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Gemeinderat, 32. Sitzung vom 21.12.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 93 von 115

 

nimmt der Kindergarten eine Schlüsselrolle für die gesamte Gesellschaft ein. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Um nun vielleicht die Dramatik der Zahlen in Wien noch einmal hervorzuheben, weil es jetzt geheißen hat, ja, man ist sich der Zahlen bewusst: Wenn man sich aber anschaut, dass wir hier in Wien 10.000 außerordentliche Schüler haben, die also zum Schuleintritt nicht ausreichend Deutsch beherrschen, um dem Regelunterricht folgen zu können, ist das in einer Volksschulklasse so im Schnitt in einer 1. Klasse jedes 4. Kind. Wenn man die Zahl jetzt einmal mit anderen Bundesländern vergleicht, zum Beispiel mit dem Burgenland, das ja nicht weit entfernt ist, dann haben wir in Wien in der Volksschule mehr Kinder, die nicht ausreichend Deutsch können, um dem Unterricht folgen zu können, als das Burgenland überhaupt Volksschüler hat.

 

Das nur zu den Zahlen und dazu, wie dramatisch die Situation in Wien ist. Das muss man sich an der Stelle schon auf der Zunge zergehen lassen. Es ist für uns inakzeptabel, dass hier in Wien - weil es geheißen hat: 2. Kindergartenjahr - 80 Prozent dieser 10.000 Kinder in Wiener Volksschulen davor schon mindestens 2 Jahre im Kindergarten waren, im Schnitt sogar 2,6 Jahre. Da muss man sagen: Deswegen haben wir auch so deutliche Anfragen dazu gestellt - es waren ja auch sehr viele, vielen Dank für die ausführlichen Antworten -, wie die Deutschförderungen in den Kindergärten in Wien bestellt sind. Die Ergebnisse sind mehr als erschreckend.

 

Wenn man sich das so im Schnelldurchlauf anschaut - es waren ja drei Anfragen und die Anfragebeantwortungen im Wesentlichen fünf Seiten lang - und das herunterbricht, dann muss man sagen: Bei den vierjährigen Kindern wird bei zehn ein Deutschförderbedarf festgestellt, nachgewiesen im Kindergarten, und nach einem Jahr hat nur eines dieser Kinder keinen Deutschförderbedarf mehr. Schauen wir uns das Ganze bei den Fünfjährigen an - da sind ja einige von denen danach noch dabei oder es sind neue Kinder -: Von zehn Kindern haben zwei bis maximal drei keinen Deutschförderbedarf mehr. Wenn man das durchrechnet - und das wird jetzt niemanden überraschen -, rutschen schon zwei Drittel der Kinder durch. Wie gesagt: 80 Prozent der Kinder, die es in der Schule noch nicht können, waren mindestens 2 Jahre im Kindergarten. Kein Wunder also, dass hier sehr, sehr viele trotz Kindergartenbesuches in Wien nicht ausreichend Deutsch lernen.

 

Jetzt reden wir aber nicht von den 10 Kindern, die ich hier aufgezählt habe, sondern von 14.000 Kindern, von 14.000 Kindern mit Hoffnungen und mit Zukunftschancen, die hier geringer ausfallen. Was überhaupt erschreckend ist, weil von Personalmangel bei Sprachförderkräften und vom Ausbau der Sprachförderkräfte gesprochen wurde, wenngleich es gut ist, dass zumindest das Ziel da ist und viel passiert ist: Im September waren es sogar weniger als zu Beginn der Regierung. Das muss man sagen. (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Das stimmt einfach nicht!) Ja, jetzt im September 291. Im Regierungsprogramm steht: „von 300 auf 500 ausweiten“. Also, ich glaube, das sind Ihre Zahlen, Herr Stadtrat, die ich da verwende. Dementsprechend waren es weniger. Man muss aber an der Stelle ... (Neuerlicher Zwischenruf von VBgm Christoph Wiederkehr, MA.) Na ja, wenn da „von 300 auf 500 erhöhen“ steht und es im September nur 291 waren, waren es 9 weniger. Das sind Ihre Zahlen beziehungsweise Ihre Anfragebeantwortung. (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Das sind falsche Zahlen! - GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Ich glaube ihm! - Heiterkeit bei der ÖVP.) Nein, ich glaube Ihnen, Herr Stadtrat. (Beifall bei der ÖVP.) Ich glaube Ihnen an der Stelle, weil Sie das unterschrieben haben. Ich kann Ihnen gerne die Anfragebeantwortung geben. Es sind nicht meine Zahlen. Nur, um es aber so zu sagen: Da passiert uns zu wenig. Selbst wenn es 30 mehr wären, würde ich mich freuen. Im September waren es nicht mehr. Das sind Ihre Anfragebeantwortungszahlen.

 

40 Prozent der Kinder mit nachgewiesenem Sprachförderbedarf kriegen gar keine Sprachförderung. Das ist das Nächste. Da wird man sagen: In manchen Kindergartengruppen gibt es mehr Belastungen, in anderen weniger - fair -, aber für uns ist klar: Jedes Kind, das einen Sprachförderbedarf hat, soll auch Sprachförderung bekommen. Deswegen braucht es hier deutlich mehr Sprachförderung. (Beifall bei der ÖVP und von StRin Mag. Judith Pühringer.)

 

Ich sage es an der Stelle schon recht deutlich, weil immer der Vorwurf kommt, wir zeigen hier mit dem Finger auf Kinder. Das ist aber gar nicht das, was wir tun. Wir zeigen hier einen Systemfehler auf, der genau diesen Kindern Zukunftschancen raubt.

 

Deswegen haben wir hier auch einige Forderungen aufgestellt - Kollegin Emmerling ist auf einige schon eingegangen -: Fünf Punkte, die wir uns vorstellen, wie das im Kindergarten besser funktionieren kann. Wenn es geheißen hat, Sie stimmen einigem zu, freue ich mich, weil wir da auch weiter daran arbeiten. Bei einigen merke ich, dass sie zumindest schon dran sind.

 

Das Erste ist die Reduktion der Gruppengrößen. Ja, der Personalmangel ist ein Thema. Wenn wir aber - und das debattieren wir hier auch sehr regelmäßig - nur ein Viertel der Absolventen von BAfEPs in den Beruf bringen, dann müssen wir es, glaube ich, auch schaffen, den Beruf attraktiver zu gestalten und auch einen Stufenplan einzusetzen, um denen, die im Beruf sind und vielleicht abwandern, weil sie sagen, die Situation gefällt ihnen so nicht, ein Bild aufzuzeigen, dass es in der Zukunft besser wird, und den Beruf auf der anderen Seite auch perspektivisch für die Zukunft besser zu machen. Ich glaube, das wird sehr viel bringen. Dass man hier auch mit Kollegs und Ähnlichem noch einiges leisten kann, ist, glaube ich, unbestritten.

 

Zum anderen ist die Sprachförderausbildung für alle Pädagoginnen und Pädagogen der zweite Punkt in unserem Antrag. Es ist hier, glaube ich, sehr richtig, dass nicht nur Sprachförderkräfte Deutschförderung betreiben, sondern alle Pädagoginnen und Pädagogen. Deswegen muss man für all jene, die nicht schon im neuen Ausbildungsschema des Bundes drinnen sind, diese Ausbildung entsprechend einbauen.

 

Wir haben die Aufstockung der begleitenden Sprachförderkräfte. Darauf bin ich schon eingegangen. Da muss mehr Tempo hinein. Wenn wir jetzt darüber diskutieren,

 

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