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Gemeinderat, 49. Sitzung vom 24.01.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 12 von 69

 

Jahrzehnte werden nicht aufhören. Wir sind gerade mittendrin in einem starken Investitionsschub sowohl in anderen Bereichen der Infrastruktur, bei der Wasserversorgung - wir haben ja schon viel davon gesprochen - als auch bei der Abwasserentsorgung.

 

Es gibt vier Säulen: die effektive Bewirtschaftung des Kanalnetzes, der Bau von Speicherbecken, Transport- und Staukanälen, die laufende Modernisierung der Anlagentechnik und das Regenwassermanagement. An allen vier Säulen wird gebaut. Das ist möglich, weil diese großen Investitionen auch als Leistung der öffentlichen Hand abgebildet werden können. Das feiern wir gerade zum 100. Mal.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Ing. Guggenbichler, bitte.

 

9.45.49

GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat!

 

Es ist selten der Fall, dass ich eine so wohlwollende Frage an einen Stadtrat auch für gut empfinde. Ich glaube, 100 Jahre Wien Kanal haben es verdient, dass man auch hier in diesem Haus darüber spricht. Die machen wirklich gute Arbeit dort. Das wissen wir auch, aber natürlich hat das so wie alles in Wien eine bittere Pille.

 

Sie kennen ja das Valorisierungsgesetz. Kollege Meidlinger muss ja zum Beispiel jedes Jahr bei seinen Lohnverhandlungen auch dafür sorgen, dass die Kaufkraft in Wien und der Wiener Bürger erhalten bleibt. Durch dieses Valorisierungsgesetz und durch die jährlichen Erhöhungen greifen Sie natürlich auch in Zeiten der Krise - im Moment die Energiekrise, die Pandemie, et cetera - jedes Jahr in die Taschen der Bürger, der Wienerinnen und Wiener.

 

Gerade auch Ihre Kollegen sprechen oft über Frauenarmut und Kinderarmut in Wien. Werden Sie sich dafür einsetzen, dass die Gebühren in Zukunft nicht valorisiert werden und den Wienerinnen und Wienern - besonders den Armutsgefährdeten - mehr Geld in der Tasche bleibt?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.

 

Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ich möchte es deutlich sagen: Ich finde, die Frage beantwortet sich fast von selbst. Ich habe es auch jetzt gerade gemacht. Ohne Investitionen in die wachsende Stadt, ohne Investitionen in den Klimawandel und ohne diese Investitionen in das Kanalsystem sind Gewässerschutz, Überflutungsschutz und ein Ausbau des Kanalnetzes nicht möglich. Wir haben allein von 2017 bis 2026 Investitionen von 600 Millionen EUR geplant und sind in der Umsetzung. Das ist ein Budget, was über das Tagesgeschäft von Wien Kanal weit hinausgeht, weil es eben die Investitionen in die Zukunft unserer Stadt bietet: Sicherheit für alle BürgerInnen, Gesundheit in dieser Stadt und Lebensqualität.

 

Ich finde, es ist ein bisschen billig, das - nachdem recht ausufernd darüber diskutiert worden ist - im Zusammenhang mit einer Kostenbelastung für die Bürgerinnen und Bürger zu besprechen. Man sollte das einfach vergleichen. Man sollte das Kanalnetz und die Kanalgebühren in Wien mit anderen Städten vergleichen. Wir liegen hier im Spitzenfeld, was niedrigere Preise betrifft. Sie bekommen für 2,35 EUR inklusive 10 Prozent Umsatzsteuer nicht nur 1.000 l Abwasser entsorgt und gereinigt, sondern alle Leistungen, von denen ich vorhin erzählt habe. Dieser faire Preis ist möglich, weil Wien Kanal nicht ein Unternehmen am freien Markt ist und Gewinne machen will, sondern der Stadt gehört und den Menschen dieser Stadt zu Gute kommt.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von den NEOS. Frau GRin Mag. Pipal-Leixner, bitte.

 

9.48.21

GRin Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA (NEOS): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Wien Kanal ist ja unbestritten ein Teil der kritischen, der sehr kritischen Infrastruktur. Deshalb die Frage: Wie ist Wien Kanal auf einen Blackout vorbereitet?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.

 

Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Danke. Sie wissen: Alle Abteilungen der Stadt sind natürlich auf einen Blackout vorbereitet - und das bestmöglich. Bei Abteilungen der kritischen Infrastruktur ist es aber eine besonders große und wichtige Aufgabe. Es ist besonders wichtig, auch zu schauen, was passieren könnte. Da muss man schon sagen: Wenn in Wien das Licht ausgeht, dann ist es auch so, dass in Teilen der Stadt der Abwassertransport durchaus auf eine Probe gestellt wird und es deshalb einen sehr, sehr genauen Notfallplan gibt, um sicherzustellen, dass das Abwasser überall in ganz Wien für mehrere Tage abgeleitet werden kann.

 

Warum braucht es überhaupt so einen genauen Notfallplan? Da muss ich ein bisschen ausholen und das Kanalnetz schildern. Das sind 2.500 km lange Kanäle. Die bestehen aus 5 Einzugsgebieten und führen zur Kläranlage im tiefsten Gebiet von Wien im 11. Wiener Gemeindebezirk. Das bedeutet, dass die Abwässer im freien Gefälle fließen können - außer jene aus dem 21. und 22. Bezirk. Die müssen auf Grund der seichten Lage der Einzugsgebiete und auf Grund der Querung der Fließgewässer gepumpt werden.

 

Das bedeutet jetzt aber wiederum, dass man dort für den Notfall schauen muss, dass die 6 Hauptpumpwerke und die 40 weiteren Pumpstationen eine entscheidende Rolle spielen können, um Abwasser in die Donau zu entlasten, und dass daher diese Pumpwerke bei Stromausfall nach einem genauen Einsatzplan von verschiedenen Teams mit unterschiedlichen Geräten angefahren werden und weiterhin ihre Leistung bringen können. Das sind zum Beispiel Notstromaggregate, die eine zeitweise Stromversorgung schaffen - zeitweise deshalb, weil die Speicherkapazität der Kanäle dazwischen immer wieder genutzt werden kann und sich das Versorgungsintervall daher danach richtet. Andere Pumpwerke werden mit Tankwägen und mobilen Pumpen angefahren, um das angestaute Abwasser dann aus der Anlage zu fördern.

 

Sie sehen also, die Auswirkungen hängen wesentlich von der Ursache und von der Dauer des Blackouts ab, denn das Ganze funktioniert, solange das Team Treibstoff zur Verfügung hat und die Kommunikation aufrechterhalten werden kann. Das sind schon einige Tage. Dafür ist Wien Kanal gut gerüstet.

 

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