Gemeinderat, 49. Sitzung vom 24.01.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 69
Es gibt aber noch ein zweites Thema: Natürlich gibt es auch, was die Kanalisation betrifft, das Thema Eigenverantwortung, wie wir auch sonst darauf schauen müssen, dass wir versorgt sind. Im Ernstfall einer Krise macht es Sinn, zu schauen und herauszufinden, wie die private Kanalanlage geplant ist. Die sollte so geplant sein, dass alles im Freien Gelegene abfließen kann. Da gibt es auch Normen und Richtlinien. Sollte man aber zum Beispiel bei einer Dusche im Keller, et cetera eine Hauskanalanlage haben, die eine Abwasserhebeanlage braucht, dann macht es Sinn, dafür einen Notfallplan zu haben. Große Gebäude haben so etwas ganz sicher. Im privaten Bereich macht es Sinn, den Installateur zu fragen, sollte man das nicht ganz genau wissen.
Im Wesentlichen kann man aber sagen, im Großen und Ganzen wird das Wasser abfließen, solange Sie Wasser im Spülkasten haben. Bekanntlich kommt das gravitätisch im freien Fall von Rax, Schneeberg und Hochschwab bis nach Wien.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bevor ich die nächste Zusatzfrage vergebe, darf ich nur kurz fürs Protokoll bekannt geben, dass GR Neumayer anwesend ist und am heutigen Tag nicht temporär entschuldigt ist. - Zur 4. Zusatzfrage ist Frau GRin Dipl.-Ing. Otero Garcia von den GRÜNEN zu Wort gemeldet. - Kollege Prack und Herr Stadtrat, darf ich bitten, etwas auf die Seite zu gehen?
GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Vielen Dank für die ausführliche Beantwortung dieser wirklich sehr spannenden Frage zum Thema Wien Kanal.
Ich kann Ihre Begeisterung nur teilen. Als Kulturtechnikerin schlägt mein Herz jedes Mal höher, wenn es um Abwasser geht. Es ist auch wirklich wichtig, hervorzuheben, welche wichtige Rolle die Kanalisation für die öffentliche Gesundheit hat. Das haben Sie auch gemacht. Das ist fast genauso wichtig, wenn nicht wichtiger als die Trinkwasserversorgung. Insofern möchte ich mich an dieser Stelle auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Wien Kanal bedanken, vor allem auch bei den Kanalräumern. Das ist nämlich keine so ungefährliche Arbeit, die da erledigt wird.
100 Jahre Wien Kanal bieten auch die Möglichkeit, Rückschau zu halten und sich auch ein bisschen zu überlegen, wie wir die Kanalisation entlasten können. Sie haben ja auch selber gesagt: Kanalisation ist kein Hochwasserschutz. Deswegen müssen wir schauen, dass wir Abwasser oder Regenwasser möglichst vorher zurückhalten können, bevor es in die Kanalisation gelangt. Insofern unterstreicht das noch einmal die Wichtigkeit der Entsiegelungsmaßnahmen und des Aufbrechens von Beton in der Stadt, sodass wir Regenwasser möglichst an Ort und Stelle halten. Auch die Wichtigkeit der Grauwassernutzung möchte ich noch einmal betonen, gerade in Stadterweiterungsgebieten. Da haben wir ja auch eine Anfrage gestellt und sind gespannt auf die Antwort, die da jetzt kommt.
Nicht ganz so alt wie Wien Kanal, aber doch 30 Jahre alt, sind die Pläne für die Renaturierung des Wienflusses. Sie haben vorhin auch die Baumaßnahmen erwähnt, die jetzt zur Erweiterung und zum Ausbau des Wientalkanals anstehen und die auch nötig sind. An dieser Stelle möchte ich noch einmal sagen, welche einmalige Chance sich jetzt in Wirklichkeit durch dieses Riesenprojekt bietet, den Wienfluss zu renaturieren, und welche einmalige Chance wir hier haben, um einen zusätzlichen Naherholungsraum für die Wienerinnen und Wiener zu schaffen, Natur und Artenschutz in der Stadt noch einmal zu stärken und auch das Fuß- und Radwegenetz zu erweitern. Das wäre eine vertane Chance, wenn wir hier nicht tätig werden.
An dieser Stelle möchte ich fragen, welche Pläne zur Renaturierung des Wienflusses es von Seiten der Stadt in dem Bereich, wo jetzt der Kanal ausgeweitet wird, gibt und was umgesetzt wird.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.
Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: So sehr es mich genauso wie Sie begeistert, bitte ich da jetzt auf der einen Seite um Verständnis, was die Zuständigkeit betrifft, und auf der anderen Seite um Geduld.
Was ich aber jedenfalls sagen kann und was die Grundlage dafür ist, dass man, wie Sie ja richtig sagen, die Flussökologie schützen kann und auch weitere Projekte angehen kann, wie wir es ja bei der Liesing machen: Der Kanal unter der Wien wird eben jetzt angegangen. Das ist eine riesengroße Investition. Wir reden von einer dreistelligen Millionensumme und einem Projekt, das über fünf Bezirke laufen wird, das eben jetzt Ende Februar beginnen wird und das mit unglaublich viel technischem Know-how aufgesetzt wird, nämlich dahin gehend, dass die Oberfläche so wenig wie möglich aufgebrochen werden muss. Es ist quasi ein Wurm, der sich da durch die Erde bohrt und der dafür eigens hergestellt werden wird.
Das ist die Grundlage dafür, dass wir den Wienfluss vor Mischwassereinträgen schützen können, und die Grundlage dafür, dass die Flussökologie das hergibt, um sich in der Zukunft weiterzuentwickeln. Das wird noch ein paar Jahre dauern, aber ich freue mich auf alles, was danach kommen kann. Wenn Sie die Begeisterung von mir teilen, kann ich Ihnen noch erzählen: Ich habe beim Vorbereiten auf die Antwort die Unterlagen und Infos, die ich bekommen habe, ungefähr auf ein Drittel gekürzt. Ich kann alles, was ich habe, teilen. Das ist abendfüllend. (Heiterkeit beim Redner sowie bei GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia und GRin Dr. Jennifer Kickert.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 5. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Herr GR Dr. Mantl, bitte.
GR Dr. Josef Mantl, MA (ÖVP): Herr Stadtrat, danke für die ausführlichen Antworten. Ich hätte auch noch eine Frage.
Gemäß dem Wirtschaftsplan der Unternehmung Wien Kanal ist im Wirtschaftsjahr 2024 ein Verlust in der Höhe von 39,947 Millionen EUR zu erwarten. Welche Maßnahmen sind geplant, um zu verhindern, dass sich dieses Defizit auch in den nächsten Jahren fortsetzt?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.
Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Das ist im Gesamtbudget von Wien Kanal eine ernst zu nehmende, aber wie Sie sicherlich wissen, keine dramatische Größenordnung. Durch das sehr genaue Wirtschaften der
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