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Gemeinderat, 33. Sitzung vom 25.01.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 98 von 106

 

Sehr geehrte Damen und Herren, wenn man zurückblendet: Das Volkstheater ist eines der großen und wichtigen Häuser in dieser Stadt. Es wurde seinerseits durchaus ein bissel als ein Gegenpol zum Burgtheater, also als ein Theater des Bürgertums, gegründet. Es war immer und durch viele Intendanzen hindurch ein sehr modernes, aufgeschlossenes Theater, durchaus sehr sozial- und gesellschaftskritisch orientiert und ein Theater der Schauspieler. Die großartigsten Schauspieler, die Lieblinge des Wiener Publikums, sind im Volkstheater aufgetreten und haben für viele Abonnenten, für viele volle Häuser, für gute Kritik und vor allem für viel Freude beim Wiener Theaterpublikum gesorgt.

 

Wenn man sich nun den heutigen Zustand anschaut, dann muss man sagen: Die jetzige Intendanz ist ganz einfach eine Fehlbesetzung. Dieser Anspruch und dieses Ziel, Freude und Enthusiasmus beim Publikum ... und das ist nun einmal der zweite Teil vom Theater. Da gibt es die Bühne, die Inszenierung und auf der anderen Seite das Publikum. Das eine ist ohne das andere gar nichts. Dieser Anspruch auf ein volles Haus begeisterter Theaterbesucher ist mit dem derzeitigen Leiter derzeit einfach überhaupt nicht da. (Beifall bei der FPÖ und von GR Peter L. Eppinger. - GR Mag. Thomas Reindl: Stimmt ja nicht!)

 

Der derzeitige Leiter Kay Voges ist vielleicht gut für Dortmund, aber was gut für Dortmund ist, muss nicht gut für Wien sein. Ich bin alt genug und eine langjährige und begeisterte Theatergeherin. Ich kenne dieses Theater durch viele Jahrzehnte hindurch und habe auch viele Intendanten erlebt, die durchaus unterschiedlich waren. Ich glaube, wenn man ein Haus ausrichtet, das ja eine Geschichte, eine Tradition und eine große Beliebtheit hat, soll man sich doch nach dem Guten richten. Wenn man zum Beispiel einen der ehemaligen Leiter dieses Hauses, Gustav Manke, hernimmt, unter dessen Führung es ein tolles Theater war, und auch vorhergehende und nachfolgende, dann ist das ein Maßstab. Es gibt einen Maßstab im Theater. Es geht nicht um die persönlichen Interessen von Frau Matiasek oder sonst irgendjemandem, der hierüber zu befinden hat. Wir haben das auch immer hintangestellt. Ich mache eine Zusage zu einer Förderung wirklich nicht zwingend davon abhängig, ob mir das persönlich gefallt.

 

Wenn man aber die Zahlen anschaut, die das Publikum betreffen, der Menschen, die bereit sind, sich Karten zu kaufen, und die noch bereit sind, gerne in dieses Theater zu gehen, wenn man aber durchaus die Kritik renommierter langjähriger Kulturkritiker anschaut, dann muss man zu dem Schluss kommen: Hier läuft irgendetwas schief.

 

Man muss sich auch fragen: Haben diese Fachjurys immer recht mit ihrer Entscheidung bei der Wahl einer Intendanz? Ich glaube, es ist nicht so. Dann muss man sich wahrscheinlich einerseits auch die Jurys oder überhaupt die Modalitäten einer Besetzung anschauen. Ja, natürlich gibt es eine künstlerische Freiheit für den Leiter eines Hauses, aber es gibt auch gewisse Vorgaben. Wir sind hier in Wien, und es tut wirklich weh, eines unserer besten Theater geradezu zu verlieren. Das sage nicht nur ich, sondern das sagen viele andere auch. Wir haben ja auch positive Gegenbeispiele, wenn wir uns beispielsweise das Theater an der Wien hernehmen.

 

So soll es nicht sein. Daher war natürlich auch die Nachfrage, wenn man dieses derzeit im Sinkflug befindliche Theater anschaut: Wären die zum Beispiel überhaupt in der Lage, ihren Anteil liefern zu können? Wir sprechen ja hier von Steuergeld, das eingesetzt wird. Welche Konzepte gibt es? Wie soll das funktionieren? Darauf haben wir keine Antwort bekommen. Ehrlich gesagt, tut es schon weh, wenn man in einem Ausschuss sitzt und eigentlich ganz normale Nachfragen stellt - etwa nach der Wirtschaftlichkeit oder nach Konzepten, es ist ja nicht das erste Mal - und man wird dort gemaßregelt, dass man keine Kontrollinstanz sei. Na, bis zu einem gewissen Grad schon. Es fühlt sich da ja keiner als ein Kontrolleur im negativen Sinn, aber wir haben ja eine Entscheidung über viel Steuergeld zu treffen. Dazu braucht man einfach eine Grundlage. Dazu ist einfach ein gewisses Basiswissen notwendig, das man eben auch zu haben verlangt. Das wird immer wieder verwehrt, und das ist etwas, was leider im Kulturausschuss ganz besonders deutlich wird.

 

Da möchte ich erneut und zum x-ten Mal einmahnen, dass man den Nachfragen der Oppositionspolitiker, die drinnen sitzen, doch wirklich etwas freundlicher und aufgeschlossener entgegenkommt, denn wenn man nach der Anzahl von Mitarbeitern fragt, für die eine Summe X ausgegeben werden soll, dann muss man sich das vielleicht irgendwo zusammensuchen, wenn man es findet, aber man bekommt keine Antwort. Das kann einfach nicht sein. Das ist ja überhaupt kein Geheimnis und unterliegt auch keinem Datenschutz, sondern es sollte einfach eine Selbstverständlichkeit sein, dass man diese Auskünfte auch gibt. (Beifall bei der FPÖ und von GR Peter L. Eppinger.)

 

Ich glaube, dass es für Theater oder andere Kulturinstitutionen, die von uns viel Geld bekommen, auch notwendig ist, eben auch sorgsam darauf zu schauen. Selbstverständlich will das Wiener Publikum auch ein Theater, das hier her nach Wien passt. Experimente sind gut und schön, aber ein renommiertes Theater kann nicht zum reinen Experiment eines sehr selbstverliebten Regisseurs oder Intendanten werden. Das kann einfach nicht sein, sondern es muss darauf ausgerichtet sein - und ich glaube, das muss das Ziel sein -, dass die Leute wieder wirklich gerne in unser Wiener Volkstheater gehen, damit wir auch diese Vielfalt von Burgtheater, Akademietheater, Josefstadt und Volkstheater haben.

 

Da sind ja die vielen Wiener Theaterbegeisterten. Jeder oder viele haben ihr Stammhaus, aber viele gehen gerne auch - zusätzlich natürlich zu Konzerten, vielen anderen Sachen oder auch Kellertheatern - in ihr Haus, haben dort ihre Abonnements, und so weiter.

 

Es ist nicht gesagt, dass das ganz abreißt, aber leider war dann auch die Zeit von Corona für viele der Punkt zu sagen: Na, eigentlich habe ich mich bei jeder zweiten Aufführung so geärgert, ich kündige jetzt mein Abo und gehe nicht mehr hin. Nein, wir sollten doch wieder treue Theaterbesucher heranlocken. Dazu gehört es ganz einfach, dass man anbietet, was das Wiener Publikum so liebt. Ich

 

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