«  1  »

 

Gemeinderat, 38. Sitzung vom 24.05.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 12 von 146

 

fen worden. Diese neuen Berufsgruppen, wie Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz, haben wir in der Zwischenzeit ja auch erfolgreich im Gesundheitsverbund implementiert. Die verstärken natürlich unsere Pflege- und Betreuungsteams genauso wie die Einführung des klinisch-administrativen Dienstes, den es in dieser Form überhaupt nur in Wien gibt. Es sind weit über 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alleine in diesem Bereich, die an den gesamten medizinischen Abteilungen, Stationen und Instituten die Sekretariatstätigkeit und die administrative Tätigkeit übernommen haben respektive die MitarbeiterInnen aus dem Bereich der Medizin und der Pflege entsprechend entlasten.

 

Zweifelsohne ist es notwendig, auch darauf hinzuweisen, dass wir vor wenigen Jahren ja auch hier im Haus eine intensive Diskussion über das Gehaltsschema Neu geführt haben. Dieses Gehaltsschema Neu ist geschaffen worden und hat auch die Möglichkeit beinhaltet, dass bestehende Mitarbeiter aus dem sogenannten Alt-Schema ins neue Schema wechseln können. Da hat es auch eine massive Anhebung der Einstiegsgehälter gegeben.

 

Wenn wir schon über diese Frage diskutieren, sollte man nicht vergessen, dass auch das nicht nur eine der Forderungen der Personalvertretungen und Gewerkschaften gewesen ist, sondern uns allen am Herzen gelegen ist. Deswegen haben wir ja letzten Endes im Wiener Landtag auch diesen Beschluss gefasst, das Gehaltsband und das Gehaltsschema zu erhöhen und - parallel dazu - im Alt-Schema ein neues Schema, nämlich das P-Schema, für die MitarbeiterInnen einzuführen, die im Alt-Schema verblieben sind, um auch ihnen eine Erhöhung des Grundgehaltes zu ermöglichen.

 

Also ich glaube, dass die Liste der Maßnahmen, die wir hier finden können und die der Wiener Gesundheitsverbund setzt, eine sehr lange ist. Ich glaube, es ist höchst an der Zeit, dass wir irgendwann auch einmal erkennen und anerkennen, welche großen Anstrengungen dieser größte ... nicht nur Dienstleister in der Gesundheit der Menschen ist, sondern auch der größte Ausbildner ist.

 

Es wird oft vergessen, dass der Wiener Gesundheitsverbund auch weit über die Grenzen des eigenen Bedarfes hinaus der zentrale Ausbildner in all diesen Berufen ist. Es gibt in Wien und im Osten Österreichs keinen einzigen niedergelassenen Arzt, der seine Ausbildung nicht in einem öffentlichen Spital gemacht hat. Das heißt, wir bilden ja nicht nur für den Bedarf des klinischen Betriebes im Spital aus. Wir bilden den gesamten Sektor aus: in jeder Ambulanz, in jedem Ambulatorium, in jeder niedergelassenen Ordination. Alle MitarbeiterInnen mit fachspezifischen Kenntnissen haben eine Ausbildung im Spital.

 

Nur zur Orientierung: Wenn wir uns nur die Aufwendungen für Gehälter, Entschädigungen und Ähnliches für alle Mitarbeiter anschauen, die gerade in Ausbildung sind, haben wir alleine im Wiener Gesundheitsverbund einen jährlichen Aufwand von rund 250 Millionen EUR. Da ist noch kein Cent für die Ausbildner selbst, für die Lehrer, für die Praxisanleiter, et cetera dabei, sondern das sind nur die Entschädigungen, Löhne und Gehälter für Menschen in Ausbildung - egal, ob Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte und Ähnliches. Das zeigt die Dimension dieser riesigen auch Ausbildungsmaschine Wiener Gesundheitsverbund.

 

Doch es ist interessant - und jetzt wird es eigentlich erst politisch interessant -: Wieso haben wir das Problem noch immer nicht gelöst? Erstens einmal ist ganz klar: Die Ausbildung in Pflegeberufen, von diplomiertem Pflegepersonal, dauert drei Jahre, die Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten noch wesentlich länger, das wissen Sie. Daher haben wir das Problem, dass wir die Wirkung von alldem, was wir heute an Maßnahmen setzen, morgen noch gar nicht verspüren können. Daher wird die Entscheidung, die ich 2019 getroffen haben, nämlich die Ausbildungsplätze zu verdoppeln, logischerweise erst jetzt langsam wirksam.

 

Wir wissen daher aus den Prognoserechnungen, dass wir erst 2025 eine Trendumkehr sehen werden. Da ist aber das Problem noch immer nicht gelöst, aber die Trendumkehr wird 2025 stattfinden. Wir werden - das sei an dieser Stelle auch in aller Deutlichkeit gesagt - eine fulminante Gesundheitsreform hinkriegen müssen, denn alle diese Maßnahmen, die wir setzen, verhindern im Augenblick nicht, dass wir immer mehr ambulante Patientinnen und Patienten im Spital behandeln müssen. Das ist unser Kernproblem.

 

Also, wenn ich mir anschaue: Wir haben innerhalb der letzten 5 Jahre die Arbeitsplätze, die Stellenpläne, für den Pflegebereich um fast 500 erhöht, im medizinischen ärztlichen Bereich um 500, haben also im klinischen Betrieb 1.000 Mitarbeiter mehr. Trotzdem geht sich das nicht aus. Das ist nicht einmal die Kompensierung des Wachstums der Stadt. Es ist wesentlich mehr als das Wachstum der Stadt, was wir an zusätzlichen Dienstposten zur Verfügung gestellt haben.

 

Das Kernproblem ist, dass wir alle wissen - denn wir begegnen dieser Fragestellung ja auch jeden Tag -, dass man heutzutage nicht einmal mehr in der Großstadt einen Termin bei einem Kassenarzt findet - egal, ob in der Allgemeinmedizin, in der Gynäkologie oder in der Inneren Medizin. Für viele der Dinge, die wir im Spital längst als Routine machen, findet sich im niedergelassenen Bereich überhaupt kein Angebot. Das ist der Grund, warum wir Bundesländer gesagt haben - unabhängig von all den Maßnahmen, über die ich jetzt referieren durfte -: Wir brauchen eine Veränderung in diesem niedergelassenen Bereich.

 

Deswegen setzen wir auf die Primärversorgungszentren, wenn es um die Allgemeinmedizin geht, und deswegen setzen wir auch auf Gesundheitszentren, wenn es um die Fachmedizin geht, wo es einfach neue Formen, neue Entwicklungen und vor allem neue Anstrengungen braucht. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und NEOS. - GR Mag. Josef Taucher: Du machst das so gut! - GR Ing. Christian Meidlinger: Der macht das gern!)

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Frau GRin Mag. Huemer, bitte.

 

9.51.14

GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Einen schönen guten Morgen, Herr Stadtrat! Vielen Dank auch für den Bogen und die Ausführungen zu den Maßnahmen,

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular