Gemeinderat, 49. Sitzung vom 24.01.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 69
der Ausbau des Schmutzwasserpumpwerks Kaiserebersdorf ist ein wesentlicher Beitrag zur Optimierung des Überflutungsschutzes in Simmering gewesen. Da gibt es eine zusätzliche Pumpe, die 6.700 l Abwasser pro Sekunde zur Kläranlage pumpen und zur Reinigung überführen kann. Die Entlastungsmöglichkeit über das Regenwasserhebewerk Kaiserebersdorf ist ebenfalls gesteigert worden. Da ist die Förderleistung von 4.000 l pro Sekunde auf 16.000 l pro Sekunde ausgeweitet worden - Simmering.
Das Speicherbauwerk in Favoriten verfügt über insgesamt 4 Millionen Liter Fassungsvermögen und schützt 40 ha große Einzugsgebiete vor Überflutungen. Es gibt ein neues unterirdisches Speicherbecken Gelbe Haide. Da können 10 Millionen Liter Regenwasser aus Altmannsdorf und Hetzendorf aufgenommen werden. Das ist übrigens ein sehr schönes Projekt, weil obendrauf 4.500 m² an Natur- und Streuobstwiesen mit 1.000 Pflanzen und derweil 250 Bäumen sind. Das sorgt auch oben für gutes Klima.
Die renaturierte Liesing ist insgesamt ein Beispiel für ökologische Vorzeigeprojekte weit über Wien hinaus. Der Liesingbach ist ja jetzt schon zwischen Kledering und Blumental renaturiert, vom Betonkorsett befreit und nach dem Vorbild der Natur wiederhergestellt. Das ist ein wunderbarer Ort zum Verweilen. Das ist möglich, weil ein leistungsfähiger Transportkanal mit einer Länge von 5,3 km das Abwasser unter dem Bachbett abführt. Dieser Kanal kann bei einem Regenereignis mit Hilfe von 10 Regulierbauwerken 17 Millionen Liter Stauraumkapazität schaffen.
Jetzt macht mich besonders froh, dass sie aktuell dabei sind, bis 2027 den Lückenschluss der naturnahen Umgestaltung des Liesingbachs fertig zu machen. Es sind gerade jetzt 9,2 km zwischen Kaiser-Franz-Josef-Straße und Großmarktstraße im 23. Wiener Gemeindebezirk in Arbeit. Das ist eine Sache, bei der die Profis von Wiener Gewässer und Wien Kanal ihre Kräfte bündeln. Am Schluss haben wir alle etwas davon. Dafür auch ein großes Dankeschön an Wiener Gewässer. Das Liesingtal ist aber auch ein wichtiger Ort für den Überflutungsschutz in Simmering. Wie hängt das eine mit dem anderen zusammen? Das funktioniert durch die Nutzung der ehemaligen Kläranlage Blumental im 23. Bezirk als Speicherbecken für einen Regenwetterfall, und zwar ein Speicherbecken von insgesamt 20 Millionen Liter Speichervolumen - alles unglaublich große Zahlen.
Noch größer werden die Zahlen, wenn wir zum Wientalkanal schauen. Dort ist 2006 eine wirkliche technische Innovation, weltweit beachtet, in Betrieb gegangen: Ein riesiger Entlastungskanal unter einem Flussbett, nämlich unter dem Flussbett der Wien. Der Kanal hat einen 7,5 m großen Durchmesser. Das muss man sich einmal vorstellen. Da könnten Lastwägen durchfahren. Er kann 110 Millionen Liter Abwasser speichern und geht vom Ernst-Arnold-Park im 5. Bezirk bis zur Urania im 1. Bezirk. Dort wird jetzt angeknüpft. Am 29. Februar, also in wenigen Tagen, werden wir mit dem Bau des letzten Bauabschnitts dieses riesengroßen Gewässerschutzprojektes starten. Der Wientalkanal wird eben vom Ernst-Arnold-Park im 5. Bezirk bis hinaus in den Westen Wiens um 9 km verlängert.
Jetzt gibt es auch noch das Pumpwerk Donauinsel, das ich erwähnen könnte, insgesamt das leistungsfähigste Abwasserpumpwerk im deutschsprachigen Raum. An einem normalen Tag werden dort 600 l Abwasser pro Sekunde gefördert. Im Regenwetterfall können die Regenwasserpumpen 48.000 l Mischwasser pro Sekunde in die Donau entlasten. Dort wird auch 2024 mit einer neuen Pumpe erweitert. Das Bauwerk selbst bekommt ein Update.
Ich habe versucht, es in einem sehr schnellen „wordrap“ zu machen. Es könnte noch länger sein, aber Sie haben hoffentlich einen Eindruck davon bekommen, was Wien Kanal leistet. Sie sehen: Die Kanalisation macht glücklich, wenn man rechtzeitig darauf schaut, dass man sie hat, wenn man sie braucht. Das machen die Kolleginnen und Kollegen von Wien Kanal jeden Tag. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der SPÖ. Frau GRin Bozatemur, bitte.
GRin Aslihan Bozatemur (SPÖ): Guten Morgen! Vielen herzlichen Dank für die ausführliche Beantwortung, Herr Stadtrat. Ich habe aber noch eine Zusatzfrage, nämlich, ob die von Ihnen aufgezählten Maßnahmen auch zukünftige Überflutungen verhindern können.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM - erheitert: Freilich! Haben wir alles vorbereitet!)
Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Die möglicherweise unbefriedigende Antwort ist: Nein. Es wäre absolut unseriös, zu behaupten, wir hätten die Natur im Griff. Man hat bei den Beispielen, die ich vorhin genannt habe, eh schon ein bisschen einen Eindruck davon gewonnen, welche großen Ereignisse auf uns zukommen können. Man muss sagen, dass man trotz funktionierender Abwasserentsorgung, trotz dieser Maßnahmen, die ich alle erwähnt habe, und trotz der Notfallpläne nie eine 100-prozentige Garantie geben kann, dass es bei extremen Regenereignissen keine Überflutungen geben kann.
Die Natur ist launisch. Es gibt da immer auch ein Restrisiko. Solange wir die Klimaerwärmung nicht stoppen, werden wir uns mit den Auswirkungen beschäftigen müssen, weil wärmere Luft mehr Wasser binden kann. Das sind ungefähr 7 Prozent mehr Wasser pro um 1 Grad wärmere Luft. Das heißt, physikalisch gesehen, wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu intensiveren Niederschlägen kommen, weil wärmere Luft eben mehr Wasser und damit größere Gewitterereignisse mit sich bringt.
Es wird auch noch weitere globale Faktoren geben, wie zum Beispiel den Jetstream. Es wird damit in manchen Gebieten zu stärkeren Schwankungen der jährlichen Regenmenge kommen, et cetera. Das bedeutet aber für uns, dass wir mit dem, was wir gestartet haben, natürlich nie aufhören dürfen, nämlich auf allen Ebenen das Beste zu tun, was wir machen können, um das Kanalsystem leistungsfähiger zu machen, weiter zu drehen und weiter zu bauen. Das heißt, diese großen Investitionen der letzten
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