wir gesagt haben - ich nenne jetzt runde Zahlen: Es waren rund 300 Sprachförderkräfte in dieser Legislaturperiode, wir werden das auf 500 aufstocken. Das ist weiterhin unser Ziel. Leider ist der Personalmangel auch in diesem Bereich ein eklatanter. Es ist uns gelungen, hier schon individuell und einzeln aufzustocken, aber wir sind noch längst nicht am Ziel. Ich glaube aber, die Sprachförderkräfte und diese individuelle Beziehungsarbeit, die über den Kindergarten passiert, sind ganz, ganz essenziell für das Erlernen der deutschen Sprache.
Wir haben in den Kindergärten 60 Prozent der Kinder, die mit nichtdeutscher Muttersprache in den Kindergarten starten, und deswegen ist das ein ganz, ganz klarer Fokus, denn das Kind, das im Kindergarten oder mit Ende des Kindergartens noch nicht genug Deutsch kann, tut sich natürlich auch in der weiteren Schullaufbahn schwer.
Das Pandemiejahr war hier natürlich auch noch ein Faktor, weil bei vielen trotzdem das zweite Kindergartenjahr gefehlt hat. Wir sehen ja in Wien, dass die meisten schon auch durchaus über das erste verpflichtende Kindergartenjahr hinaus ein zweites oder sogar drittes, viertes im Kindergarten verbringen. Durch das Pandemiejahr hat sich das ein bisschen verschärft, aber hier vielleicht noch einmal die Betonung oder die Dringlichkeit, dass ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr natürlich auch für den Deutscherwerb essenziell wäre.
Begleitende Sprachförderkräfte, die Sie hier quasi noch im Kindergarten anführen, finde ich auch ein ganz ein wichtiges Thema, dem auch jetzt über Sprachtrainer, Sprachtrainerinnen begegnet wird. KindergartenpädagogInnen, Kindergartenpersonal oder Kindergarten per se können Sprachtrainer, also Sprachberater heißen sie eigentlich, bekommen und können auch ansuchen, damit eben Pädagoginnen und Pädagogen eine Sprachberatungsausbildung bekommen. Ich glaube, das ist ein Ansatz, den man definitiv auch weiterverfolgen muss, dass der Pädagoge/die Pädagogin, die im Kindergarten ist, selbst geschult ist, Sprachförderung auch wahrzunehmen.
Zum C1-Niveau beim gesamten Kindergartenpersonal: Ja, C1 bedeutet leider nicht, dass man Deutsch auch unterrichten kann. Natürlich ist gutes Deutsch immer definitiv ein Vorteil. Manche können mit B2 Deutsch als Fremdsprache besser vermitteln. Ich glaube, das ist als Kriterium ein bisschen schwer zu sehen. Was ich damit sagen will, ist, dass das Thema Deutschförderung im Kindergarten durchaus ein sehr brisantes Thema ist, ein Thema, das wir auch seit der Regierungsbeteiligung mit vielen verschiedenen Maßnahmen sehr intensiv verfolgen, die noch einmal durch den Wiener Integrationsrat unterstrichen worden sind, dass es hier nochmal stärkere Bemühungen braucht. Es spielen momentan viele Faktoren leider nicht hinein, der Personalmangel ist wohl der größte davon.
In diesem Sinne hoffe ich aber, dass uns mit den weiteren Maßnahmen, die gesetzt werden, noch einiges gelingen wird, aber klar ist, dass Deutsch definitiv auch eine Grundlage für die gelungene Bildungslaufbahn ist, die im Kindergarten beginnt. Dementsprechend bin ich trotzdem, so wie immer, natürlich zuversichtlich, dass uns hier noch weiter viel gelingen wird. Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)
Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner ist GR Zierfuß zu Wort gemeldet. Sie sind am Wort.
GR Harald Zierfuß (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ja, es ist uns wichtig, dass in den Grätzeln im Bildungsbereich gut zusammengearbeitet wird. Jetzt wissen Sie aber auch aus der Vergangenheit, dass wir dem konkreten Projekt in der Umsetzung und auch dem, was wir alles an Infos zu den einzelnen Projekten bekommen, sehr kritisch gegenüberstehen. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Das ist fünf Jahre her!) Deswegen werden wir heute auch diesmal nicht zustimmen, obwohl es uns wichtig ist, dass in den Grätzeln zusammengearbeitet wird. Gegenüber dem Projekt selber sind wir aber wie gesagt sehr kritisch.
Ich finde es gut, wenn Frau Kollegin Emmerling vorhin sagt, es ist allseits bekannt, dass es ein großes Thema in den Wiener Kindergärten ist. Jetzt muss man an der Stelle sagen: In den letzten Jahrzehnten hat man das in Wien leider nicht gemerkt. Ich bin froh, wenn es jetzt vielleicht schon ein bisschen mehr Bewusstsein gibt. Man muss aber auch sagen: Allzu viel merkt man in der konkreten Umsetzung dann halt leider doch nicht.
Ja, da mag es verschiedene Gründe geben, und ja, einige von denen sind vielleicht auch nicht nur im Zuständigkeitsbereich der Stadt. Es mag sein, dass Personalprobleme hier Österreich-weit eine große Rolle spielen, aber allein bei dem kann man es, glaube ich, als Opposition auch nicht stehen lassen, weil für uns klar ist - und Sie haben es vorhin richtig gesagt -: Je früher ein Kind eine Sprache lernt, desto einfacher und besser lernt dieses Kind diese Sprache auch. Wenn ein Kind zum Schuleintritt noch nicht ausreichend Deutsch spricht, um dem Regelunterricht folgen zu können, ist das dramatisch, nämlich für dieses Kind, weil es in der Bildungslaufbahn in der späteren Zukunft weniger Chancen hat. Auch das haben Sie richtig gesagt, fast als hätten Sie unsere Presseaussendung gelesen. Ich finde das gut. Das finde ich ausgezeichnet. Ich finde es ja auch gut, wenn wir bei der Grundproblemstellung Konsens haben, Frau Kollegin Emmerling. (Heiterkeit beim Redner.)
Der Kindergarten nimmt hier also eine Schlüsselrolle ein, und da wir nicht nur von einem oder von 10 Kindern reden - wir reden hier von 14.000 Kindern, bei denen im Kindergarten Deutschförderbedarf festgestellt wurde -,
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